Der Film basiert auf tatsächlichen Ereignissen in Australien von 1999. Allerdings braucht DIE MORDE VON SNOWTOWN nicht im Geringsten das Label „based on a true story“ um zu schocken und einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen, das tut er auch so. Es ist „Kino Kontrovers“ pur und wirkt extrem authentisch und fast pseudodokumentarisch auf Basis oft improvisiert wirkender Dialoge. Der Film wirkt definitiv sehr sperrig und ungewohnt für Filmfreunde, die mehr auf traditionelle Serienkillerfilme stehen.
Diese sollten den Erwerb überdenken und sich eingehend informieren, denn er birgt großes Potential zur Polarisierung und auch Frustration der Zuschauer. Es braucht in DIE MORDE VON SNOWTOWN definitiv keine grauenhaften Masken oder Verkleidungen um das Grauen zu transportieren. Das Monster des Serientäters John Bunting wird durch Daniel Henshall in unnachahmlicher Weise einerseits so eloquent und „menschlich“ und andererseits extrem sadistisch und rassistisch dargestellt. Er agiert völlig ruhig um dann in der nächsten Einstellung wieder in eruptiver Weise sein Umfeld in eskalierender Gewalt zu versinken zu lassen.
Die Story ist bekannt, aber hier trotzdem nur kurz wie folgt wiedergegeben (OHNE SPOILER!): Jamie und seine Brüder leben in einfachen Verhältnissen in Australien. Als die Mutter der Brüder einen neuen Freund, John Bunting (Daniel Henshall), in die Familie einführt entpuppt dieser sich letztlich als radikaler Moralapostel und Schwulenhasser. Entsprechende Taten folgen auf dem Fuß und Jamie wird in einen ungeahnten Strudel von Gewalt einbezogen………die physische und psychische Gewalt die dazu schon vorher und parallel in der eigenen Familie vorherrscht entzieht sich zudem jeglicher Beschreibung.
DIE MORDE VON SNOWTOWN beeindrucken nicht vornehmlich durch äußerliche Spannung oder Höhepunkte. Die Stärke der Umsetzung liegt eher in dem Subtext, also in dem großen beunruhigenden Gefühl während des Films der zwischen den Zeilen erzeugt wird. Und es gibt filmisch scheinbar konträre Stilmittel die sich gut ergänzen. Da ist zum einen die Kamera, die nach dem Akt des Tötens an einen blutverschmierten Tatort kehrt und das Grauen im Kopf des Zuschauers noch erhöht. Zum anderen wird die Gewalt aber direkt, roh und hyperrealistisch dargeboten.
Eine Gewaltszene gehört in ihrer psychologischen Komplexität und ihrer langen gleichbleibenden Einstellung und der Art und Weise wie der Täter das Opfer bis kurz vor den Tod peinigt und wieder zurückholt um dann wieder von vorne zu beginnen zu den härtesten Szenen die man im Genre Serienkiller zu sehen bekommt.
Zudem ist der Film – ohne mehr ins Detail zu gehen – auch für Tierfreunde alles andere als zu empfehlen. Passenderweise ist das Geschehen noch sehr gelungen in einen intensiven Soundtrack gehüllt der von „Einstürzenden Neubauten“ stammen könnte. Somit kann ich nur eine uneingeschränkte Empfehlung für diesen etwas anderen Serienkillerfilm aussprechen.
7,5/10 Kängurus….äh,….Punkten