Es ist unglaublich aber wahr, John Carpenters "Das Ding aus einer anderen Welt" floppte damals an den Kinokassen. Dennoch zählt er heute zu den besten Horrorfilmen aller Zeiten. Hier den Anschluss zu finden war für Drehbuchautor Eric Heisserer (A Nightmare on Elm Street, Final Destination 5) unmöglich. Also entschloss man sich kurzerhand die Vorgeschichte zu Carpenters Meisterwerk zu erzählen. Da es sich hier um ein norwegisches Forschungsteam handelt, welches von dieser ausserirdischen Kreatur heimgesucht wird, wurden nicht nur einige norwegische Schauspieler verpflichtet, sondern im Film wird auch viel norwegisch gesprochen. An der Regie versucht sich Neuling Matthijs van Heijningen Jr., doch vielleicht wäre es besser gewesen einen im Genre mehr etablierten Regisseur zu wählen. Denn auf Vergleiche mit Carpenters Original muss man man sich einstellen und hier zieht "The Thing" eindeutig den kürzeren. Was dem Filmkenner hier besonders fehlen wird ist diese deprimierende, beinahe nihilistische Grundstimmung, die keinen Grund zur Hoffnung lässt. Derart atmosphärisch intensiv wird das Prequel in keiner Szene, aber Marco Beltramis Score ist auch nicht von schlechten Eltern und die Kulisse wirkt auch hier sehr authentisch. Das größte Problem dürfte daher wirklich sein, dass man den Verlauf der Geschichte schon kennt. Hierfür lieferte Carpenters Film schon genügend Andeutungen, aber Heijningen zollt hier auch seinen Tribut, in dem er den Verlauf des Geschehens dem Original anpasst. Hier erfahren wir, warum MacReady (Kurt Russell) vor der norwegischen Station eine verbrannte und monsterähnliche Kreatur findet. Wie kommt die blutige Axt in die Wand und auch der Selbstmörder ist zu sehen.
Im Jahr 1982 findet ein norwegisches Forschungsteam in der Antarktis einen seltsamen Organismus. Die Biologin Kate Lloyd (Mary Elizabeth Winstead) und ein ganzes Team werden eingeflogen, um Untersuchungen anzustellen. Das ausserirdische Wesen kann geborgen werden, bricht aber bald aus seinem eisigen Gefängnis aus. Schnell ist der Hubschrauber zerstört, die Kommuniaktion durchbrochen und ein starker Sturm zieht auf. Die Gruppe um Kate wird nach und nach dezimiert, doch besonders schlimm ist, dass der ausserirdische Organismus den menschlichen Körper absorbiert und ihn so perfekt kopieren kann. Es beginnt nicht nur ein Kampf auf Leben und Tod, sondern auch das Misstrauen untereinander.
Im Grunde genommen wird "Das Ding aus einer anderen Welt" kopiert, man tauscht das US-Forschungsteam gegen eines aus Norwegen. Natürlich besteht der kleine Unterschied, dass das ausserirdische Wesen hier erst gefunden wird. Denn spart sich Heijningen eine überlange Einleitung und kommt schnell zum Wesentlichen. Die Charaktere bleiben dabei etwas auf der Strecke, Kate und der ebenfalls sympathische Sam Carter (Joel Edgerton) entpuppen sich als potentielle Helden. Heijningen gelingt dabei ein sauberer Spannungsbogen, denn auch er schürt die menschlichen Urängste vor etwas, dass man nicht kennt. So darf das Ding noch im ersten Filmdrittel aktiv werden, hier noch in seiner Urgestalt.
Doch schnell sind die ersten Menschen infiziert und es ist tatsächlich schwer zu erraten, in wem sich das Ding nun befindet. Auch mehrere Teammitglieder auf einmal können schon kopiert worden sein und gerade Kate kommt hier auf eine sehr simple Idee, dies zu prüfen. Denn jegliches anorganisches Material kann das Ding nicht kopieren, dieses wird ausgestoßen, also sucht man fleißig nach Zahnfüllungen. Das Misstrauen untereinander wird zum zweiten Gegner, das Ding selbst zeigt sich wie in Carpenters Original eher selten. Die damals drastischen und brillanten Körper-Effekte gibt es in dieser Form nicht mehr. Dennoch hat man hier nicht nur lieblos mit Animationen gearbeitet, sondern die physischen Effekte wurden mit Hilfe von Animationen verbessert, oder auch verschlechtert, das liegt im Auge des jeweiligen Betrachters. Ganz so garstig wie bei Carpenter geht es auch nicht zu, denn gerade durch die Hilfe von CGI verlieren die Effekte etwas an Intensität. Dennoch zieht man sich hier gut aus der Affäre, größtenteils gefallen die blutigen Verwandlungen, obwohl es an eigenen Ideen mangelt. Aber der Kampf gegen diese unbekannte Kreatur ist durchweg packend, auch wenn der Showdown im Raumschiff nicht unbedingt die beste Lösung war.
Mary Elizabeth Winstead (Black Christmas, Stirb Langsam 4.0) macht einen guten Job, genauso wie man der restlichen Riege keinen Vorwurf machen kann.
Es ist eine schwierige Sache einem so innig geliebten Film wie "Das Ding aus einer anderen Welt" neues Leben einzuhauchen. Eine Fortsetzung hätte hier wirklich kaum Sinn gemacht, daher die Idee "The Thing" als Prequel zu erzählen. Der Verlauf der Geschichte bleibt im Grunde genommen gleich, dennoch kann sich die Umsetzung sehen lassen. Spannende Momente, ordentliche Körper-Effekte und jede Menge Tempo halten die Aufmerksamkeit des Zuschauers. Der gute Score in Verbindung mit der authentischen Kulisse sorgt für die nöite Gruselatmosphäre, aber an sich war im Vorhinein klar, dass man Carpenters Meisterwerk nicht das Wasser reichen kann.