Kultfigur Lara Croft fand den Weg auf die Leinwand vielleicht etwas zu spät. Im Frühjahr 2001 haftete der Spielserie schon ein negatives Image an, weil praktisch ab Teil 2 jeder Nachfolger nur noch billig kopiert wurde. Egal, die Fans hat es trotzdem gefreut, die Archäologin endlich in Action auf der Leinwand zu sehen, alle anderen überkamen nach den ersten Kritiken böse Vorahnungen. Die sollten sich dann auch bei mir bestätigen, doch immerhin konnte die totale filmische Katastrophe abgewendet werden.
Als Regisseur hat man den Actionspezialisten Simon West ("Con Air) engagiert, die weibliche Hauptrolle durfte Oscar-Preisträgerin Angelina Jolie übernehmen. Wohl die richtige Wahl, die man da getroffen hat, das war sehr wichtig, weil der ganze Film ausschließlich von Lara Croft lebt. Jolies Gesichtsausdruck ist leider nicht sehr facettenreich, ihr Körperbau kann dafür umso mehr überzeugen. Für Sex ist kein Platz, ist natürlich ein PG-13 Film, dennoch sollte bei ihrem "Nimm mich, Tiger"-Blick jedem 14jährigen einer abgehen. Für ein Duschszene, die natürlich nix zeigt und deshalb ziemlich sinnlos eingebaut wirkt, und ein paar sexuell zweideutige Anspielungen reicht es auch noch. Ihre körperlichen Fähigkeiten darf sie ebenfalls unter Beweis stellen, es sieht schon geil aus, wenn sie in Seilen hängend Gegner kaltstellt oder in Zeitlupe aus einem Tempel spurtet. Wobei männliche Zuschauer hier eher auf die Körperpartie zwischen Hals und Bauchnabel starren dürften, da hüpfen nämlich zwei Riesendinger in einem hautengen Top munter rauf und runter. Schauspielerisch ist die Jolie hier trotzdem ein Niete, keine Frage.
Coolness ist durchaus vorhanden, aber ab einem gewissen Alter eher unfreiwillig komisch. Die meisten solcher lässigen Szenen wurden total unpassend integriert, etwa die Szene, als Lara in die Versteigerung hereinplatzt (Muss sie denn da unbedingt Sonnenbrille tragen?) oder mit ihrer Gruppe in Zeitlupe vom Hubschrauber wegläuft.
Simon West konnte sich leider nicht so richtig austoben. Die Schießereien sind völlig unblutig, was bringt es mir, wenn ich die Typen nur ballern sehe? Außerdem sind in ein paar Actionsequenzen die Computeranimationen ziemlich lächerlich ausgefallen. Gleich die Eröffnungssequenz ist ganz schön schlecht animiert, des weiteren sieht der Hintergrund, etwa beim Finale, eher gezeichnet aus. Den Showdown müsste mir sowieso noch jemand erklären. Da stimmt die Action während des gesamten Films zumindest teilweise (Stürmung von Laras aus oder Kampf mit Statuen) und dann klatscht man so einen stümperhaften Endfight hin. Frau Jolie verpasst dem Oberschurken (der nebenbei jegliche Boshaftigkeit vermissen lässt) ein paar Tritte, der ist tot und dann flüchtet sie noch schnell aus der einstürzenden Höhle. Das war’s dann, von Spannung keine Spur.
Zwischen den Actionsequenzen gibt es auch noch was, das sich Story nennt. Dazu hat man einen Geheimbund, "Die Erleuchteten", genommen, die mit Hilfe eines Artefakts die Zeit kontrollieren möchte. Hintergrundgeschichte ist die Vater-Tochter Beziehung zwischen Lara und Papa Croft (Angelinas Vater ist im wirklichen Leben übrigens echt Jon Voight, interessanter Aspekt). Natürlich starb der vor einiger Zeit und Lara erinnert sich in quälend lang gezogenen Gefühlsausbrüchen an die Unterhaltungen zwischen den beiden. West lässt in den gefühlsbetonten Szenen jedes Fingerspitzengefühl vermissen, man hätte lieber auf den totalen Actionoverkill setzen sollen, anstatt den Zuschauer mit Jolies unglaubwürdiger "Ich bin ja so traurig"-Mimik zu nerven
Alles in allem für 12jährige wohl eine Offenbarung an Film. Für alle anderen allzu grob durchschaubar. Die Action stimmt teilweise, Angelina Jolie ist ultraheiß. Aber das war es dann auch schon, "Lara Croft: Tomb Raider" wird dem großen Hype um ihn niemals gerecht. Außerdem vermisse ich einen Schuss Ironie, der z.B. Indiana Jones für mich so sympathisch macht. Ein zweiter Teil wird zwangsweise folgen, die Reihe ist ja als Trilogie festgelegt. Denke kaum, dass die besser werden, aber Hauptsache die Kiddies bringen genug Geld in die Kassen. Immerhin: Dass es noch viel schlimmer geht, zeigte "Triple X" kürzlich.