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Bei Indien denkt der geneigte Filmfreund wohl zu aller erst an die Bollywoodfilme, in denen es immer um die das Gleiche geht. Die große Liebe, oder wie jemand genau diese findet. Eine heile Welt. Nicht mehr und nicht weniger. Gandu kommt nun mit dem Werbespruch daher, dass er die heile Welt der Bollywoodfilme zerstören will, schafft er das aber auch??

Gandu ist ein armer kleiner Teenager, der irgendwo in einem kleinen Dorf in Indien lebt. Er hat nur eins im Kopf, er will berühmt werden. Mit seiner Musik will er den Durchbruch schaffen und der Welt zeigen, dass er mehr als ein kleiner Wichser (=Gandu) ist. Immer wieder stiehlt er dem Liebhaber seiner Mutter, Dasbabu Kohle, um sich irgendwie die Zeit zu vertreiben und Drogen zu kaufen. Dabei trifft er irgendwann auf Riksha, einem Rikshafahrer, dessen größtes Idol Bruce Lee ist. Beide leben in einem einzigen Strudel, aus Langeweile und Drogen. Doch eines Tages wird Gandu von seiner Mutter beim Klauen erwischt und fliegt aus dem Haus, doch der Absturz bleibt aus und für Gandu eröffnet sich eine ganz neue Welt, rund um Sex, Drugs und Rock 'n' Roll.

Ohje die Story von Gandu ist sowas von verrückt, abgefahren und außergewöhnlich, dass eine sinnvolle Zusammenfassung wohl für kaum jemanden machbar sein dürfte. Aber das ist auch egal, da Gandu von der ersten, bis zur letzten Minute eigentlich nur wie ein einziger Musikclip wirkt. Schnelle Schnitte, immer wieder fliegen einem irgendwelche Sätze um die Ohren. Zudem besteht ein Großteil des Films aus Liedern, die von Gandu selbst vorgetragen werden, sodass man trotz des anfänglichen Werbespruches, doch immer wieder das Gefühl hat, dass man sich in einem Bollywoodfilm befindet. Allerdings sind die Themen der Lieder weit davon entfernt, jemals in einem Bollywoodfilm Verwendung zu finden. Sex, Drogen und die Ausweglosigkeit der Jugend sind hier das Thema. Gandu will mit seiner Musik aufrütteln. Der Film an sich, hält sich allerdings mit Schockeffekten eher zurück und kann so nicht wirklich aufwühlen. Dennoch wirkt die Herrangehensweise sehr interessant. Die Schauspieler sind relativ gut, besonders Gandu himself, kann überzeugen. Bringt er doch perfekt die Rolle, des verrückten, drogenabhängigen Musikstar rüber. Dass dabei nicht auf totales Overacting verzichtet wurde, dürfte jedem klar sein.

Die Schnitte wirken, wie vorher schon angesprochen, sehr musikclipartig und deswegen wird hier sehr viel auf Stakkatoschnitte Wert gelegt. Besonders während den Songs von Gandu kommt man sich immer wie in einem Clip der neusten Punkband aus Indien vor. Richtig Atmosphäre kann sich während des ganzen Filmes nicht bilden, da man durch die Lieder immer wieder aus der, ohnehin recht schwachen und zusammenhängenden Story, gerissen wird. Zudem wird das Ganze fast komplett in schwarz weiß präsentiert, warum man sich dazu entschieden dürfte wohl für immer ein Rätsel sein. Zumal man gegen Ende fast 10 Minuten lang eine Szene komplett in Farbe gedreht hat, aber Gandu will einfach anders sein. Zudem bekommt man bei der farbigen Szene echten Oralverkehr zu Gesicht. Die Musik an sich ist wirklich klasse und stellt einen Mix aus Punk, Ska und Rap dar. Aus den Liedern bekommt man allerdings keinerlei Musik zu Ohren.

Zur DVD/BD kann man sagen, dass sie, wie von Bildstörung gewohnt, mit einem sehr informativen Booklet, sowie einigen netten Extras daher kommt. Das Bild der BD ist wirklich sehr gut geworden und kann durchaus überzeugen, auch wenn man seine Ansprüche etwas zurückschrauben muss. Die Untertitel sind fest in das Bild eingebrannt, dies ist allerdings auch gar nicht anders machbar, da die Untertitel zur Machart des Films gehören und dadurch die Musikclipoptik nur unterstützt wird. Zudem bringt Bildstörung noch eine Limited Edition auf den Markt, bei welcher der Soundtrack enthalten ist und für jeden der mit den vorher genannten Musikrichtungen etwas anfangen kann, sollte diese die erste Wahl darstellen.

Abschließend kann man sagen, dass Gandu wirklich frischen Wind in die Filmbranche Indiens bringt. Das Ganze ist speziell und außergewöhnlich und zeigt, dass man auch ohne Liebe und heile Welt, einen Film machen kann, der ansprechend ist und für westliche Filmfans auf jeden Fall mehr mitbringt, als die üblichen Bollywoodfilme. Bewerten kann man Gandu nicht, entweder man mag diesen Film oder man hasst ihn. Die Schauspieler sind gut, die Story total verrückt und die Musik klasse, wem das reicht, der sollte am 24.02. zuschlagen und sich Gandu kaufen.

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