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Tarzan der im Dschungel blieb

Die Disney-Musicals von "König der Löwen" über "Aladin" bis "Die Schöne & das Biest", gehören zu den besten ihrer Art, sind allesamt ihren (hohen) Preis wert & ausnahmslos sehenswert. "Tarzan", momentan in Oberhausen, ist da keine Ausnahme & garantiert einen spektakulären Abend mit Gefühl, Action & unvergesslicher Musik. Kein Wunder, dass ich anschließend sogar Lust hatte, mir direkt nochmal den Film von 1999 anzugucken. Und der ist fast genauso gut wie das Musical. Wenn auch weiterhin einer meiner weniger präferierten Disneyfilme aus deren goldenen 90ern, irgendwo zwischen dem "Glöckner von Notre Dame" & "Bernhard & Bianca". Die Geschichte des Menschenbabies, dass im Dschungel bei Gorillas groß wurde & später das erste Mal mit Artgenossen in Kontakt kommt, inklusive seiner großen Liebe Jane, ist altbekannt & braucht eigentlich keine Erwähnung. Doch Disney interpretiert die klassische Story schwungvoll neu & schuf mit "Tarzan" eines ihrer bis dato actionreichsten Abenteuern.

Vor allem die neuen dreidimensionalen Hintergründe bzw. geschickte Einbeziehung von Computertechnik in den klassischen 2D-Animationsstil, machen echt was her & wirken enorm immersiv & plastisch. Damals neu & noch beeindruckender im Kino. Die Action ist brachial, manchmal schon etwas überhastet, der gesamte Filme fließt wie eine wohlgeölte Maschine. Keine Sekunde Stillstand oder Langeweile, die 90 Minuten werden nicht vergeudet. Tarzans Geschichte über Familie, Liebe & Vorurteile ist fesselnd & zeitlos wie eh & je, selbst wenn man sie nun schon in allen Variationen mehrfach erlebt hat. Klasse Synchronsprecher veredeln das Gesamtpaket. Doch ein Disneyfilm steht & fällt natürlich mit seiner Musik - und wenn man Phil Collins- bzw. Genesis-Fan ist, geht hier wohl ein Traum in Erfüllung. Ich persönlich kann mit dem soften, etwas redundanten & enorm kitschigen Pop nicht immer zu 100% etwas anfangen, doch einige Songs sind absolute Ohrwürmer, egal was für Musik man sonst so hört. Emotionen, Leidenschaft & ein großes Herz werden hier fett gedruckt. Warum Collins jedoch darauf bestand, mit seinem extrem auffälligen Dialekt in allen möglichen Sprachen der Welt, seine Songs gezwungen selbst zu singen, bleibt mir jedoch ein Rätsel. Mutig ja, doch irgendwie nicht so flüssig & schön, wie es professionelle deutsche Sänger geschafft hätten. Das ist jedoch alles pure Geschmacksache. 

Fazit: eines der schwächeren Disney-Meisterwerke der starken 90er, doch mit seiner rasanten Action, einem beeindruckend dreidimensionalen Look & dem Bombast-Score von Phil Collins, gehört das Abenteuer des Affenmannes trotzdem in jede Sammlung. Spätestens wenn man das dazugehörige, famose Musical besucht hat!

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