Egal, was Sylvester Stallone nach dem beeindruckenden „Copland“ auch anpackte – seine Versuche sich als ernsthafter Schauspieler zu profilieren scheiterten kläglich. „Get Carter“, „Driven“ oder „D-Tox“ waren allesamt Kassengift, was Slys Streben nach besseren Rollen nicht gerade unterstützte. Während „Shade“, der es wohl in begrenzter Stückzahl in die amerikanischen Kinos schaffen wird, bei uns demnächst gleich in die Videothek verbannt wird, brauchte „Avenging Angelo“ ganze zwei Jahre, bis sich überhaupt jemand traute den Film in Deutschland zu vertreiben. Keine guten Vorzeichen also.
Nach all den Jahren bin ich immer noch ein verzweifelter Stallone-Fan, der endlich mal wieder auf einen guten Film mit ihm hofft. Sly spielt hier einen Bodyguard - immerhin den von Anthony Quinn (in seiner letzten Rolle) - der nach der Ermordung seines Arbeitgebers dessen Tochter Jennifer (Madeleine Stowe) beschützen muss, die bis dahin nur gar nichts von ihrer wahren Herkunft weiß und nun erfährt, dass sie die Tochter eines Mafiapaten ist. Als Frankie Delano (Stallone) nun eines Nachts angeschossen an ihrer Tür klingelt und ihr diese Wahrheit eröffnet, steckt sie bald mitten im größten Schlamassel, da auch sie schon bald ins Visier der Killer gerät…
„Avenging Angelo“ ist leichte Koste, ohne viel Tiefgang, nur leider auch oft mit harmlosen Humor, der nie so ganz zünden will. Dabei ist der Film, zumindest mir, richtig sympathisch und vor allem Stallone weiß als Bodyguard, der Jennifer nun schon Kindesbeinen an im Hintergrund bewachte und ihr Lover und Konkurrentinnen vom Hals schaffte, ohne das sie das je erfuhr, zu überzeugen. Er spielt gekonnt mit seinem Image des ewigen Actionhelden und beweist Mut zur Selbstparodie, als er sich selbst eine Wunde näht und, während er vor Schmerzen zuckt, ein „Das habe ich schon mal gemacht“ loslässt. Er entsorgt nachts furzende Leichen, hat eine Vorliebe für ein penetrantes Aftershave, kocht leidenschaftlich gern und steht sogar in einer Pizzabude, wo dann seine italienische Herkunft aufs Korn genommen wird. Witzig auch seine nächtliche Aufklärungsarbeit über die Seitensprünge von Jennifers Ehemann, die etwas eigenwillige Art die Waffe in der Küche zu gebrauchen und das Einmauern einer Leiche in der Garage.
Mit Madeleine Stowe (die sich für ihre 45 übrigens verdammt gut gehalten hat), die hier etwas zu oft im Overacting hängen bleibt, ergänzt er sich prima - die Diskussionen zwischen ihnen sprühen vor Wortwitz. Obwohl die Chemie zwischen den beiden stimmt, wird man dennoch das Gefühl nie los, dass „Avenging Angelo“ nie so recht in Fahrt kommt. Das ewige Zercrashen des Mercedes seitens Jennifers mag bei den ersten zwei Malen noch lustig sein, steht aber gleichzeitig auch symbolisch für die Ideenlosigkeit des Plots. Mehr als eine geschlagene Stunde braucht der Film, bis sich Jennifer endlich dazu überwinden kann ihren Vater zu rächen – was dann zu einem doch etwas ungewöhnlichen Mord führt.
Man ahnt irgendwann worauf der Film hinaus will und so verwandelt sich die Komödie zum Ende hin langsam in eine recht dramatische Romanze, die den Film nur leider nicht gut tut, sondern das Ende (inklusive extrem schwachen Endkampf) etwas hanebüchen erscheinen lässt – immerhin jedoch noch einen netten Gag bietet. Regisseur Martyn Burke schien ein wenig das glückliche Händchen zu fehlen, wie man den ungewöhnliche Situationen am Besten humoristisch inszeniert. Man kann einfach nicht loslachen, obwohl Jennifers Racheakt vor dem Bett des Paten oder das Coming-Out ihres vermeintlichen Vaters eigentlich Potential besitzen, das nur leider total verschenkt wird.
Fazit:
„Avenging Angelo“ ist eine nette Komödie, die allerdings nur für Sylvester Stallone-Fans interessant sein dürfte, da sein Mut zur Imageparodie wohl das einzig wirklich Sehenswerte ist. Ansonsten bleibt der Film zwar sympathisch, aber auch sehr einfallslos, träge und mittelmäßig. Martyn Burkes Inszenierung schwach zu nennen wäre noch eine Untertreibung, da ihm jegliches Gespür für Situationskomik oder platzierte Gags fehlt. Angesichts der Stallonschen körperlichen Verfassung ist meine Hoffnung auf einen letzten Actionfilm dennoch nicht gestorben.