Review

Nachdem Russell Mulcahy „The Scorpion King“ ein okayes, aber leicht trockenes Prequel an die Seite gestellt hatte, verpasste Roel Reiné dem Kriegerkönig eine Frischzellenkur, die ähnlich wenig mit dem Erstling zu tun hat wie der direkte Vorgänger, aber direkt an ihn anschließt.
Es beginnt mit einem etwas lieblosen Intro, in dem kurz hektisch hergebetet wird, dass die Holde aus Teil 1 nach einer Intrige tot ist (was man mit Aufnahmen von Kelly Hu aus dem Erstling untermalt), der Scorpion King Mathayus (Victor Webster) sein Königreich verlor und danach die Mörder seinerseits richtete. Danach zieht er wieder als Söldner durch die Lande, womit erklärt wird, warum sich der Skorpionkönig nicht aufs Altenteil zurückgezogen hat. Allerdings ist das Ganze angesichts der dramatischen Einschnitte in Mathayus‘ Leben erstaunlich salopp erzählt, eine lästige Pflichtübung, damit wieder Platz für Kloppe-Action ist.
König Horus (Ron Perlman) engagiert den erfahrenen arkadischen Krieger, damit dieser ihm im Kampf mit seinem Rivalen, dem schurkischen Herrscher Talus (Billy Zane), hilft. Hierzu stellt er ihm den germanischen Krieger Olaf (Bostin Christopher) zur Seite, was zu etwas (manchmal unbeholfener und leicht prolliger) Buddy-Komik führt. Doch spätestens nach einem gemeinsam überstandenen Banditenüberfall sind Mathayus und Olaf eingeschworene Kampfgefährten, deren Käbbeleien davor und danach nicht zur Krone der Komik reichen, da müssen sich „Lethal Weapon“ und Co. keine Sorgen machen, doch es lockert den Film auf, macht „The Scorpion King 3“ zu einem augenzwinkernden B-Spektakel.

Den ersten Auftrag, den Schutz der Festung von Horus‘ Verbündetem Ramusan (Temuera Morrison), erfüllen sie vorbildlich, doch von Ramusan erfahren sie, dass Talus nach dem Buch der Toten giert, welches ihm die Kontrolle über mächtige Geisterkrieger gibt. Noch besitzt Ramusan das gute Stück, doch Talus hat dessen Tochter entführt, die Mathayus und Olaf nun retten sollen…
Damit entwickelt sich die Geschichte von „The Scorpion King 3“ zu einem wenig sauber erzählten Mehrfrontenkrieg zwischen verschiedenen Herrschern und Geheimorganisationen ein. Ständig tauchen neue Verbündete, Gegner und Parteien, die man vorerst nicht einschätzen kann, auf, aber Reiné hält das Tempo des bunten Treibens konstant, kann gegen das Script, das die Fäden irgendwann gnädigerweise zumindest halbwegs sinnig zusammenführt, an inszenieren und schlägt aus der neuen Dschungellocation Kapital. Im Geiste des Erstlings wird die Populär- und Filmkultur sowie die Mythenwelt bunt an- und durchzitiert: Von den ägyptischen Wüsten des Erstlings geht es hier in asiatische Gefilde (was auch dem Drehort Thailand geschuldet ist), Germanenkrieger und römische Streitwagen spielen ebenso eine Rolle wie untote Geisterkrieger, die im Finale mitmischen, und ab der Filmmitte kommen noch Ninjas hinzu.
Das alles verschmilzt Reiné zu einem freudige und augenzwinkernden B-Spektakel, das regelmäßig mit ironischen Einschüben darauf verweist, dass man diesen wüsten Mix aus Einflüssen aller Couleur lieber nicht zu ernst nimmt. Und doch sind alle Zutaten da, die so ein Fantasy-Abenteuerfilm benötigt: Hübsch anzusehende und exotische Schauplätze, die Reiné als sein eigener Kameramann gewohnt schick auf den Bildschirm bringt, illustre Schurken, listige Pläne beider Seiten, Magie und knallige Action. Bei letzteren mischen auch nicht-animierte Elefanten, Belagerungsmaschinen und Streitwagen mit, was für einen Direct-to-video-Reißer jetzt nicht unbedingt verständlich ist (da nicht immer im Budget); nur die Armeen sind dann doch mit weniger Statisten als „Herr der Ringe“ und Co. ausgestattet.

So bietet die Action jene Mischung aus Schlachtengetümmel und kleineren Brawls, welche die „Scorpion King“-Reihe auszeichnen. Reiné und sein Stunt Coordinator Seng Kawee zaubern sehenswerte Kampfszenen mit gelegentlichem, aber nicht übertriebenem Wirework-Einsatz, in denen verschiedene Stile zum Einsatz kommen: Die elegante Kampfkunst der Ninja, Mathayus‘ Wrestling-Moves und Olafs Kneipenschlägerstil sind dabei die wichtigsten, welche Teilnehmer kontrastieren. Ausgerechnet im Finale ermüdet der Film ein wenig, gerade das Duell zwischen Olaf und dem Geisterkrieger Argomael (Dave Bautista) ist dann doch etwas unspektakulär und auch wenn die Streitwagenverfolgungsjagd zwischen Mathayus und Talus mal was Ungewöhnliches ist, so ist sie dann doch weniger packend als ein Final Fight. Dass mag natürlich auch daran liegen, dass Billy Zane in einer körperlichen Auseinandersetzung ein wenig überzeugender Gegner wäre.
Dafür gibt Zane als Popanz-Schurke dem Affen richtig Zucker und sorgt für eine gute Laune, während Ron Perlman und Temuera Morrison den Film in ihren Bit-Parts veredeln. Victor Webster fällt dagegen mit mimischen Defiziten und leichtem Charismamangel auf, man aus dem Wrestingstall aber schon Schlimmeres gesehen. Bostin Christopher ist brauchbar als Sidekick, während Krystall Vee ziemlich stark als schlagkräftiges Love Interest aufspielt. Dave Bautista, Kevin ‘Kimbo Slice‘ Ferguson und Selina Lo als Geisterkrieger sind nur kurz dabei und eher körperlich denn schauspielerisch gefragt, langen aber immerhin recht eindrucksvoll hin.

Klar, ein echter Kracher vor dem Herrn ist „The Scorpion King 3“ nicht, aber immerhin freudiges, knallbuntes B-Treiben mit schickem Schauplatz und reichlich Action, die erst im Finale etwas nachlässt. Ein wildes, energetisches Potpourri aus Mythen und Genreversatzstücken, auch wenn nicht alles daran funktioniert und der Plot eher sekundär ist. Laune macht’s trotzdem.

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