Nah dran am echten Leben...30.01.2014
Dieser Film hat mit den modernen Sehgewohnheiten nicht viel gemein. Er ist ruhig, dialoglastig, birgt keine schnellen Schnitte, wird nicht von lauter Musik und Effekten getragen, sondern erzählt einfach eine Geschichte. Dies aber nach etwas zähem Beginn durchaus spannend und immer so nah dran an der nachvollziehbarkeit, daß sich auch der deutsche Konsument aufgeklärt wähnt ob der ekligen, klebrigen Spirale aus Machtgier, Lobbyismus, Intrige und Anwanzerei. Natürlich kann man jetzt sagen, daß das hier dargestellte Geschehen eine Besonderheit der amerikanischen Politik sei, aber wenn man einmal hinterfragt, wer bei uns mit welchen Mitteln auf welchen politischen Posten gelangt, so ist der Bezug zum Filmgeschehen nicht weit.
Wir sind in Iowa, bei den Vorwahlen zum Präsidentschaftskandidaten. Mike Morris ist Kandidat der Demokraten, sein Gegenkandidat scheinbar abgeschlagen, ein Verdienst von Morris' Wahlkampfhelfer Meyers. Dieser tappt in eine Falle, die die andere Seite geschickt eingefädelt hat, und gerät so in eine Situation, aus der es vermeintlich keinen Ausweg zu geben scheint...außer gefeuert zu werden. Doch Meyers hat auch ein As im Ärmel, und das ist eine Praktikantin, die nicht nur mit ihm ins Bett geht...dazu auch noch schwanger ist. Und am Ende müssen andere Leute gehen, während Meyers gestärkt aus dem Intrigantenstadel herauskommt...eine steile Karriere schient ihm sicher.
Das ist natürlich keine leichte Kost, da auch die eingangs geschilderte ruhige Inszenierung nicht unbedingt für atemberaubende Spannung sorgt. Doch der Film ist ja auch nicht im Agentenmilieu beheimatet, sondern genau da, wo fast jeder Dreck am Stecken hat, wo heute gesagtes schon morgen anders dargestellt wird, wo Ehrlichkeit und Loyalität nur hohle Worthülsen angesichts des großen Ziels der Präsidentschaft sind. Regisseur und Gouverneur Clooney gelingt hier ein für den interessierten Zuseher ruhiges, fast schon theatergleiches Kammerspiel rund um Ränkeschmiede, Verrat und Falschheit, welches zeigt, wie es wirklich zugeht, auch wenn wir wahrscheinlich nur an der Oberfläche des echten Treibens bleiben. Darstellerisch ist feine Kost geboten, und so bleibt ein Lehrstück darüber, mit welchen Mitteln in der Politik gespielt wird. Nicht für jedermann geeignet, aber in meinen Augen zumindest sehenswert - 7/10.