„Hellraiser: Inferno“ ist sicher kein schlechter Film, doch hat wenig mit den Vorgängern zu tun und würde sogar ohne Pinhead, die Cenobiten und den Würfel funktionieren.
Im Gegensatz zu den gutherzigen bis profillosen Heldenfiguren der Vorgänger wird hier allerdings ein recht negativ gezeichneter Held aufs Publikum losgelassen, nämlich der Cop Joseph Thorne (Craig Sheffer). Der betrachtet die Welt reichlich kaltschnäuzig, lässt konfisziertes Geld mitgehen und geht trotz treu sorgender Ehefrau nachts los, um sich mit Prostituierten zu vergnügen. Natürlich sind derartige Leute besonders anfällig für die Verlockungen des Würfels, wie man ja bereits aus Barkers Original weiß, also macht die Hauptfigur den Plot schon mal etwas interessanter.
Bei einem von Ketten zerrissenen Mordopfer findet Thorne die Würfelbox, mit deren Hilfe man die Cenobiten herbeirufen kann. Tatsächlich öffnet sich das Teil als Thorne in einem unachtsamen Moment daran rumfuckelt (scheinbar unlogisch, in den früheren Filmen brauchte man viel Erfahrung und Ehrgeiz um das Ding zu öffnen, doch hier wird dieser Umstand nachher erklärt) öffnet sie sich. Bald gibt es seltsame Todesfälle in Thornes Bekanntenkreis…
„Hellraiser 5“ entfernt sich recht weit von den Vorgängern, im Gegensatz zu Teil 3 und 4 jedoch wird Pinhead nicht zur Ikone á la Freddy Krüger aufgebaut, sondern bekommt nur wenige Auftritte. Gleiches gilt für die anderen Cenobiten, die zudem meist nur in irgendwelchen Visionen vorbeischauen. Doch wenn sie auftauchen, dann bleibt Teil 5 dem Stil der Serie treu und präsentiert recht fantasievoll gestaltete Kreaturen, die an ihre Pendants aus den Vorgängern erinnern.
Allerdings erweist sich die Story als nicht gerade einfallsreich: Thorne hetzt von Tatort zu Tatort, hinkt natürlich meist einen Schritt hinter dem Mörder her, während er immerhin immer mehr Hinweise über diesen sammelt. Für den halbwegs erfahrenen Zuschauer zeichnet sich dann leider bereits zur Halbzeitmarke ab, wer wohl hinter der ganzen Chose steckt und die Schlusspointe (*SPOILER* das Ganze ist mal wieder ein warnender Traum, gähn *SPOILER ENDE*) sieht man dann auch recht bald kommen. Bei diesen Vorraussetzungen kann „Hellraiser 5“ dann auch keinen allzu großen Spannungsbogen aufbauen, doch dafür hat das Teil handwerklich Qualitäten zu bieten.
Da wären zum einen die ordentlich gemachten Schockszenen, die sich zwar meist als (Tag-)Traum des Helden erweisen, aber ganz gut sitzen. Die wenigen Mordszenen sind zudem halbwegs spannend gemacht, auch wenn der Gorefan in die Röhre guckt: an Bluteffekten wird hier so gut wie gar nichts geboten, vor allem wenn man „Hellraiser 5“ mit den Vorgängern vergleicht.
Doch auch ohne übertriebene Effekte funktioniert „Hellraiser 5“ ganz passabel, nicht zuletzt wegen der schaurigen Stimmung, die man hier aufkommen lässt. Da flackern die Kerzen im Wind, da prügeln ein paar karatekundige Düsterbuben den Held im dunklen Walde zusammen und dergleichen, sodass man „Hellraiser 5“ schon eine gewisse Atmosphäre attestieren kann, auch wenn der Film nicht so stimmungsvoll wie die ersten beiden Filme der Saga daherkommen. Das liegt zum Teil daran, dass auch der fünfte Teil einen eigenen Stil innerhalb der Saga entwickelt (Teil 1 hatte ja etwas von Spukhaushorror, Teil 3 war eher in Richtung Funsplatter orientiert usw.) und eine Art übersinnlichen Copkrimi abgibt, was nicht ganz so gruselig wie die Szenarien der ersten beiden „Hellraiser“-Filme ist.
Mit Craig Sheffer findet sich auch ein recht guter Hauptdarsteller, der seiner Rolle Profil verleihen kann und das hat „Hellraiser 5“ auch bitter nötig. Denn obwohl Nicholas Turturro einen überzeugenden Partner abgibt und Doug Bradley seine Pinheadrolle eh aus dem FF beherrscht – von diesem Trio mal abgesehen fehlt es „Hellraiser 5“ dann doch an ausdrucksstarken Schauspielern.
„Hellraiser 5“ entfernt sich leider etwas weit von den eigentlichen Themen der Saga und kommt mit einer wenig originellen Geschichte daher, doch interessante Ansätze (z.B. die leicht fiese Hauptfigur) und das Gespür für Stimmung hieven den Film dann noch ins Mittelfeld.