Wütend und laut spuckt er seine Ansichten in die Kamera, in Form von Raps, untermalt von Rockgitarren - das ist Gandu, Hauptprotagonist dieses gleichnamigen Streifens aus Indien, was so viel heißt wie "Arschloch" oder "Wichser". In größtenteils großartigen s/w-Aufnahmen erleben wir dessen Alltag zwischen Glücksspielen, Drogen oder simpler Streunerei; Gandu hat keine erkennbare Perspektive, kein Ziel und schlägt sich durch den Alltag in tristen Verhältnissen. Allein das und die schwarz-weiße Optik lassen einen Vergleich mit "La Haine - Hass" aus Frankreich fast unvermeidlich erscheinen (jedenfalls am Anfang), doch "Gandu" entpuppt sich schnell als etwas ganz anderes: Als eine wilde Mischung aus Videoclip und Drogentrips, wenn man so will. Immer wieder werden kurze Clips zwischengestreut, die Gandu rappend zeigen, während der Film gleichzeitig die wohl kreativste Handhabung von Untertiteln überhaupt walten lässt; diese sind direkt in das Filmbild integriert und blitzen schonmal im Stakkato des Silbenfeuers über die Leindwand, oder verlaufen auch mal von oben nach unten. Mit Riksha, einem Rikschafahrer, wird Gandu zudem ein skuriller Charakter zur Seite gestellt, der sich für Bruce Lee hält. Unterhaltsame Zutaten also, doch so wirklich unterhalten tut es nur anfänglich. Mit der Zeit wird eigentlich immer klarer, dass "Gandu" nicht viel zu erzählen hat und dies mit einem audiovisuellen Rausch zu kaschieren versucht. Gandu und Riksha irren streunend in der Landschaft rum und nehmen Drogen; der Konsum wird dabei recht nervig mit hektischem Schnittgewitter, chaotisch-hysterischem Sound inszeniert. Und spätestens die zweite oder dritte Wiederholung von Riksha als Bruce Lee ist ebenso nervig wie nichtssagend. Als zweifelhafte Highlights gibt es eine selbstrefernzielle Szene, in der sich der Film einfach so selbst entlarvt und eine farbige, sehr explizite Sexszene. "Gandu" hätte großes Potenzial gehabt, wollte aber jedoch zu sehr auf Teufel komm raus innovativ und kreativ sein, denn hier wird der Effekt schon fast um seiner selbst wegen inszeniert und so beraubt sich der Film selbst seines noch anfänglichen Ernstes. Hier wird viel Pop und Rock um wenig gemacht, "Gandu" ist irgendwie style-over-substance auf Arthouse.