Review

What happens in Vegas, stays in Vegas...

Bereits mit seinem Spielfilmdebüt, der spaßig-unterhaltsamen Exploitation-Splatter-Comedy „Cabin Fever“ (2002), sorgte Regisseur und Drehbuchautor Eli Roth in entsprechenden Fankreisen auf Anhieb für ein beachtliches Maß an Aufmerksamkeit und Anerkennung – doch stellte sich das alles (in jener Hinsicht) rund drei Jahre später im Prinzip nur als ein „reiner Vorgeschmack“ auf die Wirkung seines zweiten veröffentlichten Werks heraus: „Hostel“. Rasch avancierte der gewalttätige Horror-Streifen, der hinter seiner „düsteren Fassade“ (innerhalb seines konzeptionellen Rahmens) zudem auch Elemente wie Xenophobie und kulturelle Differenzen mit anderen politischen und sozialkritischen Subtexten vereinte, zu einem weltweit hitzig diskutierten Kino-Hit und prägte fortan (gemeinsam mit der „Saw“-Franchise) den plötzlich geradezu überall zu vernehmenden Begriff „Torture Porn“. 2007 legte Eli dann eine Fortsetzung nach, welche dieselbe Materie noch einmal „aufarbeitete“ – allerdings auf eine inhaltlich wie stilistisch kompetentere Weise sowie mit einem stärkerem Fokus auf die betreffenden „Haupttäter“ versehen, bei denen es sich (quasi als „Sinnbild unserer Gesellschaft“) vorrangig um reiche Geschäftsmänner handelt(e), die im „gesetzlosen Ost-Europa“ hohe Summen dafür zahlen, aus Neugier, Spaß und/oder Langeweile andere Menschen zu Tode quälen zu können. Ein weiteres Sequel schien im Grunde nur noch Frage der Zeit – bloß zogen seither ganze vier Jahre ins Land und büßten die so genannten „Folter-Pornos“ inzwischen (nicht allein dank einer „quantitativen Übersättigung“ des Publikums) eine Menge ihres einstigen (obgleich von Beginn an unstreitig zweifelhaften) „Reizes“ ein. Nichtsdestotrotz liegt dem geneigten Betrachter nun (2011) „Hostel: Part 3“ vor – seines Zeichens ein ohne der Beteiligung Roths von dessen Kumpel Scott Spiegel („Intruder“) kostengünstig direkt für den „Home Entertainment“-Sektor realisierter, u.a. einen brandneuen Schauplatz aufweisender Nachfolger: Statt in der gräulich-kühlen Slowakei entfalten sich die Ereignisse dieses Mal nun auf heimischem US-Boden – und zwar in eben jener Glitzer-/Neon-/Wüsten-Metropole Nevadas, die im Volksmund des Öfteren auch „Sin City“ genannt wird...

Da Scott (Brian Hallisay) unmittelbar davor steht, das Mädel seiner Träume (Kelly Thiebaud) zu heiraten, holt ihn sein bester Freund Carter (Kip Pardue) eines Tages ab, um mit ihm für einige Runden Golf und ein paar Drinks nach Palm Springs zu fliegen – also etwas in der Art eines „gesitteten Junggesellenabschieds“. Schnell wird jenem auf der Fahrt zum Flughafen allerdings klar, dass das wohl nur „die offizielle Geschichte“ ist – und dass es anstelle dessen ins gute alte Las Vegas geht, wo es sich ja bekanntermaßen deutlich besser feiern lässt. Vor Ort werden sie schon von ihren anderen beiden Kumpels erwartet – dem nicht unbedingt zufrieden verheirateten Mike (Skyler Stone) sowie dem eher zurückhaltenden Justin (John Hensley) – worauf man prompt mit dem Alkoholkonsum loslegt, Karten spielt und einigen Stripperinnen beim gekonnten Ausüben ihrer Profession zusieht. Im Laufe des Abends lernen sie obendrein die beiden (hübschen, jungen, von Carter beauftragten) Escorts Kendra (Sarah Habel) und Nikki (Zulay Henao) kennen, denen es nicht allzu schwer fällt, die Männer davon zu überzeugen, sie in einen „Underground Club“ (abseits des „Strips“) zu begleiten: Es folgt eine feucht-fröhliche Party-Nacht, in der es Mike mal wieder so richtig krachen lässt, während Scott seiner Verlobten indes (vorbildlich) treu zu bleiben vermag. Als sie am nächsten Morgen (nach dem Aufstehen) feststellen müssen, dass Mike bislang überhaupt nicht ins Hotel zurückgekehrt ist, machen sie sich anfangs noch keine größeren Gedanken darüber – schließlich war er ja mit Nikki „auf der Piste“ und ist gewiss nur irgendwie/irgendwo mit ihr „versackt“ – bloß keimen einige Stunden später dann doch allmählich gewisse Sorgen auf, besonders als sie durch Kendra erfahren, dass seine „nächtliche Begleitung“ ebenfalls weder zu erreichen noch aufzufinden ist. Erst nach Anbruch der Dunkelheit erhalten sie von ihm (endlich) eine „entwarnende SMS“ übermittelt: Die gesamte Zeit hätte er mit Nikki auf einem Zimmer verbracht, vermeldet die Nachricht – und dass er sich nun darüber freuen würde, von den „Jungs“ abgeholt zu werden. Dieser Bitte nachkommend, geraten jene im Zuge dessen aber geradewegs in eine Falle, hinter der die örtliche, von einem Geschäftsmann namens Flemming (Thomas Kretschmann) geleitete „Sparte“ des berüchtigten „Elite Hunting Clubs“ steckt...

„Hostel 3“ eröffnet angenehm inspiriert: In einer Jugendherberge bezieht ein recht verhaltener Amerikaner im College-Alter (Chris Coy) ein Gemeinschaftszimmer, in welchem er auf die freizügige Blondine Anka (Evelina Oboza) und ihren nicht übermäßig geheuer anmutenden Boyfriend Victor (Nickola Shreli) trifft. Wie es im Anschluss mit ihm und dem ukrainischen Pärchen weiter geht, spielt geschickt mit der Erwartungshaltung des Publikums, bürstet die gewähnte inhaltliche Abfolge erquicklich gegen den Strich und endet letztlich in Gestalt der Offenbarung, dass sich das Gezeigte „tatsächlich“ keineswegs in der geographischen Umgebung von Bratislava (oder so) entfaltet – sondern inmitten einer Großstadt der Vereinigten Staaten! Skriptautor Michael D. Weiss („Journey to the Center of the Earth“) schien sich darüber im Klaren gewesen zu sein, dass der Zuschauer (als Resultat der vielen ähnlich gestrickten Streifen) inzwischen mit dem „üblichen Schema“ arg vertraut ist – weshalb er diverse Momente in die Handlung mit eingeflochten hat, die sich regelmäßig (auf vergnügliche Weise) als anders als ursprünglich gedacht entpuppen. Dass wir uns dabei aber nicht falsch verstehen: Übermäßig originell oder gar innovativ ist die ganze Angelegenheit beileibe nicht – wohl aber „minder schlicht“ als im Vorfeld eigentlich befürchtet. Die Verlegung des Schauplatzes der Franchise nach Las Vegas ist in meinen Augen restlos positiv zu werten, nicht bloß aufgrund der dadurch gebotenen Abwechslung: Hier entstammt die Bedrohung nicht mehr den Machenschaften einiger „Finsterlinge“ in einem fernen, fremden Land – nein, im Vorliegenden lauert die Gefahr direkt vor der eigenen „Haustür“ bzw. nur knapp unterhalb der „Oberfläche“ einer für ihre Vergnügungs-Angebote und sündhaften Versuchungen bekannten City, was einen (entsprechend) markanten Kontrast zwischen der schillernden Location und den garstigen Verbrechen bildet. Darüber hinaus ist die Stadt an sich ja (nicht nur unter vermögenden Businessleuten) ein überaus reizvolles, geschätztes Fleckchen Erde – und bieten von überall auf der Welt her anreisende Glücksritter, Gäste und Touristen den lauernden Tätern einen „stetigen Nachschub“ an potentiellen Opfern...

Im „Kontext des Betrachtens“ der „E.H.C.“-Organisation war der Gedanke, dass „normale“ Menschen Geld dafür zahlen, ihnen unbekannte Personen des Thrills wegen zu peinigen und zu ermorden, schon immer ein ziemlich beunruhigender. In den Vegas-Räumlichkeiten des Clubs geht es aber gar noch verwerflicher zu: Statt in dreckigen Folterkellern werden die Grausamkeiten dort in einem modernen, sterilen, mit verschiedenen Waffen und Werkzeugen ausgestatten Raum ausgeübt, der außerdem eine riesige Glasfront aufweist, auf deren anderen Seite diverse Mitglieder jeweils in Abendgarderobe sitzen und dem Präsentierten (voyeuristisch) zusehen, während spärlich bekleidete Hostessen ihnen Drinks und Odeuvres servieren. Parallel dazu schließen sie hochdotierte (per PCs erfasste) Wetten ab – u.a. darauf, welches „Argument“ im Rahmen des Flehens voraussichtlich zuerst vorgebracht wird (z.B. „Please, I have a family...“) oder wie viele abgefeuerte Pfeile bis zum Eintreten des Todes insgesamt wohl „notwendig“ sind: Eine zwar nicht sonderlich weit ausgelotete, dennoch glaubwürdige Ergänzung des dekadent-verächtlichen Szenarios. Der Leiter dieses „Standorts“ wird übrigens von unserem Thomas Kretschmann („Wanted“) verkörpert – leider mit nur wenig Screen-Time, dafür allerdings einem „schön eisigen“ Gebaren. Die in seinen Wirkungskreis (und somit ja in eine Art „Horror-Version“ von „the Hangover“) geratende Herren-Truppe setzt sich aus Persönlichkeiten zusammen, die einerseits reich an Klischees daherkommen, auf der anderen (zum Glück) aber nie wirklich zu nerven beginnen und daher ihren Zweck passabel erfüllen: Dank ihres glaubwürdigen und nicht unsympathischen Auftretens wünscht man ihnen keineswegs einen möglichst abscheulich-raschen Tod – worüber hinaus es (unzweifelhaft) „von Vorteil“ einzustufen ist, dass sie von Brian Hallisay (TV´s „Privileged“), Kip Pardue („Driven“), Skyler Stone („Stuck on you“) und John Hensley (TV´s „Nip/Tuck“) durchweg frei eines echten Anlasses zur Klage gespielt werden. Abgerundet werden die Cast-Reihen schließlich von Nickola Shreli („Abduction“), Chris Coy („Little Birds“) sowie den Schönheiten Kelly Thiebaud („Found“), Zulay Henao („Boy Wonder“) und Sarah Habel („Whip it“)…

Seit jeher verfügt Scott Spiegel über einflussreiche Freunde, unter ihnen Sam Raimi, Boaz Yakin und Quentin Tarantino – was im Laufe seiner Karriere u.a. „dazu beigetragen“ hat, dass er an Werken wie „the Evil Dead 2“ mitarbeitete, in einigen Cameos zu sehen war (etwa in „Darkman“ und „Spider-Man“), als Produzent der ersten „Hostel“-Flicks auftrat sowie eine Handvoll billige, von mir allesamt nicht unbedingt geschätzte Filmchen (á la „From Dusk till Dawn 2“) in Szene setzte. Trotz des geringen Budgets und der Tatsache, dass primär in Detroit (!) gedreht wurde, haben er und sein Kameramann Andrew Strahorn („Undead“) im Vorliegenden jedoch erfreulich brauchbare Kost auf optisch wie handwerklich solidem B-Movie-Niveau abgeliefert. In Sachen Gewaltdarstellung ist man dieses Mal allerdings „einen Schritt zurück“ gegangen – was zwar keinerlei „Weltuntergang“ (oder so) markiert, unterm Strich allerdings schon eine gewisse Enttäuschung hervorruft, denn gegenüber den ersten zwei Teilen sind die hier gezeigten Brutalitäten verwunderlich „reserviert“, unkreativ und stimmungslos ausgefallen. Natürlich ist eine abgetrennte Hand, fiese Schusswunde sowie ein gehäutetes Gesicht (das „eindeutige Highlight“ in dieser Hinsicht) beileibe nicht „harmlos“ – wohl aber relativ einfallslos und zahm im Vergleich zu den „eindrucksvollen Abscheulichkeiten“ in den beiden Vorgängern. Zu allem Überfluss wird in einigen der betreffenden Momente sogar weggeblendet – und das bei einer Veröffentlichung unter diesem (unweigerlich mit speziellen Erwartungen verbundenen) Titel! Hinzu kommen einzelne kostengünstige CGI-Zusätze, ebenso wie eine nicht gerade ausgeprägte Atmosphäre und noch weniger Suspense – wohingegen mir (quasi auf der positiven Kehrseite der Medaille) einige nette Locations und Einfälle (wie das aus einer grotesken Maske, Armbrust und hautenger Kleidung bestehende „Kostüm“ eines weiblichen „E.H.C.“-Mitglieds) indes durchaus gefielen. Ferner habe ich mich weder langweilen noch übermäßig ärgern müssen – und so vergingen die knapp 88 Minuten alles in allem angenehm zügig, zumal der Streifen letztlich gar noch in einem (trotz seiner unglaubwürdig-überzogenen Beschaffenheit) irgendwie doch recht spaßig-unterhaltsamen finalen Akt mündet…

Fazit: Bei „Hostel: Part 3“ handelt es sich um ein durchschnittliches, verhältnismäßig „glatt und zurückhaltend“ anmutendes Direct-to-Video-Sequel, welches sowohl an verschiedenen unverkennbaren Schwächen (fehlende Originalität, limitierte finanzielle Ressourcen, eine zweitklassige Cast&Crew etc.) leidet als auch mit solch erfreulichen Eigenschaften wie einem willkommenen Schauplatz-Wechsel, einigen inhaltlichen Erweiterungen der Franchise sowie punktuellen (kleineren) Überraschungen entlang des Weges aufzuwarten vermag: Definitiv „kein allzu großer Wurf“ – doch muss ich gestehen, im Vorfeld eigentlich mit einem merklich schwächeren Ergebnis gerechnet zu haben…

„5 von 10“

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