Veit Helmers Filme gelten für viele Cineasten als wirklichkeitsfern, er selbst gilt als Märchenerzähler. Dem muss ich vehement widersprechen! "Baikonur" ist märchenhaft im Sinne von phantasievoll, gewinnt aber durch die authentischen Drehorte und absolut glaubhaften Schauspieler ein hohes Maß an Realismus. Selbst die Aufnahmen in der Schwerelosigkeit sind absolut echt.
Natürlich ist die extrem unwahrscheinliche Geschichte rein fiktiv, trotzdem aber wirkt "Baikonur" sehr glaubhaft. Durch diesen Gegensatz und die wirklich schönen Aufnahmen sprengt er sozusagen die normalen Sehgewohnheiten und führt das Kino wieder seiner eigentlichen Bestimmung zu, nämlich den Zuschauer zum Staunen zu bringen.
Überhaupt lebt "Baikonur" von den Gegensätzen: Kasachische Steppe mit Raumflughafen, einfacher Nomade findet schöne Kosmonautin, fantastische Geschichte in realistischem Gewand oder triste Gegend in schönen Bildern. Diese Kontraste unterstützen das zentrale Thema, nämlich den Konflikt zwischen Tradition und Neuzeit, hier eindrucksvoll durch das Zusammentreffen von nomadischer Lebensweise mit der Raumfahrttechnologie verdeutlicht.
Die Schauspieler hat Helmers wunderbar gewählt, alle Darsteller entstammen genau dem Kulturkreis wie ihre Figur, was den Film noch authentischer wirken lässt. Alexander Asochakov stammt z.B. aus Zentral-Sibirien und verkörpert den verträumten, schüchternen Kasachen Gagarin absolut glaubhaft. Ebenso ist das französiche Topmodel Dominique de Villepin als überirdisch schöne, ätherische Weltraumtouristin hervorragend besetzt.
"Baikonur" ist wunderbares Kino weitab vom Mainstream, das den Zuschauer in eine andere Welt entführt. Er erinnert mich ein wenig an Kusturicas "Schwarze Katze, weißer Kater". Brilliante Schauspieler, wunderbare Bilder und eine herrlich absurde Geschichte machen diesem Film zu einem Genuss. (8/10)