„The Hours“ verwebt kunstvoll die Entstehung von Virginia Wolfs Roman „Mrs. Dalloway“ unter besonderer Betrachtung des Innenlebens der berühmten Schriftstellerin mit zwei weiteren Frauenschicksalen aus den Fünfziger Jahren und von heute. Wie die Romanfigur durchlebt jede von ihnen einen Tag, der ihr Leben für immer verändern wird.
Selten zuvor hat ein Film bei mir einen derartigen inneren Zwiespalt ausgelöst wie „The Hours“. Die Oscar-Nominierungen und weltweite Kritiker-Resonanz sprechen natürlich eine deutliche Sprache, was die Qualität dieses Streifens anbelangt. Objektiv hat dieser Film natürlich jede Auszeichnung redlich verdient, ein Knaller sind vor allem die darstellerischen Leistungen der drei Frauencharaktere. Während man von Meryl Streep eh schon herausragendes gewohnt ist, überraschen Julianne Moore und Nicole Kidman mit großartigen Darbietungen, die man ihnen so nicht zugetraut hätte. Auf keinen Fall vergessen darf man Ed Harris als AIDS-kranken Dichter, den man fast nur noch bemitleiden kann.
Ganz toll auch das Drehbuch, dass die Fäden von einer Zeitschiene zur nächsten spinnt und so über mehrere Jahrzehnte vorrangig die Themen (Frei-)Tod und Homosexualität behandelt. Eine komplexe Story, die zum Schluss sogar eine echte Überraschung parat hält, was die Verbindung zweier Personen angeht, wodurch die ganze Sache noch tragischer wird.
Trotz all der Genialität der Darsteller und der intelligenten Story mochte bei mir allerdings nie so recht Begeisterung aufkommen. Das soll bei diesen tragischen Geschichten selbstverständlich nicht der Fall sein, aber selbst ein fordernder Film sollte meiner Meinung nach ein gewisses Maß an Unterhaltung bieten, was ich bei „The Hours“ gänzlich vermisst habe. Lange Kameraeinstellungen auf Gesichter, seltene Schauplatzwechsel (trotz drei Erzählebenen) und zerdehnte Gespräche sorgen für haufenweise Langeweile und dafür, dass man sich mehrere Male das Ende herbeisehnt. Äußerst nervend war für mich die minimalistische Musikuntermalung von Phillip Glas, die einfach zu wenig Abwechslung bietet.
Es ist also ein schwerer Brocken von Film, den ich nicht ganz herunterbekommen habe, worüber selbst die schauspielerischen Glanzleistungen nicht hinwegtäuschen können. Das Ganze als langweiligen „Frauenfilm“ abzustempeln, ist dennoch ungerecht, denn „The Hours“ ist objektiv betrachtet ein brillantes Stück Kino, bei dem ich einfach das Problem habe, die Qualität des Films mit meinem subjektiven Geschmack in Einklang zu bringen.
Außergewöhnlich auf jeden Fall, sollte man deshalb gesehen haben.