Review

Falls es das Ziel von Drehbuchautor und Regisseur Anthony Matthews gewesen ist, einen widerlichen Film zu drehen, dann ist ihm das mit Bravour gelungen. Alles an Revenge Is Her Middle Name ist abstoßend. Die Stadt, in welcher der Film spielt (gedreht wurde in Pittsburgh, Pennsylvania). Die Wohnungen, in denen die Figuren hausen. Die Figuren selbst, der Bodensatz des White Trashs. Die Sprache, mit der sie kommunizieren. Der Umgang miteinander, ihr generelles Verhalten. Der Look des Filmes. Einfach alles. Hier gibt es keine Sympathieträger, bloß Figuren, denen man im realen Leben niemals begegnen möchte. Abgefuckte Drogensüchtige, häßliche Prostituierte, schmierige Gangster. Selbst die Polizisten haben was so Unappetitliches an sich, daß man ihnen lieber aus dem Weg geht. Hier regiert der Abschaum. So sehr, daß man sich selbst bald schmutzig fühlt und sich nach einer heißen Dusche sehnt. Wäre Matthews talentiert, hätte er aus diesem nihilistischen, sich in menschlichem Elend suhlenden Konzept vielleicht sogar etwas machen können. So wirkt das unsägliche Ergebnis auf mich wie eine lustlos hingerotzte, saft- und kraftlose Provokation, welche statt zu schockieren einfach nur furchtbar langweilt.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Kat (Lissa Brennan), eine solch ungustiöse Person, daß ich sie nicht mal mit einer Kneifzange anfassen würde. Kat geht auf den Strich, ist ein Junkie und lebt zusammen mit dem ebenfalls drogensüchtigen Dolph (Michael Todd Schneider) in einer abgeranzten Bude. Trotz der nicht gerade vielversprechenden Zukunftsaussichten will Kat unbedingt ein Kind haben und wird auch schwanger, was selbst ihrer Freundin Marilynn (Paula Bellin) schwer fällt zu verstehen. Um zu etwas Geld zu kommen bringt sie Dolph dazu, den Dealer und Zuhälter Mutton Chop (Douglass Bell) auszurauben. Nach gelungenem Überfall läßt Kat ihren Freund fallen und setzt sich ab. Doch einige Monate später spüren Mutton Chop und seine Leute die mittlerweile hochschwangere Frau auf und geben ihr Saures. Kat wird verprügelt, von allen der Reihe nach vergewaltigt, und zum Drüberstreuen verpaßt man ihr noch eine Ladung Heroin tief in den Babybauch. Kat überlebt das Martyrium und lechzt nach Rache. In einem gelungenen Film würde man mit der Frau mitleiden und sie anfeuern, aber nicht bei Revenge Is Her Middle Name. Hier wünscht man der Protagonistin die Krätze an den Hals, so sehr verabscheut man diese fürchterliche Unperson.

Ich habe selten einen Film gesehen, der auf mich häßlicher und abstoßender gewirkt hätte. Dieses Machwerk ist so zutiefst unsympathisch, daß es fast schon körperliche Schmerzen verursacht. Diese gewaltige Antipathie in Bezug auf den Film und auf die Figuren ist allerdings auch das einzige, was man hier spürt, denn ansonsten scheitert Anthony Matthews auf sämtlichen Ebenen kläglich. Selbst die diversen Brutalitäten - und davon gibt es einige - sind so schlapp und lahm in Szene gesetzt, daß ihre mögliche Wirkung völlig verpufft. Sogar üble Gewaltspitzen wie eine On-Screen-Kastration (der Unglückliche steckt sein bestes Stück durch ein Glory Hole) und die Vergewaltigung einer Hochschwangeren lösen keinerlei Gefühle aus, so erbärmlich kraftlos und träge sind sie inszeniert. Muß man noch erwähnen, daß auch die schauspielerischen Darbietungen (mit Ausnahme der Hauptdarstellerin) grottig sind, daß eine Dramaturgie überhaupt nicht vorhanden ist und daß die Kameraführung auf unterstem Niveau angesiedelt ist? Ich denke nicht. Das Beste am Film sind noch die Softcore-Schnipsel von einigen unbekannten 70er-Jahre-Pornos, die - warum auch immer - an einigen bestimmten Stellen eingefügt wurden. Wer nach dem Bodensatz des Genres sucht, wird hier fündig.

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