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Seit Jahren versucht „Sly“ Stallone (“Rocky“/“Rambo“) sein reines Actionhelden-Image mit Produktionen unterschiedlicher Genres (“Copland“,“Driven“,“Spy Kids 3D“ etc) abzuschütteln – bisher jedoch (leider) mit überwiegend ziemlich geringem (kommerziellen) Erfolg. Jene Anerkennung bleibt ihm auch mit „Avenging Angelo“ verwehrt, denn in den USA ging dieser Film (genauso wie „D-Tox“) nach einiger Zeit, in welcher er ohne Verleih und Veröffentlichung auf Eis lag, geradewegs „direct-to-Video“...

Dieses Mal soll es also eine Krimi-Komödie mit romantischem Einschlag sein: Nach der Ermordung des alt-ehrwürdigen Paten Angelo (Anthony Quinn in seiner letzten Rolle), übernimmt dessen Freund und Bodyguard Frankie (Stallone) den Schutz seiner Tochter (Madeleine Stowe), welche man bisher (zu ihrem eigenen Wohl) in dem Glauben gelassen hat, sie wäre das Kind einer anderen Familie...

Die Wahrheit erfährt sie schließlich ausgerechnet an jenem Tag, an dem sie sich ohnehin bereits am Rande des Nervenzusammenbruches bewegt, da ihr Sohn gerade auf dem Weg zur Militärschule ist, ihr lieblings-Trivialromanautor einen Vortrag in ihrem Club hält und sie deshalb eine zu starke Dosis Beruhigungsmittel einwirft, sich ihr Mann beim Fremdgehen im heimischen Pool mit der besten Freundin erwischen lässt und ihr Ziehvater sein Outing als Homosexueller verkündet. Fortan schützt Frankie sie vor diversen Mordanschlägen und klärt sie über ihre tatsächliche Herkunft auf, wobei sie sich natürlich langsam näher kommen – doch da gibt es ja noch den südländischen Autor, welcher ihr ebenfalls Avancen macht. Letztendlich fassen die beiden den Plan, sich die verfeindete Mafioso-Familie selbst vom Hals zu schaffen, indem sie deren Familienoberhaupt ausschalten und somit Angelo rächen...

Der Film beginnt skurril und turbulent, findet aber schon bald eine gewisse Ruhe im Rahmen eines unspektakulären, aber leichtfüßigen und charmanten Stils. Die Originalversion kann dabei sogar mit erstaunlich gelungenem Wortwitz aufwarten, der im Kontext wirklich gut funktioniert. Stallone parodiert auf eine unaufdringliche Weise die Klischees seiner (italienischen) Herkunft sowie sein Image des harten Mannes (er kocht beispielsweise leidenschaftlich gerne und achtet penibel auf seine Körper-Duft-Pflege). Vor allem aber stimmt die Chemie zwischen ihm, Madeleine Stowe („the General´s Daughter“) und Anthony Quinn („Revenge“). Alle spielen ihre Rollen charmant und mit Freude, was man dem Endergebnis deutlich ansieht – abschließend resultiert das in 98 Minuten netter, harmloser Unterhaltung.

Das Problem des Films ist nur, dass er keine richtigen Höhepunkte besitzt und nicht nur der Showdown arg vorhersehbar ist. Viele werden zudem erneut kritisieren, dass es sich nicht um einen „echten Stallone“ handelt – doch man muss ehrlich sein: Die Actionhelden aus den 80ern und frühen 90ern sind halt in die Jahre gekommen und können sich nicht ewig an alten Rollenbildern festklammern. Sly ist wahrlich noch nicht am Ziel eines erfolgreichen Imagewandels angekommen, doch mit Filmen dieser Art zumindest auf dem richtigen Pfad dorthin – selbst wenn es dabei nicht mehr auf ganz große Kinohits hinausläuft...

Fazit: „Avenging Angelo“ ist zwar fern eines Meisterwerks, bietet aber nette, belanglose Unterhaltung sowie den großen Anthony Quinn in seiner letzten Rolle … 5 von 10.

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