Kampfsportfilm im Wilden Westen – eine gelungene Mixtur
Gängiges Motiv in allen Filmen, die auch nur irgendwie mit Action zu tun haben, ist, daß der Held alles bekommt: Geld, Land, schöne Autos, Frauen, Ruhm und Ehre. Warum sonst sollte man sich auch all den Torturen aussetzen, die das Drehbuch jedesmal für einen vorgesehen hat? Da wird man geschlagen, angeschossen, fällt vom Pferd, überschlägt sich mit dem Auto, man verliert Freunde, Frauen, Kinder an einen Bösewicht, und wenn einem all das widerfährt, dann ist das doch auch eine Belohnung wert. Auf der anderen Seite macht das einen jeden Film vorhersehbar. Man weiß praktisch von der ersten Sequenz an, wie der Film ausgehen wird, kennt die Handlungsstränge und würde sich langweilen, wenn nicht eine gesunde Portion Gewalt und Action den Film am Laufen hielte. Manche Regisseure aber schaffen nicht mal das; die Ergebnisse sind dann in den langen Regalen der Videotheken zu bewundern, reißerische Titel mit bunten Covern, da will man nicht zugreifen. Dumm nur, wenn ein guter Regisseur sich mit einem einfallslosen Bildchen auf der Hülle der DVD genau zwischen all den Nieten wiederfindet...
„Savate“ ist genau dieser Fall. Die DVD sieht einfach billig aus, der Held ist weitestgehend unbekannt, der Klappentext reißerisch, und bevor ich in der ofdb registriert war, hätte ich mir den Film niemals angesehen, denn Isaac Florentine war mir als Regisseur völlig unbekannt. Es wäre aber ein Fehler gewesen, denn der Film ist richtig gut, obwohl die Story schon recht schwachbrüstig daherkommt. Ein Franzose gerät im wilden Westen, circa im Jahr 1850, in eine miese Geschichte. Ein reicher Mann will mittels einer fingierten Steuer die Grundstücke harmloser Siedler an sich reißen, da bald die Eisenbahn gebaut werden soll, wovon seitens der Siedler keiner weiß. Gut, daß gerade in diesem Ort ein Boxwettkampf stattfinden soll, der Sieger erhält genügend Geld, um die Steuer zu bezahlen. Der Franzose macht sich die Sache der Siedler zueigen, nachdem einer der Siedler getötet wurde. Und dann kommt, was kommen muß, denn auch der älteste Widersacher des Franzosen ist beim Wettkampf mit dabei, ein Deutscher, der einst des Franzosen Freund getötet hat. Jetzt kommt der Teil des Films, den wir alle so gerne mögen...blutige Kämpfe, die Schurken bekommen, was sie verdienen, und der Held kriegt alles: die Frau, Land, Rache, Ruhm und Ehre. Toll!
Ist schon interessant, was ein guter Regisseur mit wenig Geld auf Zelluloid bannen kann, denn die Vermischung von Westernelementen in Form von Pistolenduellen und Kampfsportspektakel habe ich so noch nicht gesehen. Lee Ermey als Bösewicht ist das Geld immer wert, Olivier Gruner als Held guckt nett und schlägt zu, mehr braucht es auch nicht, denn immer dann, wenn die Handlung zu überwiegen droht, kommt ein gutes Stück Action daher. Gerade die letzten zwanzig Minuten sind brutal, packend und blutig, da reibt man sich als Actionfreund die Hände. Florentine weiß, was der Zuseher haben will, und er liefert sauber. Schöne Westernmelodien und Landschaftsszenen wechseln sich mit gut choreographierten Schlägereien ab, die obligatorische Liebesgeschichte wird nicht breit ausgewalzt, der Film macht einfach Spaß. Natürlich nichts für die Freunde des anspruchvollen Films, aber für den Genrefan ein Pflichtfilm. „Bloodsport“ trifft „Bonanza“, das habe ich so noch nicht gesehen – und werde es wohl auch nicht wieder zu Gesicht bekommen. 8/10.