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"The Cell" - ein apokalyptisch-brutales Wandgemälde in Filmform? Ein düsterer, bizarrer Höllentrip á la "Jacob's Ladder"? Oder doch nur ein kläglicher Versuch eines ehemaligen Musikvideo-Regisseurs, seine abstrakten Bilder in Format eines großen Kinofilms zu bringen? Eher letzteres. Denn wenn Tarsmin Singh, der Schöpfer des - zugegeben - genialen Musikvideos "Losing my Religion" von R.E.M., sich in den Regiestuhl eines abendfüllenden Filmereignisses setzt, dann erwarten wir zumindest fantastische Optik.

Und eingebettet in eine Story, in der eine Psychologin in die Gedankenwelt eines kranken Massenmörders mit der Attitüde á la "Se7en" eintaucht, erwarten wir verstörende, Knochenmark erschütternde Höllenvisionen, die alles bisher dagewesene in den Schatten steltt. Na ja, stimmt schon. Die Dekors in "The Cell" sind in der Tat ganz nett. Das ganze Design des Films ist natürlich schon beeindruckend, aber da sich Tarsim wohl eher damit begnügt hat, hier und da mal die Wand grauenerregend anzupinseln, anstatt wirklich mal über Logik, räumlichen Aufbau und Narration seines Films nachzudenken (und zu korrigieren), kann das Äußere nicht seine Bedrohlichkeit entfalten, da dem Zuschauer der Bezug zu dem Gezeigten fehlt.

Denn wenn man einen Film voller Fantasie und irrealer Sets dreht, dann muss die Realität und die darin vorkommenen Figuren uns auch vertraut und nah vorkommen, damit wir uns wirklich von dem Unrealen bedroht fühlen - damit wir vergessen, dass das alles eh nur Kintopp ist. Und da hapert es. Die reale Szenerie ist schwach. Hier wird die Optik durch die schillernde Schönheit der Jennifer Lopez getragen. Aber auch ihr scheinbar perfektes Äußeres kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass ihr darzustellender Charakter nicht mal im Ansatz Konturen hat und leider nur eindimensional wirkt.

Wenn man bei "The Cell" den Kinosaal verläßt, ist man maßlos enttäuscht, denn die Erwartungshaltung ist bei einem solch angepriesenen Werk mehr als hoch. Doch leider sollte Tarsim Singh noch ein paar Kurse in Drehbuch-Editing und Stoff-Entwicklung belegen. Jeder Filmstudent wird bestimmt mehr wissen, als der "Cell"-Director.

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