Review

Spoilerwarnung!

Daß Regisseur (hüstel!) Declan O-Brien eher dem Trash-Bereich zuzuordnen ist, dürfte spätestens nach SHARKTOPUS erwiesen sein. Nach diesem Remake der Lamberto-Bava-Grütze SHARK ROSSO NELL'OCEANO kehrt er nun also zur WRONG TURN-Reihe zurück, der er doch eigentlich bereits im dritten Teil den inszenatorischen Todesstoß versetzte.

Da momentan Prequels ein probates Mittel sind, um diverse Filmreihen aus kreativen Sackgassen zu lotsen, hat man sich bei WRONG TURN 4 trendgemäß ebenfalls dafür entschieden, nun endlich die Hintergrundgeschichte der inzestuösen Kannibalen-Hillbillies zu erhellen. So erfahren wir im 1973 in einer Klapsmühle angesiedelten Prolog, daß die kannibalischen Inzest-Hinterwäldler kannibalische Inzest-Hinterwäldler sind. Und weil diese simple Verdoppelung allseits bekannter Sachverhalte noch nicht reicht, sorgen die Jungs bei einem Ausbruch für reichlich Action, so daß man als Zuschauer anmerken muss: sie sind sadistische kannibalische Hinterwäldler.
Dem genreimmanenten zyklischen Zeitablauf entsprechen dann auch prompt einige kopulierwütige Jugendliche, die es 2003 während eines Schneesturms in die inzwischen zum Haunted House umfunktionierte Irrenanstalt verschlägt. Und weil die degenerierten Bösewichte gute Gastgeber sind, laden sie sie natürlich prompt zum Fondue.

Dagegen, daß somit im Wesentlichen nur die übliche Backwood-Slasherkost - diesmal eben im Schneetreiben - geboten wird, ist prinzipiell nichts einzuwenden, das Verdrängte kehrt nunmal zyklisch immer und immer wieder aufs Neue zurück, so wie Jason, Michael Myers & Co. einfach nicht totzukriegen sind, werden sich voraussichtlich auch unsere Hillbillies noch viele Jahre und in zahlreichen Fortsetzungen durch gutaussehende schauspielerische Nieten schnetzeln. Nur sollte man das ganze vielleicht nicht gerade in derartig biederem Look präsentieren. Von den (durchaus garstig zu nennenden) Splatterszenen einmal abgesehen, bewegt sich der Film optisch ungefähr auf Tatort-Niveau, der einzige als solcher nennenswerte Regieeinfall bleibt dabei, das Anfangsgemetzel mit Richard Strauß' Donauwalzer zu unterlegen.
Ansonsten beschränkte sich die Kreativität auf die Metzelszenen, in denen O'Brien neben der obligatorischen phallischen Bedrohung (diesmal in Form eines überdimensionierten Bohrers) vor allem eine Vorliebe für Stacheldraht entwickelt und das weiter oben erwähnte Fondue in allen Einzelheiten ausspielt. Vorher bekommt man aber auch noch etwas netten Lesbensex geboten.
WRONG TURN 4 bleibt allerdings trotzdem (ebenso wie der mißlungene Vorgänger) hinter vergleichbaren Genreprodukten zurück, denn so strunzdumm wie hier haben sich die potentiellen Opfer vermutlich noch nie verhalten. Merke: Wenn man die Chance hat, sich dreier blutrünstiger und in einer Zelle eingesperrter Kannibalen zu entledigen, die wenige Minuten zuvor mehrere Freunde umgebracht und einen davon verspeist haben, dann führt man natürlich zuerst eine Moraldebatte und hält anschließend ein Nickerchen, damit die Finsterlinge wieder entschlüpfen können!
Desweiteren ist es besonders lästig, daß in den ohnehin wenig tiefgründigen Dialogen ständig das Offensichtliche nochmals ausgesprochen wird, damit der ermüdete Zuschauer auch ja geistig folgen kann.

Wie schlecht der Film ist, wird vor allem bei Sichtung der deutschen Fassung deutlich: hier wurde in nahezu allen Gewaltszenen die Schere angesetzt, der Schluß wurde durch Entfernen der unvermeidlichen Pointe zum Happy End umgemünzt, nichteinmal die süßen Lesben läßt man zur Sache kommen, weil als Grundlage für die deutsche Veröffentlichung vermutlich die R-rated-Schnittfassung diente, die sicherstellen soll, daß sittenstrenge Amerikaner nicht vom Anblick nackter Frauenbrüste erblinden.
Ohne diese Schauwerte ist der Film kurz und bündig für die Tonne, in der Unrated-Veröffentlichung hingegen hat er außer etwas Kurzweil aufgrund ebendieser Oberflächenreize nichts zu bieten.

Schade, denn daß man aus einem im Grunde genommen ausgelutschten Plot durchaus solide Genreware machen kann, demonstrierten WRONG TURN und (wenn auch mit deutlichen Abstrichen) der lustige zweite Teil.

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