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Bei bestimmten Projekten muss man ein feines Gespür für die Bedürfnisse der Zielgruppe mitbringen, was Alexandre Aja mit seinem „Piranha 3D“ definitiv hinbekommen hat und John Gulager eben nicht, weil es ihm an allen Ecken und Enden am richtigen Timing mangelt.
Vielleicht steht das DD im Titel ja doch nicht für die erschlagende Körbchengröße, sondern für Dummdreist…

Nach der Piranha-Invasion am Victoria Lake ist wieder etwas Ruhe eingekehrt und der Wasserpark des schmierigen Chet steht kurz vor der Eröffnung. Doch seine Stieftochter und angehende Meeresbiologin Maddy macht im Vorfeld einen eindeutigen Fund und versucht den Ignoranten vergeblich zu warnen…

Alexandre Aja hat es seinerzeit geschafft, inhaltlich dünnen Stoff auf visueller Seite so aufzuwerten, dass letztlich die volle Konzentration auf den Effekten und der Situationskomik lag. Gulager versucht hingegen etwas krampfhaft, die überwiegend jungen Leute zu etablieren, was aufgrund ihrer Oberflächlichkeit fast überhaupt nicht funktioniert, wobei die vielen Silikonbomben eher an ein schmieriges Porno-Set erinnern, als die Kulisse des Wasserparks einladend zu gestalten.
So dauert es auch eine ganze Weile, bis die mutierten Piranhas endlich zuschlagen und überhaupt ein wenig Spaß in die bis dato wenig augenzwinkernde Geschichte einfließt.

Neben viel nackter Haut, dümmlichen Softsexeinlagen und einigen vermeintlichen Gefahrensituationen gibt es auch einige Gastauftritte zu verzeichnen. Gary Busey ist im Halbdunkel zwar nur schwer auszumachen und der Part von Christopher Lloyd als leicht irrer Wissenschaftler fällt routiniert aus, doch David Hasselhoff als Rettungsschwimmer einzusetzen, der mit einem Maximum an Selbstironie an die Sache herangeht, ist in gewisser Hinsicht ein Volltreffer. Ob er zunächst als Trinker im Hotel am Mini-Keyboard herumklimpert oder später bei der Eröffnungsfeier einen Zeitlupenlauf zum „Baywatch“ Hauptthema hinlegt, - das ist mal Mut zur Selbstreflexion.

Ansonsten gibt sich das Treiben im Direktvergleich zum Vorgänger eher tempo - und blutarm, auch wenn hier und da mal abgetrennte Gliedmaße herumliegen, eine Enthauptung stattfindet oder eine Gummiforke im Gesicht landet, - ein Schlachtfest bietet der Showdown in der letzten Viertelstunde nicht, zumal annähernd sämtliche Ableben vorhersehbar in Szene gesetzt sind und die 3D-Effekte nur selten optische Hingucker liefern. Selbst die Piranhas sehen zuweilen reichlich klobig aus und fliegen manchmal etwas unmotiviert durch die Gegend.

Dieser Fortsetzung fehlt schlichtweg das richtige Feeling für augenzwinkernde Einlagen, ansprechende Kamerafahrten und groteske Ideen. Beinahe bruchstückhaft wird die eindimensionale Handlung mit wenigen Humoreinlagen beisammen gehalten, es mangelt an Kreativität und Finesse und am Ende bietet „Piranha 2“ ein gutes Beispiel dafür, wie eine Fortsetzung zwar nicht völlig vor die Wand gefahren wird, aber irgendwo doch in der Belanglosigkeit uninspirierter Tierhorrorstreifen mündet, nur leidlich unterhält und durch den Abspann mit vielen Outtakes schon wieder aufgewertet wird.
5,5 von 10

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