2001 Tim Burtons Remake von „Planet der Affen“ kommerziell relativ erfolgreich, erntete aber so viele Negativkommentare, dass das angedachte Sequel ausblieb und man den Stoff 10 Jahre lang ruhen ließ und sich dann an einem Prequel versuchte.
Rasant gefilmt steigt Rupert Wyatts Prequel mit einer Jagd auf Affen, die in Käfige gesperrt und verschifft werden, woraufhin der Film ihrem Weg nach Amerika, wo sie als Forschungsobjekte für die Firma GenSys dienen, für die auch Will Rodman (James Franco) arbeitet. Er arbeitet mit Mitteln zur Intelligenzsteigerung, die Wirkung zeigen, doch es kommt zu einem Unfall infolgedessen alle Versuchstiere getötet werden. Fatalerweise liegt ein Missverständnis vor, denn das ausgerastete Weibchen versuchte nur ihr Jungens zu beschützen, von dem keiner. Weder Tierpfleger Robert Franklin (Tyler Labine) noch Will können den Kleinen nach der Entdeckung umbringen, worauf Will ihn mit nach Hause nimmt.
Um das Drama um Familie, Elternschaft und Verantwortung weiter zu verzahnen, sitzt daheim nämlich der Grund für Wills energische Forschung: Sein an Alzheimer erkrankter Vater Charles (John Lithgow), der dafür plädiert das Schimpansenbaby zu behalten. In einer famosen Montagesequenz zeigt Wyatt das Aufwachsen des Menschenaffen Caesar (Andy Serkis), der von den intelligenzsteigernden Medikamenten, die seine Mutter während der Schwangerschaft bekam, profitiert hat. Will forscht heimlich mit Caesar weiter.
Doch Caesar beginnt aufgrund seiner Intelligenz immer mehr seinen Status hinterfragen, da er sich den Menschen gleichwertig fühlt, jedoch nicht alle sie ihn so anerkennen wie Will und er das Haus auch nicht verlassen darf. Ein bedauerlicher Zwischenfall verkompliziert die Situation weiter…
Dem halbwegs popkultur- und medienerfahrenen Zuschauer wird klar sein wie die Geschichte ungefähr endet, doch Rupert Wyatt und seinen Drehbuchautoren kontern damit, dass sie den Film vor allem über seine Figuren aufziehen. Besonders konsequent ist dabei die Tatsache, dass man tatsächlich den Schimpasen Caesar zum Protagonisten macht. Denn auch wenn Will ähnlich viel Screentime bekommt, um seine Entwicklung geht es in „Planet der Affen – Prevolution“ nicht, sondern um Caesars. Der wird fast schon unfreiwillig zum Revoluzzer und Anführer, kämpft mit seinen widerstrebenden Emotionen und trifft folgenschwere Entscheidungen. So dürfte eine Szene, die einen besonderen Schritt in Caesars Evolution nach rund zwei Dritteln des Films markiert, gerade deshalb ihre große Wirkung entfalten: Konsequent wird seine Entwicklung fortgeführt, das erste gesprochene Wort ist ein „Nein“, eine Absage an die Herrschaft unterdrückerischer Menschen.
Es liegt dabei auch an Andy Serkis, dem Go-To-Guy in Sachen Motion Capturing, dass Caesar ein derart glaubhafter Charakter ist. Im Zusammenspiel mit den Effektkünstlern, die seine Mimik auf den Affen projizieren, zeigt er, dass auch digital verfremdete Akteure über ein nicht weniger eindrucksvolles Schauspielrepertoire als ihre menschlichen Kollegen verfügen müssen. James Franco als Good-Guy-Wissenschaftler spielt dazu überzeugend die zweite Geige, während John Lithgow in seiner Rolle als krankheitsgeplagter Vater noch mal groß aufspielt. Weniger gut hat es Freida Pinto als Tierärztin und Freundin Wills getroffen, die aus ihrer vom Drehbuch eh eher stiefmütterlich behandelten Rolle kaum etwas herausholen kann. Auch sonst sind bei den Nebendarstellern eher die Affen verkörpernden Akteure, wie etwa Karin Konoval oder Christopher Gordon, gefordert, auch wenn Tyler Labine, Brian Cox und Tom Felton immerhin ein paar Akzente setzen können – teilweise ihren Rollen zum Trotz.
Denn das Gespann aus Zwingerchef John Landon (Brian Cox) und seinem arschigen Sohn Dodge (Tom Felton) ist ein ebenso tiefer Griff in die Klischeekiste wie die Figur von Wills Chef, Steve Jacobs (David Oyelowo), der immer nur die Dollarzeichen sieht. Andrerseits sind dies verzeihbare Vereinfachungen, denn ansonsten ist „Prevolution“ in seiner Synthese aus Blockbuster- und Erzählkino souverän, für einen Streifen dieser Budgetklasse trotz allem (extrem gelungenen) CGI-Budenzauber erstaunlich ruhig. Denn das hier ist eher ein zivilisationskritisches Drama, das vielleicht nicht extrem tief unter die Oberfläche dringt, gleichzeitig aber auch nicht mit dem Zeigefinger predigt und seine kritischen Ansätze nebenbei erzählt.
Für die generische Actionpackung sorgt dann ein im Vergleich zu anderen Mainstream-Böllern regelrecht kleinteiliger Showdown, in dem die Affen dann durch San Francisco toben und es zum Finale auf der Golden Gate Bridge kommt. Das ist ein rasanter, erfreulich übersichtlicher Schlusspunkt für den Film, der sich freilich Platz für weitere Sequels lässt. Zwar gibt der Abspann durchaus Hinweise warum ein paar intelligente Affen in den Wäldern San Franciscos zur planetenbeherrschenden Spezies werden konnten, doch das Dazwischen lässt sich gut erzählen – so, wie man auch „Planet der Affen“ ohne Vorgeschichte versteht, „Prevolution“ als Prequel aber dennoch reizvoll ist und gleichzeitig auch seine Vorgängerfilme zitiert (etwa durch die Verwendung der Zeile „Take your stinking paws off me, you damn dirty ape!“).
„Planet der Affen – Prevolution“ ist somit eine erfreulich souveräne Symbiose aus Blockbuster- und Erzählkino, die tatsächlich den Mut besitzt eine nicht-menschliche Hauptfigur als Protagonisten zu wählen, weitestgehend auf Krawall verzichtet und als figurenbezogenes Sci-Fi-Drama durchweg unterhält. Dass, gerade in dem sonst so differenzierten Kontext, manche arg stereotype Nebenfigur auftritt und man schlussendlich in vielerlei Hinsicht ahnt wohin die Erzählung geht, trübt den Genuss dann nur ein wenig.