Review

Als ihr Sohn Billy zu einem Zombie mutiert, beschließen die Murphys ihn trotz aller Widrigkeiten bei sich im Hause zu behalten. Doch die Nachbarn laufen schnell Sturm, und auch der örtliche Gangsterboss kann sich nicht damit abfinden, dass ein Untoter in seiner Nähe wohnt. Als schließlich ein amerikanisches Filmteam auftaucht, um einen Dokumentarfilm über Billy und seine Familie zu drehen, nimmt das Blutbad seinen Lauf...


Liest man sich einmal einige Kritiken zu diesem zugegebenermaßen außergewöhnlichen Zombiefilm durch, dann trifft man auf die unterschiedlichsten Meinungen. Von absolutem Müll bis hin zu einem sehenswerten Genre-Vertreter ist die Rede und ich kann es persönlich durchaus nachvollziehen, das "Portrait of a Zombie wahrlich nicht jeden Geschmack trifft. Mit seinem Regie-Erstling hat Bing Bailey jedoch meiner Meinung nach eine wirklich interessante Low Budget Produktion auf die Beine gestellt, die das Thema Zombie-Epidemie einmal aus einem vollkommen anderen Blickwinkel betrachtet, womit sich der Film sehr wohlwollend von den etlichen Billig-Filmchen abhebt, die einem in den letzten Jahren serviert wurden. Da wäre zuerst schon einmal die Erzählweise der Geschichte, denn es offenbart sich eine sogenannte Mockumentary, in der dem Zuschauer eine fiktive Dokumentation präsentiert wird, die mit teilweise richtig bissigem Humor versehen ist, der trotz aller vorhandenen Ernsthaftigkeit immer wieder zum Vorschein kommt.

Hier liegt dann auch gleich eine der großen Stärken des Szenarios verborgen, ist das Geschehen doch phasenweise mit bissigem Wortwitz und streckenweise fast schon absurder Situationskomik garniert. Dennoch ist es dem Regisseur jederzeit gelungen, die vollkommen absurde Story nicht wie eine Komödie erscheinen zu lassen, wird einem doch durchgehend das Gefühl vermittelt, sich in einem Szenario zu befinden, das wirklich so stattgefunden hat. Das liegt hauptsächlich darin begründet, das sämtliche Ereignisse im Interview-Stil abgefilmt wurden, was trotz der streckenweise absurdesten Situationen ein hohes Maß an Autentizithät aufkommen lässt. So weiß man auch manchmal nicht genau, ob man eher lachen oder weinen soll, offenbaren sich doch einerseits immer wieder grotesk anmutende Dialoge, wobei die Geschichte auf der anderen Seite auch sehr viel emotionalen Tiefgang beinhaltet. Betrachtet man beispielsweise einmal die Mutter von Zombie-Billy, so wird man mit einer Frau konfrontiert, die den Begriff Mutterliebe neu definiert und wie eine Löwin um die Rechte ihres Sohnes kämpft. Dabei muss man sich natürlich als Betrachter vollkommen auf das Geschehen einlassen, denn die Sichtweise, das man einen Untoten in eine normale Gesellschaft eingliedern will erscheint doch so ungewöhnlich, das man sich mit diesem Gedanken erst einmal anfreunden muss.

Ganz generell ist es als äußerst erstaunlich anzusehen, mit wie viel Tiefgang hier die einzelnen Charaktere beleuchtet werden. In der Hauptsache ist es dabei die Familie von Billy, der ein Löwenanteil des Geschehens gewidmet wird. Doch auch die Film-Crew steht im Mittelpunkt, wobei die Aspekte zwischen Mitgefühl und purer Sensations-Gier ganz hervorragend herausgearbeitet werden. Es ist ein Szenario voller Kontraste, das den Zuschauer in einen wahren Zwiespalt der Gefühle versetzt. Sind da einerseits die skurrilen Dialoge, in denen über Veganer und Rechte der Untoten diskutiert wird und andererseits die Bemühungen einer Familie, ihren untoten Sohn wie ein normales Familien-Mitglied zu behandeln, das auch einen Platz in der Gesellschaft bekommen soll. Das eine solche Geschichte nicht jeden Geschmack trifft dürfte wohl auf der Hand liegen, doch wenn man sich darauf einlassen kann, wird man mit einem außergewöhnlichen, aber absolut sehenswerten Genre-Vertreter belohnt, der die Zombie-Thematik einmal von einer vollkommen anderen Seite zeigt.

Insgesamt gesehen konnte mich "Portrait of a Zombie total überzeugen, auch wenn ich zu Beginn noch einige Schwierigkeiten hatte, mich in das Geschehen hinein zu versetzen. Zu Beginn noch sehr gewöhnungsbedürftig, zieht einen die skurrile Story immer mehr in ihren Bann, denn trotz etlicher bissig-witziger Dialoge geht eine ungeheuer starke Faszination von ihr aus, der man sich beim besten Willen nicht entziehen kann. Zudem beinhaltet der Film auch noch diverse derbe-und blutige Effekte, wobei diverse Passagen (Fötus-Szene) einem sogar böse auf den Magen schlagen und einen gewissen Ekel hervorrufen. Es ist die außergewöhnliche Mischung, die dieses Werk in meinen Augen zu etwas ganz Besonderem macht und dem Betrachter einen Genre-Vertreter serviert, den man in dieser Form wohl noch nicht gesehen hat. Vielleicht ist darin auch die negative Meinung einiger Leute zu begründen, handelt es sich doch keinesfalls um einen Zombiefilm im herkömmlichen Sinne. Dennoch ist es gerade die Abweichung vom ansonsten üblichen 08/15 Schema, die an dieser Stelle ein wenig frischen Wind in ein Sub-Genre bringt, das in den letzten Jahren mit irgendwelchen C-Movies regelrecht überflutet wurde, so das man jede kleine Abwechslung willkommen heißen sollte


Fazit:


Absurd, skurril und extrem außergewöhnlich wird hier eine altbekannte Thematik einmal aus einer vollkommen anderen Sichtweise gezeigt. "Portrait of a Zombie" ist witzig und tragisch zugleich und besticht durch ungewöhnlich viel Tiefgang bei den Zeichnungen der einzelnen Charaktere. Der fiktive Doku-Stil des Filmes mag ungewohnt erscheinen, verleiht dem Ganzen aber ein Höchstmaß an Internsität und ist eine tragende Säule des insgesamt überdurchschnittlich guten Gesamteindruckes, den ich von diesem Film gewinnen konnte.


7/10

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