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Jonathan Demme wird wohl auf ewig einen Platz in unseren Herzen haben und das liegt an „Das Schweigen der Lämmer“, den er mit gekonntem Strich zu einem Thrillerklassiker machte. Was danach kam, war bestenfalls diskutabel, weswegen es auch relativ unerklärlich ist, warum ihm das Geld für ein höchst überflüssiges Remake des Stanley-Donen-Klassikers „Charade“ gewährt wurde.
Nun denn, immerhin hat er dank dieses Werks auch noch für alle Zeiten einen Platz in unserem Enddarm.

Etwas, was bereits vollendet scheint, sollte man nicht mit Modernisierungen versuchen, deswegen erscheint dieses Quasi-Eins-zu-Eins-Remake auch mehr wie ein Ego-Trip eines Filmemachers; eine Falle, in die schon viele tappten, die ihre Kindheitsträume nicht rechtzeitig loswurden.

Tatsächlich hat „The Truth about Charlie“ überhaupt nichts substanziell Neues zu bieten, die Story ist fast komplett die Gleiche geblieben. Die zur Scheidung bereite Ehefrau eines Kunstfachmanns findet die heimische Pariser Wohnung ausgeräumt und den Gatten im Leichenhaus vor. Eine Menge Geld ist verschwunden, doch außer seinen persönlichen Sachen ist nichts mehr da. Das glaubt zwar sie, aber leider nicht die ehemaligen Kriegskameraden ihres Mannes und auch nicht ein geheimnisvoller Fremder, der ihr ständig zu Hilfe kommt…

Alles wie gehabt also, die einzigen Unterschiede liegen in der Zeichnung der Kriegskameraden, die Regina Lambert verfolgen und die in dieser Fassung etwas menschlicher gezeichnet sind (in „Charade“ näherten sie sich mehr klassischen Gangstern an). Kommen wir also gleich zum direkten Vergleich:

Das Beste an diesem Film ist doch tatsächlich Thandie Newton, die auch nicht gerade mit Schauspielkunst totgeworfen wurde. Hin und wieder blitzt bei ihr zumindest ein Ansatz der charmanten Verspieltheit auf, der Audrey Hepburn so eigen war. Das Reh im Karpfenteich könnte man sagen, sie tut wirklich ihr Möglichstes.
Nur ist Mark Wahlberg definitiv nicht Cary Grant.
Wahlberg mag sich schauspielerisch stets verbessern, den nötigen Charme für die undurchschaubare, aber sympathische Rolle besitzt er nicht zur Genüge und die ironische Grundlage zur Doppelbödigkeit (Grant lässt uns ja auch im Zweifel, da er mit den Gangstern offensichtlich paktiert) gehen ihm ganz ab.
Er ist ein netter Typ – aber für diese Rolle einfach zu jung (obwohl Grant eher schon zu alt war).

Die Nebendarsteller lassen das Niveau dann noch weiter fallen, allesamt kaum interessante Dutzendgesichter ohne Ausstrahlung, Tim Robbins als Botschaftsangestellter Bartholomew scheint dringend Geld für die demokratische Partei gebraucht zu haben und rattet seine Nebenrolle auf die Schnelle runter. Und sehr viel überflüssige Zeit geht für die unendlich überflüssige Polizisten ab, die nebenbei mit ihrem Kollegen poppt und das Frankreichklischeebuch praktisch auf den Rücken genäht bekommen hat.

Was aber besonders ärgerlich ist: die Leistung, die Demme allen Beteiligten bei der Technik abverlangt hat. Da gibt sinnfreie nouvelle-vague-Referenzen, die fast niemand bemerkt. Die Kamera schwankt unentschlossen zwischen Handbetrieb und betont schräg aufgenommenen Bildern, um kurz darauf wieder statisch zu werden. Dazu passt der wenig stimmungsfördernde Schnitt, der wie abgehackt den Fluß stört. Die Musik will absolut nicht passen und von der reizvollen Location Paris, die im Original alle Romantik dieser Welt ausstrahlte, scheinen nur die modernen und hässlichen Seiten übrig geblieben sein.
Und über den dürftigen Moment, in dem endlich rauskommt, wo das Geld abgeblieben ist, in „Charade“ ein absolutes Highlight, wollen wir gleich ganz schweigen.

Wer „Charade“ nicht kennt, der wird sich vielleicht noch akzeptabel unterhalten fühlen, andernfalls ist das alles nur prätentiöser und überflüssiger Ballast, reizlos und mit wenig Unterhaltungswert. Und wie sagen die Amis doch gleich:
„I fit ain’t broken, don’t fix it!“ (3/10)

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