Neben „Last Man Standing“ gehört „Martial Outlaw“ zu den besten Filmen von Kampfsport-Ass Jeff Wincott, der hier unter Genre-Regisseur Kurt Anderson („Martial Law II: Undercover“, „Bounty Tracker“) und Fight-Choreograph Jeff Pruitt zu ganz großer Form aufläuft und in den besten Martial Arts – Fights seiner Filmkarriere zu sehen ist. Für Fans beinharter B-Action bedeutet diese Konstellation vor und hinter der Kamera wahrlich ein Highlight.
Ohne viel Wenn und Aber spult Anderson den simpel gehaltenen Plot zweier ungleicher Brüder ab, die allerhöchstens der Job verbindet. Kevin White (Wincott) ist DEA-Agent in Washington und reist nach Los Angeles, um vor Ort gegen den mächtigen, russischen Verbrecherboss Nikolai Rodchenkov (Vladimir Skomarovsky) zu ermitteln, der auf eine große Lieferung Drogen wartet. Dort verrichtet auch sein Bruder Jack (Gary Hudson, „ Bridge of Dragons“, „Operation Delta Force 4: Deep Fault“) seinen Polizeidienst, ist aber nie über den Status eines einfachen Streifenpolizisten hinausgekommen. Als sein Bruder bei ihm auftaucht, begegnet er ihm daher auch direkt mit Neid und Missgunst. Aber das ist noch längst nicht alles. Jack ist korrupt. Er verdient sich nebenher nette Sümmchen von illegaler Natur und steigt bei den Russen ein, indem er Kevins Informant enttarnt und der Organisation Nikolais den Rücken frei hält...
Das familiäre Drama rund um die beiden Brüder, ihren pensionierten Vater (Richard Jaeckel, „The Dirty Dozen“, „The King of the Kickboxers“), der an der Flasche hängt, und Jacks unglückliche Frau Lori (Krista Errickson, „Killer Image“), die unter den ständigen Launen und Wutausbrüchen ihres Gatten zu leiden hat, wird nur wenn nötig aufgenommen. Dafür führt das Drehbuch aber die Gebrüder White zusammen, die von nun an eigentlich gemeinsam gegen die russischen Gangster zu Felde ziehen sollen. Kevin braucht seine Zeit, bis ihm dämmert, was hier eigentlich gespielt wird. Denn Jack hat nur auf die gemeinsame Zusammenarbeit gedrängt, damit er seinen Bruder im Auge und den Russen den Rücken frei halten kann.
Andersons überzeugende Regie weiß mit den schmuddeligen Kulissen (Hafen, Kneipen etc.) von Los Angeles viel anzufangen und kreiert das typische B-Movie-Flair jener Zeit, während der Plot in einem ordentlichen Tempo Fortschritte macht und Wincott nebst Hudson von Prügelei zu Prügelei schickt. Da Hudson in dieser Hinsicht viel weniger drauf hat als sein Filmpartner übernimmt Wincott auch den Löwenanteil.
Was dann jeweils abgeht, wenn zwielichtige Gestalten die Bildfläche betreten, kann sich wirklich sehen lassen und gehört zur Genreoberklasse. In diversen Locations geht es gegen Dutzende russischer Schläger, die alle gut einstecken können, mit Kicks, Schlägen und Schlagstöcken. Befragungen und Verhaftungen sind dabei Nebensache, sobald einer von den beiden attackiert wird, geht es rund. Wenn dabei jemand drauf geht, interessiert es die beiden nicht. Sie helfen eher noch nach.
Die brutalen Kämpfe mit ihren harten Soundeffekten, vielen brechenden Knochen und spektakulären Stunts / Moves bilden jeweils die Highlights und sind absolut sehenswerte Fights. Insbesondere die Konfrontationen mit dem Ungetüm Stefanos Miltsakakis, der zu oft in Nebenrollen (u.a. „Maximum Risk“) verheizt wird, sind nicht von schlechten Eltern und haben es in sich. Wer auf knallhartes Martial Arts steht, sollte sich deshalb „Martial Outlaw“ unbedingt einmal zu Gemüte führen, zumal die Kämpfe dann auch gleich mehrere Minuten andauern.
Der gute Score von P.M. - Dauerbrenner Louis Febre und die für einen B-Actioner gut funktionierende Story runden den Film zu einem unterhaltsamen, kurzweiligen Filmvergnügen ab, dem allerhöchstens ein wenig Abwechslung in der Actionpalette fehlt. Im Finale werden zwar auch noch die Schusswaffen gezückt, bis dahin dominieren aber nur die immerhin sehr guten Martial Arts – Szenen.
Auch schauspielerisch hinterlässt der Cast einen durchweg positiven Eindruck, obwohl man bei Wincott manchmal Angst haben muss, dass er mit seinen breiten Schultern mal einem Türrahmen hängen bleiben könnte.
Fazit:
Auch wenn ein paar vermeidbare Logikpatzer des Drehbuchs den Gesamteindruck leicht trüben, so zählt „Martial Outlaw“ zu den besten Martial Arts – Krachern des B-Action-Genres. Ohne viel Federlesen zieht Kurt Anderson die Angelegenheit flott durch, wobei das Skript nicht ständig auf aufgebrauchte Ideen zurückgreift. Die überzeugenden Darsteller und natürlich die sehenswerten Fights erledigen den Rest, um „Martial Outlaw“ schließlich zu seinem Status zu verhelfen. In nahezu jeder Hinsicht sehr überzeugend, auch wenn der letzte Feinschliff fehlt. Genrefans kommen hier garantiert vollends auf ihre Kosten.