Der Versuch, die Psyche eines Serienmörders auf die Leinwand zu bannen.
Vor nicht allzu langer Zeit gab es einmal eine Reihe von Filmen über Serienmörder, die ja ohnehin ein amerikanisches Phänomen sind. Es waren nicht viele Filme, da das Thema nicht unendlich variierbar ist, meist handelte es sich um die alte Geschichte vom Polizisten, der den irren Mörder in der Großstadt jagt. Die Killer waren dabei immer ganz besonders verdrehte Gestalten, damit man sich auch schön gruseln konnte, und sogar Keanu Reeves durfte einmal als blutgieriger Massenmörder gegen James Spader antreten. Niemand aber hat versucht, die Psyche eines solchen Verbrechers bildlich darzustellen, was angesichts der völligen Abnormität der Taten auch ein gewagtes Spiel gewesen wäre. Aber es gibt ja MTV, und einer der Videoclipregisseure hat sich an das schwierige Thema gewagt – und obwohl es viele Kritiker gibt, die ihn daran haben scheitern sehen, so ist seine Arbeit in meinen Augen durchaus sehenswert.
Die Story ist schnell erzählt, denn da gibt es kaum Neues. Der in seiner Kindheit übel mißhandelte Carl bringt Frauen ums Leben, indem er sie in einer Zelle langsam ertränkt, um sich dann an den „gereinigten“ Leibern der Toten zu vergehen. Als die Polizei ihm auf die Spur kommt, fällt Carl ins Koma, und so ist es an der Kinderpsychologien Cathryn, sich mittels einer neuartigen Methode direkt in das Hirn des Mörders zu versetzen, um den Aufenthaltsort seines letzten Opfers herauszubekommen, bevor dieses ertrinkt. Doch Cathryn verliert sich in der Psyche des Opfers, und so muß ein mutiger FBI-Agent ebenfalls eine Geistesreise auf sich nehmen, um Cathryn zu befreien. Natürlich gelingt es dabei auch, das letzte Opfer zu lokalisieren und in letzter Minute vor dem Ertrinken zu retten. Carl jedoch überlebt das Experiment nicht.
Da die Geschichte keinen Blumentopf gewinnen kann, fragt sich schnell, was diesen Film auszeichnet. Es sind sicher nicht die Schauspieler, obschon die Lopez hübsch anzusehen ist und Herr d`Onofrio wie einst als Private Paula ziemlich durchgedreht aus der Wäsche guckt. Alle anderen Darsteller sind gar nicht der Rede wert und spulen ihren Part routiniert herunter. Somit bleibt als Pluspunkt nur noch die Reise in die Abgründe einer verdrehten Psyche, aber die hat es wirklich in sich. Die Regie gibt alles, die Schauplätze sind irgendwo zwischen verstörend und absolut fremdartig, zum Teil auch nicht wirklich verständlich – beispielsweise die drei Frauen mit offenen Mündern auf einem Feld sitzend – aber man sollte auch nicht philosophieren, sondern den Reigen der Bilder genießen. Man kann sich schnell unwohl fühlen, wenn man sich auf diesen Ansturm einläßt, zumal die Musik ein übriges tut und eine schaurige Atmosphäre schafft. Schicker Stil, tolle Bilder, wie ein Riegel Schokolade, der, kaum gegessen, schon wieder vergessen ist – aber gelohnt hat es sich doch. 8/10