Frauen bedeuten immer Ärger. Das könnte auch der fleißige und unbescholtene Florist Johnny Allegro behaupten, nachdem sich ihm eine unbekannte schöne Blondine an den Hals geworfen hat, und ihn anschließend das Schatzamt der Vereinigten Staaten von Amerika rekrutiert, besagte Blondine auf Schritt und Tritt zu überwachen. Denn so unbescholten ist Johnny Allegro gar nicht – Als Johnny Rock saß er 10 Jahre in Sing-Sing, und eigentlich ist er unter seinem richtigen Namen auf der Flucht vor der Polizei. Dieser Job, zu dem er erpresst wird, den er der Blondine zuliebe aber auch gerne übernimmt, könnte ihm sein Leben wiedergeben. Also reist er mit der Blondine, Glenda, auf eine Insel vor Florida, wo der Kriminelle Morgan Vallin lebt, auf den das Schatzamt letzten Endes scharf ist. Das Schatzamt jagt Morgan Vallin, und Morgan Vallin jagt gerne mit Pfeil und Bogen – Warum nicht auch einmal den Liebhaber seiner Frau?
Und so schauen wir George Raft zu, wie er von A nach B reist, dann weiter nach C läuft, und schlussendlich dann nach D und E … Vieles geschieht zu Fuß, und bereits zu Beginn wird die sowieso schon kurze Laufzeit (was für ein Wortspiel) damit gefüllt, dass George Raft sich innerhalb eines Hotels bewegt, eine Flucht vorbereitet, und wir ihm dabei zuschauen müssen, wie er die Strecken innerhalb des Hotels vermisst.
Mal ernsthaft, JOHNNY ALLEGRO könnte auch als Road Movie klassifiziert werden, so wie sich die Personen hier fast permanent bewegen. Die Charaktere selber bleiben dabei blass und unausgegoren, wenngleich auch nicht uninteressant. Aber es sind letzten Endes Menschen auf der Durchreise, vorbeigleitende Gesichter ohne größere Tiefe, und sie werden von der Regie mit so verdammt wenig Leben gefüllt. Johnny Allegro ist der Ex-Knacki auf der Flucht, der unter seinem richtigen(!) Namen ein Blumengeschäft betreibt, bis ihn eine kühle Blondine in die Fänge des Abenteuers treibt. Ob er nun Nina Foch leidenschaftlich in die Arme nimmt, das möglicherweise tödliche Verhör ihres Ehemanns übersteht, oder mit dem Agenten des Schatzamtes diskutiert – Der Gesichtsausruck ist immer der gleiche. Der absolut gleiche, und George Raft gelingt es leider überhaupt nicht, seinen Charakter, der ja doch den ein oder anderen Reibepunkt besitzt, interessanter zu gestalten. Die Persönlichkeit und die Ausstrahlung eines, sagen wir, Humphrey Bogart, hätte JOHNNY ALLEGRO sehr weitergeholfen. Beim Anschauen wird dann auch klar, warum Bogart, der in den 30er-Jahren noch der Co-Star des größeren Stars Raft war, diesen irgendwann im Ruhm überholte, und bis heute unsterblich ist, während Rafts Karriere spätestens ab Mitte der 40er allmählich zu Ende ging, und der einstige Superstar heute nur noch für Cineasten interessant klingt.
Nina Foch (wie spricht man den Nachnamen eigentlich aus?) ist die kühle Blonde, und das macht sie eigentlich auch ganz gut, wenngleich das Bemerkenswerteste ihre Garderobe ist. Startet sie noch als klare Femme Fatale in den Film, die auf der Flucht vor dem Gesetz die Männer mit einem einzigen Blick um den kleinen Finger wickelt und kaltlächelnd ins Verderben schickt, erliegt ihre kühle Ausstrahlung schnell dem hölzernen … ääh … Charme(?) George Rafts. Eine Liebe die nur existiert weil sie im Drehbuch steht, aber zwischen den beiden Darstellern passiert nicht wirklich viel.
Der Einzige, der hier wirklich glänzen darf, ist George Macready als Morgan Vallin. Süffisant, intelligent, eiskalt, tödlich – Eine Schwarze Witwe in Menschengestalt. Wenn er Pfeil und Bogen anlegt um sich seine Widersacher vom Halse zu schaffen weiß der Zuschauer genau, dass gleich das große Sterben beginnen wird. Wie ein Bösewicht in einem Western agiert er, und es ist gleich ob ihm die Frau oder die Stadt gehört, von seinen Widersachern wird garantiert keiner ein hohes Alter erreichen.
Macready hilft dem Film zumindest zu einem ansehbaren Krimi zu werden, denn sonst passiert einfach nicht viel. Starke Momente, etwa wenn Johnny Allegro sein Schlafzimmer präpariert um in der Nacht vor Überraschungen sicher zu sein, sind in der Minderzahl, stattdessen wird viel gereist und viel geredet. Viel zu viel Füllmaterial mit zu wenig Leben, und die Darsteller helfen dem dünnen Drehbuch nicht wirklich. Dass ich kein Wort zur Handlung verliere hat einen guten Grund – Es gibt nicht viel! Insgesamt ist JOHNNY ALLEGRO Durchschnittsware, die außer einem kontrastreichen und schönen Schwarzweiss geschickt die gängigen Topoi eines Noirs vermeidet und damit zu einem Paradebeispiel eines Films wird, der so ziemlich alles falsch macht was einem Film im Jahre 1949 zum Erfolg hätte verhelfen können.