Von Darren Lynn Bousman halte ich eigentlich gar nicht wenig; sein "SAW III" hat mir wegen seiner ebenso heftigen wie visuell gekonnt umgesetzten Schreckbilder verdammt gut gefallen, wobei der Film ja weitgehend verurteilt wird. Fortsetzungen haben es ja nie leicht, und grausame Bilder führen schnell dazu, dass Filme auf dieselben reduziert werden. Nach "Repo!- The Genetic Opera" hatte ich schon fast den Eindruck, hier könnte jemand richtig neue Akzente im Genre setzen. Aber 11-11-11, der laut der Ausführungen Bousmans im Audiokommentar wohl schon an den unterirdischen Drehbedingungen vor Ort in Barcelona krankte, hat auf jeden Fall nicht nur deswegen Nachteile, sondern auch durch sein Drehbuch, bei dem ein klischeehafter Dialog zwischen Atheismus und Gottestreue, vertreten von zwei Brüdern, über einen Großteil des Films geführt wird.
Dabei dominieren oberflächliche Phrasen, so dass überhaupt keine pointierte Auseinandersetzung stattfindet, sondern jeder nur seine Sprüche aufsagt. Der Atheismus der Hauptfigur ist (wieder mal) durch einen Theodizee-Konflikt bedingt, da er (zu Recht) einen Widerspruch zwischen dem verkündeten allmächtigen lieben Gott des Christentums und dem grausamen Tod seiner Frau und seines Kindes festgestellt hat. Allerdings wird dieses Thema nie auf einem halbwegs ernstzunehmenden Niveau verhandelt.
Von den als lauernde Gefahr im Hintergrund immer mal wieder durchs Bild huschenden Dämonen geht keine allzu hohe Gruselwirkung aus. Alles in allem werden nur genreeigene Gemeinplätze bedient und dass kein blutttriefendes Gemetzel stattfindet, macht den Film nicht inhaltlich gehaltvoller, vielmehr sehe ich zwischen diesen beiden Parametern gar keinen Zusammenhang (so ist "Hellraiser" meiner Ansicht nach trotz zahlreicher blutiger Eindrücke ein sehr intelligenter Genrevertreter). Im fortschreitenden Verlauf des Films spielen zahlreiche Szenen weitgehend im Dunkeln. Je nach Wiedergabegerät und -material (in meinem Fall die DVD) ist hier unter Umständen häufig nur sehr wenig zu erkennen, was die Rezeption der bousmanschen Dämonen-Visionen erschwert.
Ganz interessant sind Bousmans Ausführungen über den Drehort, eine Villa, in der es angeblich vielen Drehmitarbeitern schlecht wurde und seltsame Unfälle passierten; um 1917 soll, wenn ich den Kommentar richtig verstanden habe, dort ein Mädchen umgebracht und in einer Wand eingemauert worden sein. Die Geschichte hört sich zwar selbst wie ein klischeehafter Film an, klingt aber noch interessanter als Bousmans Drehbuch. Der Audiokommentar ist auch sonst sehr empfehlenswert. Statt der in US-Drehberichten sonst üblichen uninformativen Lobhudelei lässt Bousman hier ziemlich viel Frust über den spanischen Dreh (ursprünglich sollten 1111 Dämonendarsteller mitspielen, letztlich wurden es dann fünf, bei denen es sich nicht um die angeforderten Schlangenmenschen, sondern ein paar Fans von "Repo!" handelte, die wohl einfach mal Bousman treffen wollten ...) sowie die Kritiker ab, die den Film aufgrund einer unvollständigen raubkopierten Fassung aus dem Netz auf einflussreichen Portalen bewerteten. Bousman schiebt den Misserfolg des Films auch darauf, dass nach Ankündigung eines neuen Films des Regisseurs von "Saw" 2-4 etwas Blutigeres erwartet worden sei und ein Trailer so etwas wie eine schwarze Komödie ankündigte.
Darin erschöpfen sich die Probleme des Films jedoch nicht, der immerhin mit einer recht guten Besetzung aufwartet, aber ansonsten neben dem klischeehaften Drehbuch auch den heute leider weithin üblichen maßlosen Farbfilter-Gebrauch aufweist. Daher leider nur eine Durchschnittswertung.