Frisch aus einem US Preview: RISE OF THE PLANET OF THE APES oder in „Deutsch“ PLANET DER AFFEN: PREVOLUTION von Regisseur Rupert Wyatt der mit noch keinem anderem wirklichen Blockbuster bekannt wurde ist ein absolut herausragender Science-Fiction Thriller. Das Original Franchise PLANET DER AFFEN gehört zu meinen absoluten Lieblingsfilmen und vielleicht bin ich deswegen auch etwas voreingenommen.
Der Film versteht es aber nachweislich - unterstützt durch den einzigartigen Stand der Performance Capture Technik wie in AVATAR eingesetzt - in vielleicht erstmals so konsequenter Form im Rahmen eines Realfilms die Sichtweise eines intelligenten Tiers mit menschlichen Zügen, Intelligenz und Strategiedenken zu zeigen und damit eine sehr hohe Identifikationsmöglichkeit mit einer letztlich animierten Tierfigur zu ermöglichen.
Dabei darf man PREVOLUTION mit den Folgen aus den 70er nicht ohne weiteres vergleichen, die Originale glänzten zumindest in den ersten Teilen durch eine sehr gute Story, hohe Emotionalität, bahnbrechende Masken und gute Schauspieler. Der vorliegende Film ist hingegen vornehmlich eine zeitgemässe Demonstration der Motion- bzw. Performance Capture Technik ohne jedoch die emotionale und sozialkritische Seite zu vernachlässigen.
Trotz aller high-end Technik wird die Animation der Affen in bestimmten Szenen kurz sichtbar und eine ebenso schnelle Identifikation mit dem einzelnen Affendarstellern wie in der Original Serie ist zunächst nicht in gleicher Weise möglich. Für die Rolle des Hauptdarstellers der Affen, Caesar (bekannt aus den Originalen), wurde Andy Serkis ausgewählt der Insidern als Gollum aus HERR DER RINGE oder auch als „King Kong Darsteller“ aus dem gleichnamigen Remake von Peter Jackson bekannt ist. Er hat sich dadurch absolut zum Spezialisten für hochwertige Performance Capture etabliert.
Desweiteren wäre noch James Franco zu nennen der sehr viele Filme in den letzten Jahren abgeliefert hat und zuletzt sehr bei 127 HOURS geglänzt hat. Marvel Fans müsste er zumindest als Harry Osborn/Goblin von SPIDERMAN bekannt sein. Hier spielt er sehr gut den zwischen Erfolg und Verantwortung hin- und hergerissenen und ergeizigen Wissenschaftler Will Rodman der durch die Gentherapie-Experimente an dem von ihm so genannten "Schimpanse Nr.9" (Caesar) gezielt dessen Intelligenz, aber auch indirekt dessen Aggression steigert.
Der eigenen Gefangenschaft bewusst geworden sorgt Caesar dafür, dass seine Artgenossen ebenfalls mit dem notwendigen Serum in Kontakt kommen und bricht dann mit einer grossen Horde von Leidensgenossen aus und die Revolution der Affen beginnt. Die Primatenforscherin Caroline (Freida Pinto) unterstützt Will auf der Suche nach den Ursachen und Folgen.
Die action-betonten aber gleichzeitig sehr emotionalen Szenen der ausbrechenden Affen, die Konfrontation mit der Zivilisation und die Kämpfe mit den Menschen gehören zu den aufwühlensten des Films. Man weiss nicht ob man zu der eigenen "Rasse" oder den Affen halten soll. Richtige Endzeitstimmung kommt auf - auch unterstützt durch sehr passende und emotionale Filmmusik – in den Massenszenen in den die Affen über Autos, Häuser, Bäume usw. in grosser Horde und so schnell abgestimmt und intelligent orchestriert hinwegspringen und somit erst einmal kein leichtes Ziel für die verteidigenden Menschen sind.
Gewisse Zeitgenossen haben auch Vergleiche mit dem Aufstand der farbigen Bevölkerung in bezug auf Diskriminierung und Benachteiligung gezogen und die filmische Umsetzung als den Spiegel und die Bewältigung der Angst der weissen Bevölkerung vor dem "schwarzen Mann" bezeichnet, dies halte ich aber für überzogen und zweitrangig.
Die Spezialeffekte sind allgemein überragend, sowohl anfangs zuhause bei Will Rodman der den Babyaffen Caesar trainiert als auch dann später im ausgewachsenen Alter. Die starken Seiten der Effekte liegen in der Betonung des einzelnen Affen und all seiner Ausdrucksmöglichkeiten. In den Massenszenen merkt man dann unwillkürlich, dass die ganzen Darsteller dann allesamt per CGI generiert und synchronisiert werden.
Insbesondere bei sehr schnellen Bewegungen merkt man doch ab und an, dass „etwas nicht stimmt“, d.h. das Gehirn entdeckt unbewusst das unrealistische Bewegungsschema wenn auch nur für Sekundenbruchteile. Aber in den ruhigeren Momenten agieren insbesondere die Schimpansen so authentisch und realistisch dass man oft die Animation vergisst und die Gefühle 1:1 den Augen und dem Mimenspiel entnehmen kann.
Dieser abwechselnd prüfende, nachdenklich-kritische, verärgerte oder aggressive Blick der Affen wird sehr eindringlich und oft in Grossaufnahme gezeigt um diesen speziellen Transport von Emotionen zum Zuschauer zu realisieren. Dies gelingt vorzüglich. Durch diese Möglichkeit erhält der Film auch eine sehr sozialkritisch zu deutende Funktion.
Es ist metaphorisch gesehen ein Aufstand gegen die Selbstgerechtigkeit der Menschen die neben wichtigen Dingen wie Kunst auch zerstörerische, dunkle Seiten haben die u.a. in der Unterdrückung und Ausbeutung der Natur sichtbar werden. Kombiert mit der packenden Story, der furiosen Action und Endzeitstimmung, den fast perfekten CGI und guten schauspielerischen Leistungen brilliert der Film auf ganzer Linie und ich und meine Mitseher konnten keine wirklichen Schwächen feststellen.
Die Gefahr der unemotionalen Technik- Show wurde durch die oben genannte sehr gute Umsetzung umgangen und die Erwartungen wurden sogar übertroffen. PLANET DER AFFEN Puristen werden vielleicht noch das Haar in der Suppe finden oder den zugegeben einmaligen Charme der Masken und Darsteller der Urserie vermissen.
Einzig die umsatzgetriebene Freigabe ab 12 Jahren hätte ich zu bemängeln da doch bei den Actionszenen die Kamera oft weggedreht wird und die Gewalt und Verletzungen nicht explizit sichtbar werden. Bei einer Freigabe ab 16 Jahren hätte das Ganze sicherlich noch freizügiger und kreativer in bezug auf die an sich sehr drastischen Gewaltszenen zugehen können und somit noch stärker emotional mitreissen können.
Wie passt der Film dann letztlich in das PLANET DER AFFEN Universum ? Letztlich gibt der engl. Originaltitel die grobe Einbettung viel besser her als der deutsche. Darüber hinaus soll hier nicht zu viel angedeutet werden um die Spannung nicht zu nehmen. Die 2001er PLANET DER AFFEN Verfilmung war ja eher ein Remake, eine aufgefrischte Verfilmung von Teilen der Original Serie und ob hier eine Anbindung hergestellt wird lasse ich mal offen, da das Ende nicht verraten werden soll, aber wer die Serie gut kennt könnte es entsprechend der Funktion eines Prequels eingebettet in eine bestimmte Stelle in der Original Serie selbst herleiten.
Das heisst allerdings nicht, dass der Film gerade im letzten Teil keine Überraschung parat hätte. Insgesamt also ein würdiges Mitglied der Affenfamilie, dass für mich in der oben genannten starken Umsetzung eine hohe Wertung rechtfertigt.
9/10 Punkten