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Leinwandgöttin Angelina Jolie (Taking Lives) ist die Idealbesetzung der PC-Ballerina Lara Croft.

Im Gegensatz zur Hilton-Schlampe Paris haut Lara Croft (Angelina Jolie) ihr geerbtes Vermögen nicht einfach für jeden Schnickschnack auf den Kopf, sondern finanziert damit ihr Archäologen-Hobby. Eines Nachts entdeckt Lara in ihrem 83-Zimmer-Schloss eine mysteriöse Uhr. Offenbar eine Art Schlüssel, der in ein magisches Dreieck hineinpasst. Der Legende nach wird dem Besitzer dieses verschollenen Artefakts Macht über die Zeit verliehen. Doch auch der listige Finsterling Powell (Iain Glen), seines Zeichens Angehöriger der Illuminaten, ist hinter dem Artefakt her...

Mit Angelina Jolie hat man die Idealbesetzung der Lara Croft gefunden. Dadurch warf Miss Jolie andere Anwerber wie Demi Moore, Jennifer Lopez und Denise Richards aus dem Rennen. Zudem ist Angelina Jolie fähig genug, um zu verhindern, dass aus Lara Croft eine seelenlose Plastikpuppe wird. Ganz klar gehört der Film nur ihr. Als ersten "Croft-Boy" haben wir dann noch Daniel Craig (Road to Perdition), dem es jedoch an einer gewissen Ausstrahlung fehlt. Der Schurke des Films wird von Iain Glen (Gorillas im Nebel) verkörpert, der außer mit Messern rumwerfen und etwas Karate nix drauf hat. Im Handgepäck hat er dann immer noch seinen schwulen Handlanger und den schwarzen Militär-Bimbo samt Truppen dabei. In manchen Szenen wirkt der Mann wie ein schlechtes Jean-Claude Van Damme-Double. Einer der positiveren Charaktere ist hingegen der von Noah Taylor (Vanilla Sky) gespielte Croft-Q Bryce, da er oftmals die passenden Kommentare auf Lager hat. Zum Schluß ist noch Jolies leiblicher Vater Jon Voight (Heat) als Laras Daddy zu sehen. Im Film scheinen die beiden sich ja ganz doll lieb zu haben, doch in der Realität sieht das zwischen Angelina und ihrem Vater anders aus.

Die Action in "Tomb Raider" ist von Simon West (Con Air) recht gut inszeniert worden. Und Lara Croft hat kein Angeber-Getue a'la "The Matrix" oder "3 Engel für Charlie" nötig, sondern kämpft stets auf realistische Art, was auch besser rüberkommt, als wenn sie Kugeln in Zeitlupe ausweichen oder irgendwelche der Schwerkraft trotzenden Stunts hinlegen würde. Ein Minuspunkt ist allerdings, dass Lady Croft während des gesamten Filmes lediglich ihre beiden 45er-Pistolen und mal kurz eine MP als Projektilwaffen benutzt, wo sie in den PC-Spielen stets noch einen Raketenwerfer, eine Pumpgun und einen Granatwerfer im Gepäck hat. Jedoch stört die sparsame Waffenauswahl nur wenig.

"Tomb Raider" verdient eindeutig die Bezeichnung Popcorn-Kino, denn mehr will und muss er auch nicht sein. Somit ist er ein auf Optik und Action vertrauter Streifen, der mehr filmisches Fast Food als cineastischen Nährwert zu bieten hat. Leider wurde bei der Produktion wieder mal auf das minderjährige Zielpublikum geguckt, so, dass Lara keine Menschen abballert und nur dem Haus-Roboter, wandelnden Stein-Affen und einer 6-armigen Monsterkreatur Saures gibt. Die menschlichen Gegner werden nur in die Ohnmacht gekickt oder geprügelt. Lediglich dem Obermotz und Mörder ihres Papis darf sie im Finale das Genick zertrümmern. Doch auch das wurde noch recht jugendfrei inszeniert. Darum wurde wohl auch jene Szene aus dem Film genommen, wo Powell den alten Freund von Lord Croft per Katana-Schwert enthauptet. Gerade bei Simon West, der mit "Con Air" und "Wehrlos - Die Tochter des Generals" nicht gerade fürs pubertäre Kinder-Publikum taugliche Filme gemacht hat, hatte man doch schon mehr erwartet. Da waren dem Mann wohl durch das Studio die Hände gebunden worden.

Man darf auf weitere Croft-Abenteuer mit Angelina Jolie gespannt sein, wobei die von Jan De Bont realisierte Fortsetzung eine Enttäuschung war. Man müsste einen eventuellen dritten Tomb Raider-Streifen etwas härter und düsterer gestalten. Dabei gäbe es ja noch die Möglichkeit einer kürzeren Kinofassung für das zahlungskräftige Pubertäts-Publikum und einer ungeschnittenen 16er-Fassung für die DVD-Veröffentlichung, wie das bei "Daredevil" und "King Arthur" der Fall war.

"Tomb Raider" ist visuelles Popcorn-Kino vom Feinsten und kann mit einer mehr als atemberaubenden Hauptdarstellerin und passabler Action beeindrucken.

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