Review

Mit dem vierten Teil der „Wrong Turn"-Reihe gibt es nicht nur einen Blick in die Vergangenheit der drei Kannibalen, die in den Appalachen ihr Unwesen treiben, sondern auch den endgültigen Schritt in Richtung reinen Gore. Genre-Fans dürften sich freuen, alle anderen sich würgend abwenden.

Wer allerdings glaubt, durch „Wrong Turn 4 - Bloody Beginnings" tatsächlich etwas mehr über die Ursprünge und Entwicklungen der kannibalistischen Hinterwäldler zu erfahren, dürfte enttäuscht werden. Inhaltlich bleibt hier alles beim Alten: Eine Gruppe junger Leute verirrt sich bei einem Schneesturm in den Bergen und sucht in einer ehemaligen Nervenheilanstalt Unterschlupf. Dort haben es sich aber die entstellten Killer gemütlich gemacht, da sie hier vor vielen Jahren schon als Kinder eingesperrt worden waren - bis sie sich gewohnt blutig befreit hatten. Und so kann das fröhliche Abschlachten von vorn beginnen...

Suspense, Spannung, Atmosphäre, in irgendeiner Weise originelle Dramaturgie - all das sucht man hier vergebens. Nach plattem 08/15-Schema werden die langweiligsten Stereotypen präsentiert (der leicht arrogante Schönling, der besorgte Verantwortungsvolle, die nymphomanen Freundinnen, die frigide Moralistin, etc.) und in ein altbekanntes Klischee nach dem anderen verfrachtet: Man trennt sich bei nur jeder Gelegenheit, hat keinen Handyempfang, verhält sich überhaupt im Angesicht der Bedrohung komplett unglaubwürdig (anstatt einen Ausweg zu suchen, gehen die Damen erst einmal schlafen!) und diskutiert ständig herum, anstatt irgendetwas anzupacken. Das alles wird von eher talentfreien, jedenfalls sehr blass bleibenden Darstellern verkörpert, von denen der eine oder andere nicht einmal Todesschreie richtig glaubwürdig hinbekommt, und mit hirnfreien, meist bedeutungslosen, oft realitätsfernen Dialogen vorgetragen. Darstellerisch und inhaltlich also ein Totalausfall.

Zugegeben, die Gewaltschraube ist hier auch im Vergleich zu den bereits sehr harten Vorgängern nochmal deutlich angezogen worden. Zumal man sich nicht mehr nur mit blutigen Slasher-Szenen begnügt, sondern liter- und kiloweise in Blut und rohem Fleisch watet: Nahaufnahmen auf zerreißende Haut, abgetrennte Glieder und böse Verletzungen lassen das Herz hartgesottener Gore-Fans höher schlagen. Insbesondere eine extrem sadistische Szene, in der ein junger Mann lebend zerschnitten und verspeist wird, brennt sich ins Gedächtnis. Die meisten Szenen überzeugen dabei mit handgemachten, drastischen Effekten, allerdings gibt es auch immer wieder billiges CGI-Blut, das den Spaß am Gemetzel deutlich trübt.

Darüber hinaus entwickelt der vierte Teil mittlerweile einen als schwarzen Humor getarnten Zynismus, der nicht jedem gefallen dürfte. Der Verdacht der Gewaltverherrlichung ist in diesem Falle vielleicht nicht so weit hergeholt. Zusammen mit der formal belanglosen und oft einfach grob geschnittenen Inszenierung, den zahllosen Klischees, die hier so ironiefrei und bedenkenlos zelebriert werden, als schriebe man das Jahr 1980, und der dünnen bis nicht vorhandenen Handlung macht das „Wrong Turn 4 - Bloody Beginnings" zu einem zwar herzhaft ekligen, aber kaum interessanten Fließband-Hardcore-Splatter.

Details
Ähnliche Filme