Roger Brown (Aksel Hennie) ist ein erfolgreicher Headhunter in Oslo, der Leute für das Top-Management sucht. Sein Lebensstil und seine Frau Diana (Synnøve Macody Lund) allerdings verschlingen mehr Geld als er verdient, weswegen er nebenbei auch noch Gemälde raubt. Durch seinen neuesten Kunden, Clas Greve (Nikolaj Coster-Waldau), hat er die Möglichkeit an einen echten Rubens zu kommen. Und als er merkt, dass das Bild nur ein Köder für ihn war, ist es zu spät, und ihm, dem Headhunter, hockt ein echter Headhunter im Genick.
Beginnen tut der Film wie eine dieser leicht skurrilen Komödien der Coen-Brüder, oder vielleicht auch ein wenig wie ein früher Tarantino. Immer mit etwas Witz, mit (Eigen-) Ironie, und der Held ist natürlich ein Überflieger der alles kann, der alles hat, und man ahnt dass da noch ziemlich große Probleme kommen werden. Auf dieser Basis funktioniert der Film in den ersten 30 Minuten auch recht gut, dann schleichen sich ein paar etwas ernstere Untertöne ein, und plötzlich gibt es den ersten Toten. Kennt man, ist nichts Ungewöhnliches, und ist gut inszeniert.
Was dann aber folgt ist dermaßen schnell, brutal und dynamisch erzählt, dass man wirklich Mühe hat Schritt zu halten (im positiven Sinne). Roger Brown findet sich im Zentrum einer Hetzjagd, die nur ein einziges Ziel hat: Ihn tot zu sehen. Und der Jäger geht dabei vollkommen skrupellos vor, was den Yuppie und quasi Gentleman-Gauner erstmal überfordert. Bis dahin ist Hennies Figur, trotz aller anfänglichen Vorbehalte, aber bereits soweit sympathisch geworden, dass die Spannungskurve noch mal zusätzlich angedreht wird, der geneigte Zuschauer ist auch ohne Wackelkamera voll dabei und fiebert mit. Erinnerungen an Hitchcock’s FRENZY oder BLOOD SIMPLE der Coen-Brüder werden wach, wobei beide Filme nicht so action-orientiert vorgehen wie HEADHUNTERS. Die Jagd auf Brown ist eine Tour de Force wie aus dem US-amerikanischen Action-Kino, aber leider leider auch mit den entsprechenden Logiklöchern behaftet.
Dass Brown sich als zähes Kerlchen entpuppt ist einzusehen, aber dass er als einziger den Sturz im Polizeiauto überlebt ist nur und einzig der Geschichte geschuldet. Sei’s drum, sonst wäre der Film ja auch nach 60 Minuten aus gewesen. Wäre das so schlimm gewesen? Nein, weil nach diesem Logikproblem kommt noch ein Twist – und das war’s … Die letzten 20 Minuten können der Geschichte nichts Neues mehr entlocken, kein Twist, ein unaufregendes Showdown, dafür aber, im schlimmsten US-amerikanischen Sinne, ein wortreiches(!) Erklären der letzten 10 Minuten.
Und wenn man dann in den Extras hört, dass ein Film geschaffen werden sollte auf internationalem Niveau, dann möchte man den Geist von Osama bin Laden beschwören doch endlich Hollywood zu zerstören. Das norwegische Kino bietet einige Perlen (z.B. den genialen Psycho-Thriller THE CROSSING, den starken Gangsterfilm IZZAT, oder den sehr spannenden Cop-Film URO), und auch HEADHUNTERS bietet unendlich Möglichkeiten mit einer spannenden, rasanten, aberwitzigen und vor allem realistischen Story, und zum großen Teil wird dies auch genutzt. Die Schauspieler sind, wie ich bislang immer in norwegischen Filmen gesehen habe, allererste Sahne, und die technische Umsetzung ist erstklassig. Warum bitte sehr dieser Kotau vor Hollywood? Als deutsch/dänisch/norwegisch/schwedische Koproduktion will das international doch (leider) eh keiner sehen, erst das Hollywood-Remake macht dann Kasse. Durch diesen Wunsch nach internationalem Erfolg verbiegt man sich die eigene Story (falsch: Den eigenen Film, weil die Story, so wie sie ist, funktioniert und einfach geschickter hätte erzählt werden müssen) und liefert runde 70 richtige starke Minuten ab und 20 eher nicht so tolle. Aber ausgerechnet die bleiben hängen, weil sie zum Schluss kommen. Und dass die Vorlage des norwegischen Bestseller-Autors Jo Nesbø so schwach endet, das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.
Trotzdem ein starker Film, der eben von seinen guten Schauspielern lebt, und den Wechsel von der angedeuteten Komödie zum Actionfilm völlig problemlos hinbekommt. Nur zurück zum leichten Film, das ist unnötig und das schafft er nicht mehr. Mein Tipp: Unbedingt nach dem Tod des Bösewichts ausschalten! Die letzten Bilder sind so dermaßen unerträglich seicht, das kann einem den ganzen Film versauen. Und das hat er definitiv nicht verdient.