Review

Als kleiner pummeliger Junge stand Schauspieler Stephen Dorff in „Gate – Die Unterirdischen“ zum ersten Mal für einen Spielfilm vor der Kamera und zu dieser Zeit hätte wohl niemand geahnt, dass er rund 25 Jahre später einen Thriller komplett allein auf weiter Flur bestreiten muss, denn die Handlung spielt ausschließlich in einem Kofferraum.

In jenem erwacht Special Agent Jeremy Reins (Dorff), nachdem er in New York spät abends aus einem Restaurant kommt. Isoliert in einem Behälter aus massivem Plexiglas findet er ein Funkgerät und ein Display mit einem Countdown. Die Terroristen verlangen eine streng geheime Auskunft über den US-Präsidenten, ansonsten wird seine Frau Molly sterben, während die Uhr gnadenlos tickt…

Aus nachvollziehbaren Gründen ist der Streifen nicht unbedingt für Klaustrophobiker geeignet, denn auch wenn der arg begrenzte Raum nicht so eng ist wie in dem Pendant „Buried – Lebendig begraben“, so bleiben dem Agenten nur wenige Möglichkeiten, seine missliche Lage erträglicher zu gestalten. Per Funk ist er mit Henry verbunden, der sich ebenfalls eingesperrt im Kofferraum eines fahrenden Fahrzeugs befindet. Aufgrund passierender Fahrzeuge wie Krankenwagen mit Sirene oder dem markanten Motorengeräusch einer Harley kann man etwaige Lokalisierungen vornehmen, doch Kontakt zur Außenwelt scheint völlig unmöglich.

Im Gegensatz zu „Buried“ ist hier jedoch stets etwas los, es finden regelmäßig Interaktionen statt, stets gibt es kleine Hoffnungsschimmer, jedoch auch arge Dämpfer, etwa, als ein Schwarm Bienen durchs Rohr gelassen wird und Reins einen anaphylaktischen Schock erleidet. Dabei bleibt die Kamera stets im Kofferraum, so dass die prekäre Situation der Hauptfigur adäquat zum Tragen kommt, was zwischendurch mit dem Blick durch ein Einschussloch noch verstärkt wird.

Dorff macht seine Sache indes recht gut und ist mit Eifer bei der Sache, - seine Figur pendelt irgendwo zwischen dem Sarkasmus eines John McClane und dem Kampfgeist eines Chev Chelios („Crank“), was durchaus für Sympathien sorgt, jedoch auch zwingend notwendig ist, da die Chose ansonsten komplett zum Scheitern verurteilt wäre.

So rechnet man gegen Showdown eigentlich schon gar nicht mehr mit einem Twist, doch tatsächlich kommt gegen Ende noch ein zweiter hinterher, was die Sache zwar in einigen Punkten völlig unlogisch erscheinen lässt, jedoch das Gesamtbild eines durchweg zynischen Untertons untermauert.

„Brake“ läuft keineswegs mit angezogener Handbremse ab, sondern gibt phasenweise sprichwörtlich Gas, auch wenn das mutige Unterfangen phasenweise wie ein Hörspiel anmutet. Ein Mitfiebern ist latent gegeben, ein gewisses Mitraten auch, nur gegen Ende häufen sich einige Ungereimtheiten und Unwahrscheinlichkeiten.
Dennoch ein spannender Thriller mit engagiertem Hauptdarsteller und solide eingefangener Action auf kleinstem Raum.
7 von 10

Details
Ähnliche Filme