Nach dem Ende von Cannon war Chuck Norris meist nur noch im TV und in mäßigen direct to video Produktionen zu sehen, doch „Enter the Hitman“ hat noch nicht das katastrophale Niveau der „President’s Man“-Heuler, die er fürs Fernsehen drehte.
Als Kind musste Logan Fallon (Eddie Cibrian) mitansehen, wie seine Familie von Mafiakillern ausgelöscht wurde, weil sein Vater als Staatsanwalt gegen die Mafia ermittelte. Von da an wuchs er bei seinem Onkel Jake (Chuck Norris) auf, der ihm alles, vor allem kämpfen, beibrachte. Dazu hat Logan noch eine Art sechsten Gefahrensinn, eine vollkommen beknackte und für die Geschichte kaum wichtige Idee, doch scheinbar wollte der Drehbuchautor noch einen Hauch Mystery im Actiongeschehen haben.
Als junger Mann und nach Beendigung seiner Zeit beim Militär denkt Logan immer noch an Rache und schleust sich bei der Mafiafamilie ein, die ihn als Killer anstellt. Doch wie lang kann er diese Maskerade aufrecht erhalten?
Daraus hätte man einen ganz brauchbaren B-Actioner zimmern können, Norris selbst hatte ja mit „Hitman“ ein ganz passables Exemplar dieser Art vorgelegt. Doch „Enter the Hitman“ (vermutlich wegen der Ähnlichkeit der beiden Filme im Deutschen so betitelt) mangelt es einfach an Tempo, die oben beschriebene Vorgeschichte nimmt bereits den halben Film ein. Auf der Ranch von Onkel Jake gibt es endlose Dialoge über innere Stärke usw., Klein-Logan motzt erst mal herum, ehe er sich dem Oheim nach Besichtigung von dessen Militärauszeichnungen (darunter ein Szenenfoto aus „Delta Force 2“) unterordnet. Es folgen die obligatorischen, kaum nennenswerten Trainingsszenen.
Erst nach einem kurzen Abstecher in die Militärzeit legt „Enter the Hitman“ dann erst zur Halbzeitmarke mit dem eigentlichen Plot los und kann angesichts der knappen Zeit kaum Spannung aufbauen. Natürlich läuft die Chose erst gut, danach geht’s schief und zum Schluss klärt das große Abräumen (natürlich mit Hilfe von Jake) die Fronten. Alles hektisch vom Leder gezogen und wenig aufregend, wenngleich der kostengünstige TV-Look hier nicht ganz so schwach zu Buche schlägt wie in manch anderem Norris-Spätwerk.
Immerhin kann die Action bei „Enter the Hitman“ noch etwas retten, wenngleich diese etwas spärlich gesät ist. Der Anschlag zu Anfang, die Militärrückblende, kurze Actionmomente im letzten Drittel sowie der Showdown bieten Rambazamba, wobei nur die Rückblende und das Finale etwas ausführlicher sind. Doch es wird ganz nett geballert, in den Trainingsszenen und Fights bekommt man noch ein paar halbwegs spektakuläre Moves zu sehen, wenngleich dies alles noch nicht ausreicht, um „Enter the Hitman“ zu einem wirklich sehenswerten B-Movie zu machen.
Chuck Norris verlegt sich mit zunehmendem Alter auf die Mentorrolle, doch die steht ihm ganz gut zu Gesicht, ein wirklich guter Schauspieler ist immer noch nicht und auch nicht so cool wie zu seinen besten Zeiten, aber er macht einen soliden Job. Eddie Cibrian ist ausdrucksloses Mittelmaß, der Rest vom Fest OK, doch bis auf Ausnahmen wie Jeff Kober handelt es sich hierbei durchweg um Nonames.
Dank einiger gut gemachter Actionszenen qualifiziert sich „Enter the Hitman“ noch als unterdurchschnittliches B-Movie, doch es mangelt an Tempo sowie großen Schauwerten. Vor allem die viel zu lange Einführung raubt dem Film doch einiges an Potential.