„Jeder Film ist per defitionem eine künstlerische Schöpfung. Er wird von Menschen gemacht, die zusammenkommen, um eine Geschichte zu erkunden.“
Sidney Lumet hat das gesagt, aber der kennt die eigenwilligen Arbeiten von Joseph Lai und Godfrey Ho nicht.
Wenn, würde er seine Aussage zumindest einschränkend abändern. Hier erkundet man nur die Belastungsfähigkeit des Zuschauers und tut auch nur so, als ob man etwas erzählt. Erschafft eine Kurzfassung als Umrandung, die für das westliche Publikum in der Vermarktung als Alibi und Verlockung zugleich gelten soll; der Rest ist das Aufkochen bereits abgedrehter Durchschnittsware. Also eigentlich Alles beim Alten, nur mit einigen kleineren Änderungen.
Diese marginalen Abweichungen sorgen zumindest dafür, dass man diesmal zeitweise etwas mehr Freude an seinem Laischen Warentest hat; benutzt man ausnahmsweise doch ein Ausgangsmaterial der geringfügig besseren Sorte. Im Kontext gesehen. Griff man sonst auf durchweg unidentifizierbare und nicht ohne Grund verschollene Szenen als Füllmaterial zurück, so nahm man heuer mit The Magnificent - Der Unschlagbare [ AT: Die Glorreichen Drei ] etwas sicher Zuordbares als Teileinlage für seine „Kickboxeremulsion“.
Die Erkennung wird durch die Einbrüche von neugedrehtem Zusatz und einer unheimlich groben, fast schon wahnwitzig schlechten Synchronisation, die auch noch die Handlung verzerrt zwar hinausgezögert. Aber der soweit durchaus prominente Cast mit Carter Wong, Chen Sing und Doris Lung in den Hauptrollen vereinfacht die Angelegenheit wieder und lässt letztlich nur diese Schlussfolgerung zu.
Damit eröffnet man auch gleich eine weitere Novität:
Man klaut nicht von jemand Anderem, sondern quasi von sich selber. The Magnificent wurde 1979 von Asso – Asia Film produziert, die in den ruhmreichen Händen der später berühmt – berüchtigten Firmenbesitzer Joseph Lai und Thomas Tang lag. Nach der Trennung gab es zwischen Lais IFD Films & Arts und Tangs Filmark International ein Stechen darum, wer sich am meisten mit seinen Werken desavouriert; die Entscheidung steht nach einem langen Unentschieden bis heute aus.
Wenigstens beweist Lai hier Geschäftsgeist, indem er eigenes Abgenudeltes noch einmal verwendet – selbst Ankaufkosten pendeln sich damit bei lau ein. Wahrscheinlich lacht er sich heute noch darüber scheckig, wie dumm der Zuschauer gewesen sein muss, sich 2x Dasselbe vorsetzen zu lassen. Noch dreister ist ja nur noch, ihn gleich für komplett bescheuert zu verkaufen und einen „Film“ anzubieten, der zu 2/3 in der Vergangenheit spielt und den Rest hier und heute im Jetzt einsetzt, aber dennoch eine übereinstimmende Geschichte vorgauckeln möchte. Dies geht natürlich ebenso daneben wie auch das frische Material [ und in der Fassung auch das alte ] ein Fall für die Tonne ist:
Inhalt #1: Der ausländische Kampfsportcrack „Boxer“ führt nebenbei eine Trainingsschule und Versandhandel in einem und heuert für den Unterhalt noch einen zweiten Mann [ IFD regular Wayne Archer ] an. Dieser soll die Auslieferungen übernehmen, sich um ankommende Waren kümmern, den Papierkram erledigen und auch als Boxpartner herhalten. All das für 2 $ am Tag, aber der Mann ist einverstanden. Kurze Zeit darauf bekommen sie Besuch von Kingsleys Schergen, der das koschere Geschäft für sein Opiumhandel nutzen möchte. Boxer lehnt dankend ab, lässt sich aber eine Weile darauf im Ring töten. Sein Partner dürstet nach Rache.
Inhalt #2: Währenddessen jagt der Commissioner [ Carter Wong ] ebenfalls Kingsley und seinem Opiumhandel an den Küstengebieten Chinas nach, während Inhalt # 3: Der Linke – Hand – Killer [ Casanova Wong ? ] auf der Suche nach dem mittlerweile zur Frau gewordenen Tochter eines seiner früheren Opfer ist.
Das ganze Pelemele hat natürlich überhaupt kein Hand und Fuss und ist selbst mit der emsigen Gestaltungskraft von AAV Creative Unit als Drehbuchautoren völlig daneben. Ideenreichtum hin und her, und das man verschiedene verbale Einsäumungen bereithält und das Thema in den inegalen Abschnitten eben kongruent sein soll, hilft da auch nicht viel weiter. Eines spielt nun mal sichtlich Anfang 1990 und zumindest The Magnificent ist im Original kurz nach dem Wuchang – Aufstand und Sun Yat-sens Gründung der Kuomintang gesetzt; also gute 80 Jahre Unterschied. Die man auch sieht; trotz Blockbildungen, Ausfransungen und gedropten Frames der Vorlage.
Das main feature ist bestenfalls durchschnittlich. Der damals alltägliche Wald – und - Wiesenactioner mit mässigen Perücken, groben Darsteller, viel Bewegungsfreiheit an der frischen Natur und den eingebürgerten Kämpfen.
„Casanova Wong“ als leidender Killer, der gar nicht töten will, aber irgendwie trotzdem nicht ohne kann, und sich von anderen die Befehlsgewalt abnehmen lässt, spielt einfach furchtbar. Carter Wong ist wie eigentlich immer ein grosses Stück Holz. Godfrey Ho in einer Schergenrolle sieht optisch 10mal kompetenter aus, als er allein von der Kenntnis seiner Biographie herüberkommt.
Die mehr Schein als Sein Formel lässt sich nicht automatisch auf die Bestückung der Dekoration übertragen. Motivscout, Architekt, Innenrequisiteur, Kostümbildner und Schminkmeister sind wahrscheinlich alle gleich blind. Das Mobiliar ist sogar multipliziert so arm, dass man jetzt auch weiss, woher die Einrichter bei den Nachdrehs ihre Inspiration herhaben; schon hier stehen die Leitern, Ölfässer und leere Pappkartons wie bestellt und nicht abgeholt herum.
Da von der Handlung nur jede dritte Filmspule aufgehoben wird, ist der Fortgang etwas konfus, und hangelt sich eher untauglich an den üblich banalen Mechanismen des Genres entlang. Es geht ja nur darum, dass Einer dem Anderen die Kante an den Hals schlägt und dieser entsprechend reagiert; da beim The Magnificent der eigentlich meist als Action Director fungierende Chan Siu Pang Regie führt, sehen die Martial Arts Einlagen auch relativ zufriedenstellend auch für das saturierende Publikum aus. Flink, agil, ausgiebiger Kontakt und auch mit feschen Zeitlupen festgehalten. Ein hervorgehobener Fight in und auf einem brennenden Schiff. Beileibe nichts Besonderes und auch da schon preislich äusserst geringen Schub fahrend, aber Regisseur „Alton Cheung“ alias Godfrey Ho in der Neuzeit bekommt es nicht besser hin.
Ho ist ein Visionär der reinen Form. Wenig Erklärungen, mehr Gefühl. Ein Meister der dramaturgischen Verknappung. Dabei hat auch der extra als Ergänzung fabrizierte Stoff nicht mehr zu bieten als die sonstige Kombination Klamauk und Farce, die gewohnte Dröhnung Mißerfolg. Das bedeudet viele halbnackte Gwailos; die meisten wahrscheinlich auch für 2 $ am Tag angeheuert – irgendwoher muss ja gerade der Betrag kommen. Ebenfalls häufiges Gekloppe, trotz der diesmal im Vorspann bestätigten Mitwirkung von Ridley Tsui keinen Extrapunkt wert, da das drumherum einfach zu unästhetisch ist.
Dies auch das Hauptproblem neben der himmelschreiend peinvollen Eindeutschung und dem ständigen ReinundRausgespringe des Zusammenschnitts: Das ewige Grau – in - Grau hat spätestens nach einer Stunde seine volle Wirkung Depression und Abscheu erreicht. Das Sterben rund um die Uhr und das dazwischen befindliche Geschreie und Geweine sorgt für ein Herbeisehnen des Endes. Zum Abgewöhnen.
Falls wer hier nach noch Lust auf den Magnificent selber haben sollte – was mittlerweile fraglich sein dürfte - ; er ist ja auch in einer ganz anderen Qualität und dort natürlich vollständig publiziert worden. Ob das für den Killer – Film auch gilt ?