Review

Kommen wir nun zu einer weiteren Ausgabe von „Guilty Pleasure“. Heute : Planet der Affen. Ich mochte das Tim Burton Remake! So jetzt ist es raus, aber um diesen Film geht es heute eigentlich gar nicht. Ich will damit nur andeuten, dass ich generell vom Thema „Planet der Affen“ nicht abgeneigt bin, auch wenn ich keinen der alten klassischen Filme gesehen habe. Nun bekam also auch diese Geschichte ein Prequel und wurde mit dem wunderbaren Titel „Rise of the Planet of the Apes“ geschmückt, welcher von den miserablen deutschen Übersetzern in „Planet der Affen Prevolution“ umgetauft wurde. Bei den Kritikern kam der Streifen überraschend gut weg und wurde auch mit vielen tollen Bewertungen auf diversen Filmseiten belohnt. Mir persönlich hat der Film auch ziemlich gut gefallen und ja, er ist deutlich besser als Tim Burtons „Planet der Affen“, auch wenn das für die meisten Filmfans sicherlich von Beginn an schon fest stand. Doch mir hat der Film nicht nur sehr gut gefallen, er hat mich sogar fasziniert, was besonders an der von mir so geliebten Motion-Capture Technik liegt, der man viel mehr Aufmerksmkeit schenken sollte als diesem ganzen albernen 3D-Kram. „Planet der Affen Prevolution“ ist nicht komplett frei von Schönheitsfehlern und Schwächen, doch das Gesamtpaket stimmt und liefert einen berauschenden, sehr kritischen und spannenden Popcorn-Spaß.

Die Sensation ist perfekt. Der Wissenschaftler Will Rodman (James Franco) hat endlich ein Heilmittel für die Teufelskrankheit Alzheimer erschaffen, nachdem er seine Projekte lange an Schimpansen angetestet hat. Doch bei der finalen Vorführung gerät die Sache außer Kontrolle und ein Schimpansen-Weibchen bricht aus und richtet großes Chaos an. Will wird daraufhin der schwerwiegende Auftrag erteilt, alle Schimpansen einzuschläfern und das Projekt endgültig zu beenden. Als er feststellt, dass ein Schimpansenbaby geboren wurde entschließt er sich spontan dazu, den kleinen Kerl mit nach Hause zu nehmen und tauft ihn auf den Namen Caesar (Andy Serkins). Mit der Zeit stellt er fest, dass Caesar die intelligenten Gene seiner Mutter, durch Wills erfundenes Serum, vererbt hat und Caesar wird von Jahr zu Jahr schlauer und intelligenter. Eines Tages kommt es zu einem fatalen Zwischenfall, wodurch Caesar beim Tierfänger landet und fortan in einem engen Käfig umgeben von anderen Affen leben muss und wird dabei auch nicht von barbarischen Foltermethoden eines Tierpflegers verschont. Doch die Intelligenz von Caesar ist so weit voran geschritten, dass er einen Racheplan schmieden kann und sich mit den anderen Affen verbündet. Dies ist der Anfang einer großen Revolution.

Auch wenn man die alten Filme, so wie ich, nicht gesehen hat wird man feststellen, dass es einige kleine Anspielungen auf die alten Filme gibt (Beispiel : Verschollenes Raumschiff). Die Story nimmt sich sehr viel Zeit um sämtliche Charaktere in die Geschichte zu etablieren und bietet uns eine enorm lange Einleitung, die aber nur selten irgendwelche Länge aufweist. Das Besondere an diesem Film ist, dass man zu keiner Sekunde irgendwelche Antipathien gegenüber den Affen empfindet, nein man sympathisiert sogar permanent mit ihnen. Besonders Caesar ist hier der tragische Held, der den Leitwolf der großartigen Revolution verkörpert. Der Film bietet nicht allzu viele Twists und wenn, dann sind es Welche, die man schon im Voraus erahnen konnte, das Cliffhanger-Ende (während des Abspanns) mit eingeschlossen. Doch auch wenn die Handlung vorhersehbar ist, so bleibt die dichte Atmosphäre permanent bestehen und man ist immer gespannt darauf zu warten, wie Caesar seinen Racheplan immer weiter ausarbeitet. Ok, die Geschichte mit dem Serum und den anderen Affen wurde etwas ungeschickt gelöst, doch das packende Finale macht das um Längen wieder gut. Ebenfalls ein absoluter Genuss sind die animierten Affen. Klar kann man dem Film ankreiden, dass man hier klar erkennt, dass es sich dabei nur um halb-animierte Affen handelt, doch rein animationstechnisch gesehen, ist das hier eine wahre Genieleistung. Nicht nur Caesar und seine überragende Geschichtsmimik sind ein Augenschmaus auch sämtliche anderen Affen, besonders der große Orang-Utan, sehen einfach nur fantastisch aus. Klar, der Film ist Mainstream und der Film ist Popcorn-Kino, aber das ist auf keinen Fall ein negativer Aspekt. Und auch auf gewisse (wenn auch gering gehaltene) humoristische Einlagen hat man hier nicht verzichtet.

Bei den Schauspielern ist das Ganze eher 50:50. Einerseits liefern hier gewisse Akteure eine grandiose, fast schon oscarwürdige Leistung ab, andere wiederum sind totale Wegwerf-Figuren, während wieder Andere total unter ihren Möglichkeiten bleiben. Aber der Reihe nach. James Franco mimt hier den Hauptdarsteller und Wissenschaftler Will, der von Vorne bis Hinten ein waschechter Sympathiebolzen ist, den man einfach nur gern haben kann. Auch wenn James Franco ein toller Schauspieler ist und hier eine gute Performance abliefert, so kann er leider nicht an seine bombastische Leistung aus „127 Hours“ anknüpfen. Ganz klarer Gewinner dieses Films ist Andy Serkis, der hier den Schimpansen Caesar „spielt“. Andy Serkins ist DER Mann, wenn es um Motion-Capture geht und hat uns schon tolle Momente geboten, wie zum Beispiel als Gollum aus „Herr der Ringe“ oder als den fantastischen Captain Haddock aus „Tim und Struppi“. Andy Serkis ist einer der ganz wenigen Schauspieler, der im wahrsten Sinne des Wortes mit vollem Körpereinsatz agiert. In diesem Film jedoch toppt er all seine bisherigen Auftritte und liefert die mit Abstand beste schauspielerische Leistung seiner Karriere ab und es ist für mich absolut unverständlich, wie man so eine Performance nicht mit dem Oscar würdigen kann. Andy Serkis schafft es (mit Ausnahme von 4 menschlichen Wörtern) nur mit Affengeräuschen und Gesichtszügen die Zuschauer in seinen Bann zu ziehen. Caesar ist die mit gigantischem Abstand interessanteste Figur im gesamten Film und auch einer der best durchdachtesten Charaktere, die ich seit langer Zeit gesehen habe. 2 Enttäuschungen gibt es leider dennoch bei den Schauspielern. Der großartige John Lithgow spielt hier den an Alzheimer erkrankten Vater von Will. Leider kommt er und seine, für mich doch schon recht wichtige Figur, viel zu Kurz und sie wirkte teilweise wie eine 08/15 Figur, die nur als Mittel zum Zweck dient. John Lithgow spielt sehr überzeugend und feinfühlig, aber wenn man ganz ehrlich ist, wäre der Film auch ohne sein Auftritt ein Hit geworden. Viel schlimmer war jedoch der Auftritt von Freida Pinto. Was zum Teufel hatte sie in diesem Film zu suchen? Welchen Zweck hatte sie? War sie in irgendeiner Form relevant für die Geschichte, außer dass sie mit unserem Hauptcharakter knutschen darf? Man hätte aus ihr auch nicht mehr raus holen können, da sie nur wieder einen gezwungenen weiblichen Gegenpart darstellen soll. Überrascht hat mich hingegen noch Tom Felton (Draco Malfoy aus Harry Potter) als fiesen Tierpfleger, der hier wirklich eine furchtbar fiese Sau durchaus überzeugend spielt.

Ich kann ehrlich gesagt nicht genau sagen, ob der Film das Richtige für die Fans von den Original-Filmen ist, da ich diese wie bereits erwähnt noch nie gesehen habe. Ich kann nur für mich sprechen und ganz klar eine große Empfehlung für diesen Film aussprechen. Planet der Affen Prevolution ist Unterhaltung auf solidem Niveau und hat keinerlei Langeweile parat. Fans von Primaten und futuristisch-angehauchten Filmen sollten sich diesen Streifen auf keinen Fall entgehen lassen.


Fazit : Affen an die Macht, denn sie sind die besseren Menschen! „Planet der Affen Prevolution“ macht Vieles richtig und nur sehr wenig falsch. Mit ein bisschen mehr Feinschliff und einem nicht ganz so abrupten Ende wäre hier sogar ein kleiner Meilenstein drin gewesen. Trotzdem bleibt es ein fantastischer Film!


8/10

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