Review

Der Actionfilm ist allgemein eine Filmgattung der Fortbewegung; die kinetischen Aktionen treiben die äußere Handlung vorwärts und illustrieren einen handlungs- und abwechslungsreichen Erzählrahmen. Sollte sich das Ganze nur auf einem einzigen Schauplatz abspielen, hat man gemeinhin ein Problem, da abseits von möglichen Schauwerten hier noch vermehrt eine stringente Geschichte hinzukommen muss, wobei man auch mit Thrill und Suspense umgehen können sollte.
Regisseur Hitoshi Ozawa kann das nicht und hat hierbei leider auch genug Zeit, dass zu demonstrieren; sein Pseudo – Sequel von Atsushi Muroga’s Score [ 1995 ] konzentriert sich stattdessen komplett auf das gleiche Motto „Jeder gegen Jeden“ und versucht, über Täuschungsmanöver den dünnen Grundplot aufzubauschen.
Die Folge ist ein ewiges Sich Belauern, ein ständig angepeiltes Mexican Standoff, die Stimmung ist von der ersten Sekunde an auf Gefahr von innen und aussen ausgerichtet. Aber wirkt nicht.

Die hier zusammengewürfelte Truppe aus fünf Männern und einer Frau ist hinter 500 Millionen Yen her, die nach einem Überfall auf die Zentralbank vor einem Jahr versteckt wurden. Dummerweise wurde in der Zwischenzeit ein Vergnügungspark darauf errichtet, der auch in Kürze einer Renovierung unterzogen werden soll, wobei die Gefahr besteht, dass das Geld gefunden wird. Die Zeit ist also knapp und kann nicht aufgeschoben werden, was ein rasches Vorhaben trotz ungünstiger Umstände von Anfang an notwendig macht. In der Zeit von Mitternacht an hat man bis zum Tagesanbruch Zeit, den Park zu durchwühlen, das Geld an sich zu nehmen und wieder zu verschwinden.

Nun sind die Schwierigkeiten schon von Anfang an sichtbar, zum einen lauern bereits zwei unkoschere Polizisten auf die Umsetzung, zum anderen ist die Truppe nie eine Einheit, sondern hält sich bereits beim Planen gegenseitig mehrmals die Waffe an den Kopf. Das die Jagd nach dem McGuffin damit unter ungünstigsten Sternen steht und das Geld als Ziel eher noch eine brechende, driftende statt vereinigende Kraft ist, macht sich dann auch schnell bemerkbar, als sich die kleine Gruppe auf dem Gelände verteilt und dem Ersten nach kurzer Zeit heimtückisch die Achillessehne durchtrennt wird.
Da nun keiner weiss, wer der heimliche Übeltäter war und ausser dem Verletzten sowohl alle in Frage kommen könnten als auch ein triftiges Motiv haben, geht die fröhliche Täterhatz los. Ozawa arbeitet jetzt plötzlich mit den Stilmitteln des Slashers, die Gruppe wird nacheinander von einem übermächtig und allwissend erscheinenden Killer bedrängt oder dezimiert; Egoperspektive des [ vermeintlichen ] Täters, unheimliche Schnaufgeräusche aus der Ecke und wabernder Nebel nicht nur in der Geisterbahn stellen eine Narrationsveränderung dar, die dem Film zumindest nicht schadet. Leider ist das Konstrukt aber auch nicht besonders einfallsreich gehandhabt und interessiert eigentlich auch nicht so wirklich, zu blass und gleichzeitig nervig sind die Charaktere, zu wenig zwingend und wiederholend die Inszenierung.

Nun hat man hierbei schon einige Actionszenen eingeworfen und auch die eröffnende Rückblende stellt mit einer Verfolgungsjagd die Weiche auf Tempo; gänzlich zu einem zumindest versuchten Reisser weitet sich der Film ab der zweiten Hälfte aus, als die beiden wartenden Cops samt einer gesichtlosen Einheit eingreifen.
Nun wollen die zwar auch erst das Versteck erfahren und deswegen auch die Gangster lebend erwischen, stellen die Kanonen aber trotzdem nicht wirklich auf „Safety“, sondern ballern wie wild in der Gegend rum. Dabei kommt es zu einigen blutigen Einschüssen auf beiden Seiten ebenso wie zu einigen wenigen gelungenen Einstellungen, die zumindest formal eine ansprechende Sprache sprechen. Das HK Kino wird mit beidhändig durch die Gegend segeln und Kugeln schlucken fleissig imitiert, der Film stoppt hierbei auch nicht mehr grossartig und zieht bis zum Ende ein Feuerwerk aus Shootouts, Explosionen und Feuerstunts ab, dass sich theoretisch gewaschen hat. Leider wird auch dabei nie wirklich die nötige Rasanz oder choreographische Klasse erreicht, die die materiellen Schwächen komplett überwinden könnte; es wird meilenweit danebengeschossen, Atmosphäre fehlt komplett und ein Bezug zu den gesehenen Aktionen besteht auch nicht. Zudem wird es einige Male auch unfreiwillig lächerlich, bereits das vorangestellte Zitat des Filmes kann mit „Wer zuletzt lacht, lacht am besten“ wirklich nur sehr Kreativen eingefallen sein; derlei Sprüche ziehen sich mit „Lügen haben kurze Beine“ und „Verbrechen lohnt sich nicht“ auch mehrfach durch das Drehbuch. Der Realismus geht spätestens flöten, wenn der Krawall im Wohnbezirk niemandem auffällt; der Italowesternscore im letzten Drittel ist ebenso unpassend wie das anscheinend bei Japanern beliebte Overacting eines Darstellers.
Dabei sind die anderen Akteure sind auch nicht viel besser und fallen eher durch ihre seltsamen Frisuren statt ordentlicher Leistungen auf.

Wäre der Film nicht halbwegs unterhaltsam, würde man einen Stinker vor sich haben; einen misslungenen Actionreisser, der zwar genug klotzt, aber nicht gut genug und auf dem restlichen Terrain schwer absinkt.
So langt es zum Ansehen, aber Empfehlen ist beileibe nicht drin.

[ Review wurde auch auf www.filmbesprechungen.de veröffentlicht. ]

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