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Mit THEATRE BIZARRE erreicht uns illusterer Episoden-Horror mit einem wahren Staraufgebot auf der Regieebene. In der Rahmenhandlung wird eine junge Dame wie magisch vom flackernden Licht und den sich wie von Geisterhand öffnenden Türen eines alten Kinos angezogen. Im Kinosaal erzählt ihr Udo Kier nicht als „Crypt Keeper“, sondern als sich stockend räkelnde Wachsfigur sechs Schauergeschichten.

In Geschichte 1 gerät ein flitterndes Pärchen während ihres Eurotrips an eine Schwarze Magierin, die sich, nein, nicht als die „Mother of Tears“, sondern als die „Mother of Toads“ entpuppt. Regie führt Richard Stanley, der für Werke wie M.A.R.K. 13 und DUST DEVIL verantwortlich war. Das Geschichtchen bietet gediegenen Grusel und ein schön schleimiges Ganzkörper-Krötenkostüm.

Story 2 von COMBAT SHOCK-Regisseur Buddy Giovinazzo mit dem schlichten Titel „I Love You“ handelt von einem armen Tropf, dem gerade seine Herzallerliebste den Laufpass gibt. Kurz darauf wacht er mit einer Schnittwunde an der Hand auf. So simpel die Handlung auch gestrickt und so bekannt das Konzept auch ist, beides geht hier wunderbar auf.

“Wet Dreams”, so der Titel von Geschichte Nr. 3, stammt aus der Feder von Genre-Ikone Tom Savini, der mehr für seine FX- (ZOMBIE, FROM DUST TILL DAWN, FREITAG DER 13. TEIL 4), als für seine Regie-Arbeiten (das NIGHT OF THE LIVING DEAD-Remake von 1990) bekannt ist. In „Wet Dreams“ träumt ein es mit der Treue nicht ganz so ernst nehmender Ehegatte ständig davon, dass ihm der Penis abgeschnitten wird. Im Folgenden verschwimmen Realität und Traum zu einem fiesen Brei aus komabrutalen Wahnvorstellungen und Halluzinationen. FX-mäßig geht es ziemlich hart ab. Auf der Speisekarte stehen Kastrationen, eine Vierteilung, Augenlieder werden abgeschnitten und ein Pimmel landet in der Bratpfanne. Ferner gibt Savini dem Mythos der Vagina Dentata ein ganz neues Gesicht, indem er eine hübsche Dame untenrum mit einem Insektengebiss ausstattet. Von den FX her gewiss das Prunkstück der Sammlung, ist „Wet Dreams“ auf der anderen Seite ein wahrer Wust aus Schein und Wahn, den es zum Schluss eher zu interpretieren als zu verstehen gilt. Savini, der selbst als Darsteller (als Psychiater) auftritt, stellt aber abermals unter Beweis, dass er sein Publikum zu schocken versteht.

Das folgende Segment namens „The Accident“ fällt etwas aus der Reihe. So bietet es weder Grusel, noch Splatter, sondern schildert wie ein kleines Mädchen als Zeugin eines Verkehrsunfalls den Tod kennen lernt. Tiefsinnig, melodramatisch und depressiv angehaucht, bietet das Filmchen ein bisschen Zeit zum Durchatmen. Nicht wirklich super sehenswert, da aber nur ca. zehn Minuten kurz als verschmerzbar zu werten.

Bei Geschichte Nr. 5 namens „Vision Stains“ saß der Kanadische Skandalfilmer Karim Hussain (SUBCONSCIOUS CRUELTY) auf dem Regiestuhl. Die Handlung dreht sich um eine junge, von Traumlosigkeit geplagte Frau, die ihren Junkie- und Penner-Opfern im Moment ihres erzwungenen Todes Sekret aus dem Augapfel entnimmt und es sich selbst in eben jenen injiziert. Dies beschert ihr eine Art Kick und es lässt sie im Zeitraffer all das durchleben, was ihren Opfern widerfahren ist. Gut düsteres und pessimistisches Filmchen mit vielen fiesen Einstellungen von Spritzen, die in Augäpfel gestochen werden.

Zum Schluss noch was Süßes: „Sweets“ von PLAGUE TOWN-Regisseur David Gregory handelt von der krankhaften Obsession zu Süßigkeiten und einer Sekte, die auf exzessive Weise „Sploshing“ betreibt, das heißt Nahrungsmittel in ihre sexuellen Praktiken einbaut. Zuckersüß bis zum Insulinkoma, abartig widerlich bis an die Kotzgrenze, inklusive Kotzefressen und Eingeweide-Happahappa – ein wahrlich anti-kulinarischer Leckerbissen!

Vergleicht man THEATRE BIZARRE mit kultigem Episodenhorror wie CREEPSHOW, BODY BAGS oder GESCHICHTEN AUS DER SCHATTENWELT zieht er eindeutig den Kürzeren. Zu langatmig, zu unpoppig ist oftmals die Erzählweise, die Optik ähnelt oft der einer billigen TV-Produktion und mit einer Laufzeit von beinahe zwei Stunden ist der Streifen unterm Strich auch einfach zu lang. Udo Kier als „Crypt Keeper“ reißt nicht auch sonderlich viel raus. Wären die einzelnen Filme als eine Art Kurzfilmsammlung und nicht als ein einziger Film vermarktet worden, es wäre einem vielleicht besser damit gedient gewesen, zumal auch für den Zuschauer konsumgerechter. Im Vergleich zu anderen billigen Episoden-Horrorfilmen (siehe LITTLE DEATHS) ist THEATRE BIZARRE aber klar vorzuziehen. Genügend Gore ist ja geboten und, naja, man muss sich die Shorties ja nicht am Stück reinpressen.

Fazit:
Durchwachsen, jedoch durchaus einen Blick wert.

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