Lara Croft.
Ein Name, der so manchem vorpubertären Zockern die erste feuchte Nacht bereitet haben müsste - und anno 2001 erstmals auch fern der Polygone im Pappkartone.
Die Spieleserie Tomb Raider steht seit jeher für Action, Rätsel und sagenumwobene Schätzen. Doch das, was Mrs. Croft eine Daseinsberechtigung neben dem peitschenschwingenden Mr. Jones attestiert, ist kein typischer Aspekt des Abenteuer-Genres: Sex.
Versteht mich nicht falsch, natürlich ist diese Spieleverfilmung kein Soft- oder gar Hardcorestreifen, doch jeder, der nur annähernd der Teens ist, wird wir beistimmen, dass die spärliche Bekleidung der Archäologin nicht nur der Agilität dient.
Wer also wäre besser dafür geeignet, eine taffe, emanzipierte Sex-Ikone besser zu verkörpern als Angelina Jolie, die, nach Nebenrollen als Sekretärin von Nicolas Cage, David Duchovny oder als Nachfolgerin des van Damme-schen Meisterwerkes Cyborg endlich das erhält, was der Terminator für Schwarzenegger, McClane für Willis oder Rocky und Rambo Stallone sind: die Rolle des Lebens.
Anders als genannte Heroen oder eben Indiana Jones steht Lara eine weitere Waffe bereit, um die sie so mancher Mattscheibenkoloss beneiden möchte, und die nutzt sie auch: im mit dem Wunschtraum aller Männer, man hätte dem Streifen doch eine 18er-Freigabe und dafür einige freizügigere Szenen spendiert, als die (trotzdem oder gerade deswegen einzigartige) Duschszene oder aber in der Gewissensfrage, wieso ich 2003 mit meinen noch jungen Jahren nicht bemerkt habe, wer bzw. was für eine Hera da gerade über den Bildschirm springt und mich stattdessen von einer an den Haaren herbeigezogenen Story mitreißen lassen hab - oder aber ...
Die vom Film in erster Linie beabsichtigen Kämpfe!
Und die sind, anders als bei vielen halbherzigen Actionern, nicht von schlechten Eltern.
Bereits der Opener zückt Asse wie Salti, beidhändige Schützen, Zeitlupennachladesequenzen und wilde Kamerafahrten, glücklicherweise selten ausufern und sich weitestgehend auf das wirklich Sehenswerte bschränken. Dabei wird großer Wert auf Coolness gelegt, die in Tomb Raider allgegenwärtig ist: Sei es das ausgeklügelte Ulk-Nachladesystem Laras, ein dreimaliges Um-die-Achse-Drehen der Pistolen oder der einfach wunderbar anzusehende überarrogante Gang der Archäologin - Tomb Raider ist ein Dicke-Eier-Film ohne Hoden - bei dem man leider nicht immer weiß, ob die Grenze zum Belastbaren, heißt Lächerlichen, absichtlich bis kurz vor den Erguss gekitzelt wird.
Somit wird der Zuschauer mit zahlreichen beeindruckenden Szenen dafür belohnt, eine Spieleverfilmung zu sehen, die allen Anschein macht, in dieselbe Kiste wie Alone in the Dark (evtl. bald auch Tetris, wenn man den Gerüchten glauben mag - ja, ihr habt richtig gehört: TETRIS soll verFILMt werden), geschoben werden zu müssen: da wären der Opener, der Seilakt im Croft Manor, der Motorrad-Jump'n'Run oder einfach nur die Duschszene.
Natürlich fordert auch Lara Croft: Tomb Raider Negativkritik zum Einspruch und der fällt nicht unbedingt kleinlaut aus - wenngleich erstaunlich gering für eine Spieleverfilmung; man denke da nur an die Boll'schen Eskapaden.
Zuerst wären da die mehr als unlogischen Actionorgien (Motorradsprung über mehrere Karosserien in einer Garage, punktgenaue Wirf!-Fang!-Spiele im Abstand von 50 Metern Luftlinie), flache Dialoge und eine Story, die seit "featuring Lara Croft" sogar innerorts nichts Neues mehr bietet - doch: Letzteres stört Tomb Raider-Kenner nicht, im Gegenteil sogar, schätze ich; Zweiteres sind Standard auf dem Gebiet der PG-13-Action und nicht wirklich als Minuspunkt zu werten und bitte - darf ich mich Actionliebhaber nennen, wenn ich nicht bereit bin, mit physikalischen Ungesetzheiten das Bett zu teilen?
Kurzum: Die erste Verfilmung Tomb Raiders ist ein guter aber niemals sehr guter Film. Er macht vieles richtig (Sex, Oneliner und Shoot'n'Roll), vieles falsch und dürfte den meisten nicht mehr als einen Vorabend auf RTL oder ZDF wert gewesen sein, doch wenn man, wie ich, daran ist, eine Sammlung von rustikaler bis großartiger Action aufzubauen, darf dieser Film dabei sein.
7/10