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Es gibt doch immer wieder Überraschungen von Filmen, von denen man vorher noch nie etwas gehört hat. In diesem Fall wurde mir Interstate 60 von Freunden empfohlen und ich hab mir was ganz anderes unter dem Film vorgestellt als es dann schließlich war. So dachte ich bei dem Namen an ein kräftiges Roadmovie ohne viel dahinter. Was mich dann erwartete war so ziemlich das gegenteil von dem was sich in meinem Kopf zusammenwirrte. Der Film erzählt die Geschichte von Neil Oliver, einem jungen aufstrebenden Künstler, dem sein Vater allerdings ein Stipendium für Jura besorgt hat. Alles was er momentan hat ist nicht das was er sich für sein weiteres Leben vorstellt. Er hat eine Freundin, die genau entgegengesetzte Züge wie er hat, und seine Familie ist eine reiche uneinsichtige Gruppierung, die nicht mal versucht ihn zu verstehen. Einzige Ausnahme ist seine Schwester, die ihn immer unterstützt und ihn aufmuntert wenn er wieder einmal am Boden ist. Zu seinem Geburtstag erhält er von seinem Vater einen roten Sportwagen, der ganz und garnicht Neils Geschmack ist, und so versucht er sich aus dem Geschenk herauszureden. Durch einen Zufall fällt ihm just in dem Moment ein eimer auf den Kopf und er wird ins Krankenhaus eingeliefert. Dort trifft er einen Menschen namens Roy und dieser macht ihm klar, dass nicht immer das das richtige ist, was man auf den ersten Blick sieht. Nach dieser kleinen Aufklärung macht sich Neil auf seinen Weg ins Leben.

Neben dem Plot, von dem ich vorher noch nie etwas gehört hatte, hätte ich auch nicht mit einem solch grandiosen Cast gerechnet. Alle Charaktere sind wie auf die Besetzungen zugeschnitten und so entsteht ein wunderbares Zusammenspiel aus Persönlichkeiten und Schauspielkunst. Nehmen wir einfach mal den Hauptdarsteller heraus: James Mardsen spielt Neil Oliver und zeigt in dieser Rolle, dass er mehr kann als eine Comic Figur wie Cyclops aus X-Men das Leben einzuhauchen. Er ist einfach ein sehr sympatischer Schauspieler und passt, da er auch vom Aussehen sehr intelligent wirkt, voll in den Part des Neil hinein. Ob es die wirren Gedanken vom Anfang sind oder die Charakterentwicklung über den ganzen Film hinweg, man erkennt alles sofort und wird von ihm mitgerissen. Neben dem noch recht unbekannten Mardsen spielen sehr viele bekannte Gesichter mit. Da hat wohl Bob Gale nochmal den sehr guten Cast aus seinem Glanzwerk Zurück in die Zukunft ausgegraben. Zu nennen sind da zum Beispiel Christopher Lloyd, der auch in Interstate 60 wieder einmal sein ganzes können unter Beweis stellt. Er ist einfach ein Meister, wenn es darum geht einen intelligenten, aber doch etwas durchgedrehten Charakter zu spielen. Er spielt die besagte Figur, die Neil zum Aufbruch verhilft so gut, dass man bei seinen Lehren selbst anfängt nachzudenken und dem dann schließlich auch zustimmt. Neben "Doc Brown" hat auch Michael J. Fox hat einen kleinen Auftritt und kann in dieser kleinen Szene durchaus überzeugen. Eine weitere Oscarverdächtige Leistung liefert Gary Oldman als der mysteriöse O.W.Grant ab. Er spielt den Wegbegleiter von Neil und ist immer wieder für einen Rat da oder leitet Neil auf den Weg des selbstdenkens. Dazu kommen noch einige Kurzauftritte anderer Stars, die auch einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Vom Cast alleine wäre der Film schon eine Klasse für sich.

Auch der Verlauf des Filmes und die Geschichte dahinter sind brilliant. Alles dreht sich um einen Ritt in Neil Olivers Leben und der Zuschauer ist dabei wie er auf die Probleme in seinem Leben oder auch auf die schönen Dinge die ihm bisher zugestoßen sind trifft. Alles wirkt wie verzaubert, was nicht zuletzt daran liegt, dass er sich auf einer Reise durch seine eigenes Leben befindet. Wieder und wieder passieren ihm hier verschiedenste Menschen, Städte und Ereignisse, denen er im Leben schon häufig gegenübergestanden hat, sich aber bis dahin nicht wirklich um deren Ergebnis gekümmert hat. So findet er sich zum Beispiel in der Stadt Morlaw wieder, in der es vor Anwälten nur so wimmelt, und dies ist natürlich ganz klar ein Tritt für ihn ja nicht auch unter die Rechtsverdreher zu gehen. Alles in diesem Film wirkt so surreal und doch ist immer ein fünkchen Wahrheit dahinter, der Zuschauer wird sich bei jeder Person, die Neil trifft fragen, was man selbst in seiner Situation machen würde und ob die Reise des Zuschauers auf einer Interstate 60 ebenso verlaufen würde. Hier liegt der Höhepunkt des Filmes, die Vermischung von Magie und Realität ist sehr intensiv und nimmt die Zuschauer, die sich nicht von imaginären Grenzen einschränken lassen mit auf den Trip über den Highway des Lebens.

Wer Filme wie Big Fish mag, der sollte sich auch auf keinen Fall Interstate 60 entgehen lassen. Für mich ist es eigentlich unerklärlich, warum solche Filme direkt auf DVD erscheinen und nicht einmal die Chance im Kino bekommen, denn es schaffen ja auch Produktionen von Uwe Boll auf die große Leinwand. Als Freund von surrealen und mit Lebensweisheiten vollgestopften Filmen muss man Interstate 60 einfach gesehen haben. Leider schafft Interstate 60 nicht die gleiche bezaubernde Atmosphäre wie Big Fish zu kreiren, dann hätte es sogar für eine Höchstwertung gereicht. So bleiben am Ende sehr gute neun Punkte als Fazut stehen.

FAZIT: 9/10

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