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Aus dem Reich unglücklicher Titelübersetzungen: Als „Deadly Force“ gehen in Paul Aarons Film sowohl Held als auch Schurke durch, eine Todesschwadron kommt dagegen nicht vor.
Jackson ‘Stoney‘ Cooper (Wings Hauser) ist Ex-Bulle aus Los Angeles und verlor seinen Job dort natürlich wegen überzogen hartem Vorgehen und dauerndem Brechen der Regeln. Seitdem verdingt er sich in New York als Kopfgeldjäger und Problemlöser, etwa wenn er einen sprenggürtelbestückten Fabrikarbeiter aufhalten muss, der seine Arbeitsstätte in die Luft jagen will, weil der Boss mit seiner Frau gepennt hat. Doch mit gutem Zureden, einigen Drohungen und dem schlussendlichen Deal, den Lohn für die Arbeit mit dem der lebenden Bombe zu teilen, kann er den Männe von seinem Plan abbringen – alles auf dem Weg zum Flughafen, schließlich vereitelte ja schon Dirty Harry im Vorbeigehen Banküberfälle.
Cooper fliegt nämlich zurück nach L.A., weil dort ein Serienkiller umgeht, der ohne erkennbares Muster tötet: Unterschiedliche Opfer, unterschiedliche Mordmethoden. Inzwischen ist dem Killer auch die Enkeltochter seines alten Kumpels Sam Goodwin (Al Ruscio) zum Opfer gefallen, weshalb Cooper nach dem Übelwicht suchen will. Besonders willkommen ist allerdings nicht: Schon kurz nach seiner Ankunft machen ihm erst Ex-Kollegen, danach die Schergen des ortsansässigen Mafiabosses die Aufwartung und befehlen ihm zu verschwinden, doch einen echten Actionhelden der 1980er hält das nicht ab, nein, ein solcher Außenseiterstatus gehört quasi dazu.

Also forscht Cooper nach im Falle des Serienkillers, dessen Opfer man allein deshalb einem einzigen Täter zuordnen kann, weil er ihnen ein X in die Stirn ritzt. Mit Hilfe seiner eigentlich die Scheidung fordernden Frau Eddie (Joyce Ingalls), einer Reporterin, stößt er auf Details, die ihn weiterbringen…
Wings Hauser spielt den Helden nicht nur mit der Statur und dem Aussehen, sondern auch mit gewinnenden Wesen des Türstehers von der nächstbesten Prollo-Disco. Stoney Cooper hält sich für den Größten und lässt das jederzeit heraushängen, verpasst Informanten gerne mal ein paar Schellen nur um sicherzugehen, dass sie auch ja alle Informationen herausrücken, und implementiert sich kackendreist in das Leben seiner Frau, die eigentlich nichts mehr von ihm wissen will. Und natürlich lässt die Gute ihn nach kurzer Überzeugungsarbeit nicht nur zurück in ihr Leben, sondern zu seifiger Eighties-Mucke ran an die Buletten. Außerdem hat Stoney keine Skrupel den Mafiaboss mal zu Hause aufzusuchen, was zu einer denkwürdig-bizarren Szene führt, in Cooper erst die Leibwachen verprügelt und dann ins Schlafgemach des Dons vordringt, in dem dieser pennt, während seine Frau mit Popcorn ein Fickelfilmchen schaut als gucke sie gerade einen Hollywoodstreifen.
Das Ganze verkörpert Wings Hauser dann auch mit entsprechend expressivem Größenwahn, der vielleicht nicht in der Abteilung großartiges Schauspiel firmiert, zu diesem Film aber passt wie Faust aufs Auge. Joyce Ingalls bleibt da nur Anhängsel und dementsprechend blass, wie eigentlich die meisten Nebendarsteller, von denen allenfalls Al Ruscio als Kumpel Coopers ein paar Akzente setzt. Und der Schurke ist, sowohl vor als auch nach seiner Enttarnung, stark gespielt.

Weniger stark ist dagegen der Plot, bei dem man schnell ahnt, dass kein normaler Serienkiller hinter den Taten steckt: Nicht nur das Fehlen eines Modus Operandi, sondern auch die Observierung und versuchte Ermordung Coopers mit Scharfschützengewehr deuten darauf hin, dass hier mehr hinter der Sache steckt. Die so schnell angedeutete Verbindung zwischen perversem Mord und größeren Verstrickungen passt in die Film-Noir- und Hard-Boiled-Motive, die sich durch den Film ziehen: Der Mafiaboss wird kaum belästigt und ist mit der Versetzung Coopers dereinst seinen größten Feind losgeworden, die Polizisten sind untätig, unfähig oder an ihrer anstehenden politischen Karriere interessiert. Selbst Cooper muss Deals aushandeln und bewegt sich abseits des strahlenden Helden.
Bei diesen Schilderungen zerfällt der Film in kleine Episoden, in denen sich Cooper nicht nur mit dem Killer, sondern auch mit der Mafia zofft, weshalb die Plotte nie so recht mitreißen mag, auch wenn der Held immerhin wirklich ermittelt anstatt einfach nur auf Angriffe des Schurken zu warten. Doch der Detektivplot läuft nebenbei, es werden kaum Verdächtige etabliert und man ahnt schnell, wer da wohl zumindest involviert ist, sodass „Deadly Force“ nie Spannung aus der Mördersuche generiert. Also verlegt sich Regisseur Paul Aaron lieber auf Schauwerte, wenn der Killer zwischendrin immer wieder irgendwelche armen Seelen meuchelt oder wenn Action angesagt ist.
Und besagte Action liefert dann auch Keilereien, Schießereien und Verfolgungsjagden, die durch den leicht dreckigen Look des Films meist sehr erdig und bodenständig wirken, selbst wenn mal ein Auto durch ein erhöhtes Schaufenster kracht. Das ist alles gute Hausmannskost, aber ohne große Höhepunkte, und wirkt manchmal etwas bemüht eingestreut, beispielsweise wenn aus heiterem Himmel ein Scherge des Mafiabosses aufkreuzt und sich eine Autojagd mit Cooper liefert. Doch auch wenn dauerhaft einprägsame Momente fehlen, so hat das immerhin seinen rohen Charme, wenn Cooper Rückschläge und Wunden einsteckend schließlich über den Killer triumphieren kann, der den Showdown als perverses Spiel betrachtet.

Eine Glanztat des Actionfilms der 1980er ist „Deadly Force“ sicherlich nicht, denn die Action ist zwar brauchbar, aber selten übermäßig spektakulär und der zusammengestückelte Plot vergibt durch eine episodische Struktur viel Potential. Die Hauptfigur ist alles andere als ein Sympathieträger, als unvergleichlicher Großkotz aber schon wieder eine Attraktion an sich, so wie der Film auch diverse (teilweise auf bizarre Weise) denkwürdige Momente besitzt. Das hat, allen Schwächen zum Trotz, seinen Charme.

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