George Clooney tritt hier nicht nur als Präsidentenkandidat im Film, als Film-Producer sondern auch als Regisseur des sehr gelungenen Polit-Thrillers IDES OF MARCH auf. Clever hat er sich schon vor Jahren die Rechte an dem entsprechenden Theaterstück "Farragut North" von Beau Wililimon gesichert und diese jetzt im letzten Jahr des tatsächlichen US Vorwahlkampfes in Form eines guten Timings am Kinomarkt plaziert. Treffsicherheit beweist er auch mit der engagierten Starriege und Besetzung mit u.a. dem aufstrebenden Ryan Gosling der zuletzt mit DRIVE und ALL BEAUTY MUST DIE extrem gute ernsthafte Performances hingelegt hat und auch mit Philip Seymour Hoffman.
Die Story (OHNE SPOILER!) ist zunächst gradlinig, schlägt aber dann schöne Kapriolen: Der junge Polit-Consultant Stephen Meyers (Ryan Gosling) ist dabei den aufsteigenden Gouveneur Mike Morris (George Clooney) ganz nach oben als Top Kandidat um die US Präsidentschaft zu bringen. Zunächst scheint alles zu funktionieren, doch dann gibt es ungeahnte Ereignisse die alles auf den Kopf stellen.....daraus ergibt sich eine ungeahnt spannende und bis zum Schluß aufwühlende Story mit hohem Realitätsgehalt und teils fast dokumentarischer Härte.
Dabei ist Ryan Gosling ganz klar die Hauptfigur und spielt den Yuppie-Berater intensiv und souverän und man nimmt ihm die Rolle in jeder Sekunde ab. Im Laufe der Ereignisse ist seine Wandlungsfähigkeit gefordert und er wird dieser Anforderung in jeder Hinsicht gerecht. George Clooney spielt den Kandidaten relativ zurückhaltend, glatt und ohne Kanten was sicherlich dem Drehbuch und der Rolle entspricht und er dreht erst im dramatisch zugespitzten Schluß etwas auf. Dem Zuschauer wird schön vor Augen gehalten wie ein Polit-Kandidat gemacht und geplant wird und wie sein Image und fast jede Geste eine einstudierte Haltung oder Pose ist. Dies ist natürlich keine neue Erkenntnis, IDES OF MARCH verdichtet aber diese Message sehr schön und ohne satirische und dramaturgische Übertreibung.
Zynisch wird der Film am Ende schon und fast so packend wie eine Schachpartie mit Überraschungen und ganz neuen Aufstellungen und Strategien. Fans vertrackter Polit-Thriller kommen aufgrund dieses hochwertigen Setups auf jeden Fall auf ihre Kosten. Es ist eine kleine Abrechnung mit dem aktuellen politischen System der USA die dennoch nicht übermäßig hart oder radikal formuliert ist und auf die sich am Ende dann doch alle einigen können, weil das "Böse" eben überall ist und nicht nur einer politischen Seite zugeordnet werden kann.
Die Ausstattung und Drehorte sind extrem hochwertig und in jeder Hinsicht erhaben und schieben den Film deutlich in Richtung eines möglichen Genre-Klassikers. Dazu hilft wie schon gesagt die äußerst intensive Performance von Ryan Gosling ein gutes Stück, er trägt quasi einen guten Teil des Films erfolgreich auf den Schultern und agiert hervorragend mit den anderen genannten Schauspielern. Clooney hat sich erneut als Regisseur empfohlen und seine in Hollywood selten vorkommende linksliberale Haltung in einen spannenden Polit-Thriller umgesetzt.
7/10 Kandidaten....äh,....Punkten