Wer mit einer arg verwirrten jungen Frau das fast verlassene, titelgebende Theater betritt, bekommt von Udo Kier als zerfallende Marionette sechs Kurzgeschichten präsentiert, die nichts miteinander verbindet, welche jedoch vage unter die breit gefächerte Themenwelt „Tod“ fallen.
In „Mother of Toads“ geht es um ein amerikanisches Pärchen in Frankreich. Er ist Anthropologe und erfährt von einer alten Frau zufällig etwas über das Necronomicon.
Doch kurz darauf befinden sich beide im Sog einer bösen Macht, umgeben von Kröten…
Der Opener schürt zwar eine nette Atmosphäre mit nuanciertem Score und ordentlicher Ausstattung und erinnert nicht von ungefähr an Fulci, doch das Krötenmonster sieht ziemlich billig aus, während die Pointe ebenfalls reichlich mau erscheint.
In „I love you“ geht es um den Trinker Axel und die Bitch Mo. Sie will sich nach fünf Jahren Ehe von ihm trennen, doch am nächsten Morgen gibt es ein böses Erwachen für beide…
Dieses Zweieinhalb-Personen-Stück ist grundsolide gespielt und bringt eine erfreulich unerfreuliche Auflösung mit sich. Im Mittelteil ein wenig zu dialoglastig hätten einige Flashbacks mehr gut getan.
„Wet Dreams“ ist eine Kurzgeschichte, bei der Tom Savini Regie führt und einen Therapeuten mimt, der Donnie helfen soll, die Alpträume über seine Entmannung loszuwerden, bis jemand den Spieß umdreht…
Hier kommt erstmals ein wenig schwarzer Humor ins Spiel, wobei gleichermaßen spannend zu verfolgen ist, was Traum, Wunschvorstellung und Realität sind. Die makabere Auflösung hat es definitiv in sich.
„The Accident“ berichtet von einer Mutter und ihrer kleinen Tochter, welche Zeugen werden, als ein Motorradfahrer mit einem Reh kollidiert…
Diese ruhig und fast hypnotisch erzählte Geschichte liefert definitiv den Höhepunkt der Anthologie. Das eigentliche Thema sind die Fragen eines Kindes zum Thema Tod, welche seine Mutter mit ruhigen und überlegten Worten zu beantworten versucht. Toll gespielt, großartig gefilmt und sehr atmosphärisch verpackt.
In „Vision Stains“ geht es um eine Schriftstellerin, die sich als Junkie und Obdachlose tarnt, um Frauen aller Altersklassen zu töten. Im Moment des Sterbens entzieht sie ihnen mit einer Spritze im Auge sämtliche Erinnerungen, um sie danach zu Papier zu bringen, bis sie einen folgenschweren Entschluss fasst…
Die tolle Grundidee wird leider zu oberflächlich ausgearbeitet und konzentriert sich mehr auf Ekeleffekte, denn auf philosophische Hintergründe, welche hier stärker hätten betont werden müssen. Ganz okay performt, passabel ausgestattet und mit einem immerhin konsequenten Ausgang versehen.
Die finale Geschichte „Sweets“ zieht den eigentlich soliden Gesamteindruck deutlich runter: Estelle will mit Heulsuse Greg Schluss machen, bis es bei einer Fressorgie zu einer fatalen Entwicklung kommt…
Fressorgien mögen Hobbyköche gar nicht, weshalb allein in Sachen Ästhetik der Daumen steil nach unten zeigt. Ein wenig Ekel, etwas Splatter, ein paar schräge Figuren und fertig ist die bizarre Geschichte um ein ungleiches Paar und einen merkwürdigen Club. Den Schnodder hätte man sich sparen können.
Dennoch sind immerhin fünf von sechs Geschichten okay bis ausgezeichnet ausgefallen. Das Budget war bei allen Episoden eher niedrig, der Blutgehalt ist phasenweise jedoch enorm hoch, denn vom Kehlenschnitt über einen Schraubenzieher im Auge bis hin zu abgerissenen Gliedmaßen können sich die Effekte durchaus sehen lassen. Die Pointe der Rahmenhandlung ist zwar ein wenig flach ausgefallen, und das Konzept von „Theatre Bizarre“ ist insgesamt äußerst vage, doch für passable Unterhaltung wird durchaus gesorgt.
Freunde von Horror-Kurzgeschichten können demnach einen bedenkenlosen Blick riskieren.
6 von 10