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Obgleich das Drehbuch zu „Brake“ bereits seit 2006 in bestimmten Branchen-Kreisen die Runde machte, wurde dieser „Micro-Location“-Thriller von Regisseur Gabe Torres letzten Endes erst knapp zwei Jahre nach dem recht ähnlich gearteten 2010er Werk „Buried“ realisiert und veröffentlicht – was der Produktion (trotz mehrerer inhaltlicher wie stilistischer Unterschiede) nicht gerade zugute kommt bzw. gekommen ist, wie man sich unschwer auszumalen vermag. Während in dem hoch gelobten Spielfilmdebüt des Spaniers Rodrigo Cortés ein ziviler amerikanischer Lkw-Fahrer im Irak entführt wird und sich infolge dessen in einer hölzernen, irgendwo im sandigen Boden jenes Landes vergrabenen Kiste wiederfindet, haben wir es in dem hier zu besprechenden Fall dagegen mit einem US-Secret-Service-Agenten zutun, der (unmittelbar zu Beginn) benommen im Kofferraum eines Wagens wieder zu Bewusstsein gelangt – in einer großen, aus durchsichtigem Hartkunststoff bestehenden „Box“ liegend…

Jeremy Reins (Stephen Dorff) ist der Mann in jener misslichen Lage. Wer auch immer ihn verschleppt hat und nun auf diese ungewöhnliche Weise gefangen hält, hat ihm bloß ein altes CB-Funkgerät belassen – mit welchem er natürlich sofort einen Kontakt nach draußen aufzubauen versucht. Flugs meldet sich „am anderen Ende“ ein gewisser Henry (JR Bourne) und behauptet, sich in einer „identischen Situation“ zu befinden. Unsicher, inwieweit er ihm vertrauen kann, bemüht sich Jeremy vorerst darum, möglichst viele zusätzliche Infos zu sammeln – bis man ihm kurz darauf eine klare, vielsagende Forderung mitteilt: „Give us the Location of Roulette!“ Letzterer Begriff markiert das Codewort für den geheimen „Notfall-Bunker“ des Präsidenten – ein streng gehüteter, Jeremy allerdings bekannter Ort. Um das Preisgeben dieser brisanten Location-Angabe zu forcieren, setzen ihn die Männer, bei denen es sich allem Anschein nach um Terroristen handelt, im Folgenden verschiedene Formen physischer wie psychischer Folter aus: U.a. führt man der (bis auf eine Öffnung in sich geschlossenen) „Kammer“ prompt mal einen „kleinen Insekten-Schwarm“ zu und lässt ihn des Weiteren (per hergestellter Telefonverbindung) wissen, dass seine Gattin Molly (Chyler Leigh) wohl ebenfalls in akuter Lebensgefahr schwebt. Obendrein erhält er Kenntnis von einer sich gerade (zeitgleich) ereignenden Serie von Bomben-Anschlägen in und um der Hauptstadt – offenbar haben es jene Leute auf den „Commander in Chief“ höchstpersönlich abgesehen! Gebunden an seinen „beruflichen Verschwiegenheits-Eid“, welchen er auch keinesfalls zu brechen gedenkt, intensiviert er seine Anstrengungen hinsichtlich der Suche nach einer Flucht-Möglichkeit noch einmal – schließlich steht nicht nur sein Schicksal auf dem Spiel, sondern auch das von Molly, Henry, dessen Familie sowie einer ganzen Reihe anderer Personen…

Einfach mal unabhängig der Parallelen zu „Buried“ betrachtet, verfügt „Brake“ an sich über ein ansprechendes, durchaus „packend“ anmutendes Grundkonzept. Dem Zuschauer werden die Geschehnisse, welche übrigens nahezu in „Real-Time“ dargeboten werden, strikt aus der Perspektive des Hauptprotagonisten präsentiert: Eingangs weiß man weder etwas über Jeremy (über seine Profession, Vorgeschichte etc.) noch hat man eine Ahnung davon, wie, warum und in was er da nun eigentlich hineingeraten ist – entsprechend verfügt das Publikum in keinem Moment des Verlaufs über mehr Wissen als er, was der Aufmerksamkeit und Spannung (ersprießlich) zuträglich ist. Dank spezieller Beobachtungen und Verkündungen klären sich die meisten der erkeimten Fragen (u.a. bezogen auf die betreffenden Umstände und Motive) dann schrittweise innerhalb der Plot-Entfaltung auf – ein Aspekt des Drehbuchs, welchen Newcomer Timothy Mannion relativ passabel im Griff hatte. Die erzeugte Atmosphäre des klaustrophobischen Szenarios wird schon bald seitens eines auf Jeremy ausgeübten „Drucks“ ergänzt – etwa durch einen unübersehbar platzierten, immerzu ein paar Minuten herunterzählenden „Digital-Timer“: Jedes Mal, wenn die großen roten Ziffern des Countdowns schließlich „0“ erreichen, führt das zu irgendwelchen (des Öfteren mit Schmerzen verbundenen) „Aktionen“ bzw. „Folgen“. Eine nette, im angedachten Sinne effektive Idee. Indes ist es ihm per CB-Funk – und später auch per Telefon – möglich, mit einigen „Außenstehenden“ zu kommunizieren, unter ihnen ein ganz in der Nähe fahrender Trucker, Molly, sein Chef, eine Dame in der 9-1-1-Zentrale, welche seine Bredouille nachzuvollziehen und ihn übers Handynetz zu orten versucht, ebenso wie sein „Leidensgenosse“ Henry, dem er allerdings „nicht so wirklich“ traut: Gesunde Vorsicht, ein verlässliches Bauchgefühl – oder ein Indiz für eine Form zutage tretender Paranoia? Selbstverständlich wird die Antwort darauf an dieser Stelle nicht verraten...

Als Jeremy gewahr wird, dass seine Entführer wohl Terroristen sind, welche den Großraum Washington gerade mit koordinierten Anschlägen ins Chaos stürzen und obendrein gewisse Leute in ihre Gewalt gebracht haben, um so an höchst bedeutsame Informationen zu gelangen, sieht er sich mit einem „massiven Dilemma“ konfrontiert: Die geforderte Location preisgeben – was ihm, seiner Liebsten, Henry und dessen Familie das Leben retten könnte, im Gegenzug aber den Präsidenten einer direkten Gefahr aussetzen würde – oder seinem abgelegten Eid die Treue halten, mit allen daraus hervorgehenden Konsequenzen für die genannten Individuen. War Ryan Reynolds´ Figur in „Buried“ noch gewichtig auf das Handeln anderer angewiesen – u.a. im Bereich der Zahlung eines Lösegelds – hält Jeremy im Vorliegenden dagegen eine deutlich „aktivere“ Position inne: Es ist seine Reaktion bzw. Entscheidung, die hier verlangt wird. Die Sache ist nur, dass er seitens des Films als ein idealistischer Secret-Service-Agent gezeichnet wird, der seinem Vaterland stolz und engagiert verschrieben ist – und wie wir ja alle wissen, sind derartige „Patrioten“ ja durchaus dazu bereit, persönliche Opfer zu erbringen, sofern diese letzten Endes nicht mehr zu umgehen sind, etwa in Anbetracht einer solch weitreichenden, gar die „nationale Sicherheit“ gefährdenden Lage. Dieser Umstand reduziert den Suspense-Grad doch ein merkliches Stück weit. Ist es ihm möglich, sich zu befreien – oder nicht – lautet also die allem vorangestellte Frage. Stephen Dorff („Blade“), welcher das Werk zudem co-produziert hat, verkörpert die Rolle überzeugend und anständig – wobei seiner Darbietung die eine oder andere „emotionale Nuance“ mehr jedoch auch keineswegs geschadet hätte. In Nebenparts – und die meiste Zeit bloß stimmlich vertreten – sind überdies u.a. noch Chyler Leigh (TV´s „Grey's Anatomy“), JR Bourne („13 Ghosts“), Pruitt Taylor Vince („Constantine“) sowie Tom Berenger („Platoon”) mit von der Partie...

Die Methoden, welche Jeremy´s Widersacher zum Erreichen ihres Ziels gegen ihn einsetzen, erstrecken sich von verbalen Belastungen über körperliche Schmerzen bis hin zum akut drohenden Tode – z.B. als man die „Box“ an einem Punkt der Story kurzerhand mit einer Flüssigkeit flutet. An sich sind sie relativ wirkungsvoll ausgewählt worden und erzeugen beim Zuschauer durchaus ein „ungemütliches Gefühl“ – doch gelingt es dem Streifen (im Ganzen) einfach nicht genügend, die klaustrophobische Atmosphäre und den psychologischen Terror der Situation in einer umfassend zufrieden stellenden Intensität zu „transportieren“. Weder die Arbeit des TV-Regisseurs Torres („Unsolved Myseries“) noch die seines Cinematographers James Mathers („House IV“) lässt sich oberhalb des Durchschnitts verorten, der Score Brian Tylers („John Rambo“) vermag ebenfalls keine echten Akzente zu setzen – worüber hinaus das Skript an so einigen „Verfehlungen“ krankt, allen voran diverse Klischees, banale Dialogzeilen, recht konstruiert anmutende Plot-Entwicklungen sowie einzelne (teils mächtige) Logik-Löcher. Dass Jeremy ab und an mal einen Blick aus dem Kofferraum hinaus erhaschen kann, u.a. durch ein „Zuführ-Rohr“ und Einschussloch, raubt dem Geschehen eine zusätzliche Dosis seiner „Beklemmung“ und „Fokussierung“. Nichtsdestotrotz wird es zum Ende hin gar noch einmal richtig dramatisch – zumindest bis das (sich übrigens außerhalb des Pkws entfaltende) Finale dem Film dann (sprichwörtlich) das Genick bricht! Während „Buried“ fantastisch mitreißend ausklang, wird einem in diesem Fall indes ein „Doppel-Twist“ serviert, der zur einen Hälfte vorhersehbar, zur anderen arg abstrus und ärgerlich daherkommt sowie einen unweigerlich dazu veranlasst, das Vorangegangene „erneut zu durchdenken“ – was prompt noch mehr Unstimmigkeiten zutage fördert sowie alles geradezu wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen lässt...

Fazit: Getragen von einer achtbaren „One-Man-Show“ Stephen Dorffs, entpuppt sich der 2012er „Micro-Location“-Thriller „Brake“ als ein einigermaßen kurzweilig-unterhaltsames B-Movie, welches allerdings markante Schwächen (u.a. in den Bereichen Glaubwürdigkeit, Logik und Originalität) aufweist – von den völlig missratenen Schluss-Minuten mal ganz zu schweigen...

gute „4 von 10“

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