Review

kurz angerissen*

Sepiafarbenes Filmkorn legt sich auf Innen- und Außenaufnahmen des Manderson House in Schottland nieder und erzeugt eine Optik wie von einer vergilbten Fotografie. Das Gebäude selbst erweist sich bereits als äußerst fotogen, und auch die von Wäldern, langen Landstraßen und Seen und Teichen bestimmte Umgebung gibt ein paar wunderschöne Motive her (insbesondere in der einleitenden Fahrt zum Schauplatz). Dieser angenehm altmodische Look gehört zu den Vorzügen von Nick Murphys Geisterdrama, das zwar auf Grafisches verzichtet und in der Ausleuchtung rein intimer Vorgänge mit geringen Mitteln eine relativ hohe Spannungsdichte erzeugt, allerdings kann die Schablone, die fünfzig Jahre zuvor mit „Bis das Blut gefriert“ gebrannt wurde, nicht abgeschüttelt werden. Um ein Beispiel zu nennen: Angesichts der Vorhersehbarkeit der sich anbahnenden Zuneigung zwischen Rebecca Hall und Dominic West erscheinen die Einfälle seitens der Regie, um diese Zuneigung anzudeuten, naiv und holprig. Auch wird der See vor dem Hauptschauplatz wiederum als Selbstspiegelungsmetapher missbraucht, und die sich am Ende entblätternden Plottwists gehören zu jener Sorte, die man auf Meilen gegen den Wind riecht, weil ihre Vorbereitung so augenfällig ist - begonnen schon mit einer der ersten Szenen überhaupt, als die Hauptfigur ihre Vergangenheit offensichtlich zu verdrängen versucht. Dass der Rahmen zu allem Überfluss ohnehin schon an „The Others“ erinnert, macht die Sache nicht besser.

Der Horror-Anteil wird durch eine stilistische Mischung aus Kinder- und Puppengrusel gewonnen; „Das Waisenhaus“ und einige der jüngeren James-Wan-Produktionen lassen grüßen. Zwar bleibt nur eine Sequenz diesbezüglich als einigermaßen gelungen in Erinnerung (die Inspektion des Puppenhauses), allerdings ist fairerweise zu sagen, dass „The Awaking“ die Fokussierung auf die leisen Zwischentöne mit Konsequenz durchzieht und somit eher den dramatischen Teil unterstreicht. Sollte man seinen Horror also eher sublim mögen anstatt in Form von hochfrequenten Jump Scares und eher an melancholisch gestalteten Einzelschicksalen interessiert sein als an Creature Designs, ist man mit „The Awakening“ dank der schönen Optik und der konstant wohlig-schaurigen Atmosphäre vielleicht gut bedient, auch wenn man besser nicht mit den Klassikern vergleichen sollte.

*weitere Informationen: siehe Profil

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