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Die Geschichte der Donner Party diente bereits mehrfach als Vorlage für Romane: Zwischen 1846/47 starben viele einer Siedlergruppe auf den Weg in den Westen der USA. Einige Reisende wurden verspeist, damit der Rest in den verschneiten Bergen der Sierra Nevada überleben konnte. Ihr Treckführer war George Donner, nach dem später ein Pass benannt wurde. Soweit zum historischen Hintergrund, welcher nur vage dazu dient, einen austauschbaren Slasher auf die Beine zu stellen.

Eine Gruppe von Teenagern begibt sich in die Nähe vom Donner Pass, um dort Wintersport zu betreiben. Doch gerade ist die Gruppe in der luxuriösen Wochenendhütte von Thomas Eltern angekommen, scheint sich jemand in der Nähe aufzuhalten. Am nächsten Morgen wird einer aus der Gruppe vermisst, während nicht funktionierende Telefone und massive Schneemassen eine Suche erschweren…

Wenn bei einer Laufzeit von 82 Minuten erst 46 vergehen müssen, bis überhaupt etwas in Richtung Horror tendiert, spricht das nicht für eine glückliche Herangehensweise der Inszenierung. Dafür ist die Gruppe schlicht zu austauschbar, denn wir haben die Vernünftige, den schüchternen Einzelgänger, die arrogante Bitch und einen Mitläufer. Später kommen noch vier mehr oder minder ungeladene Gäste gleichen Alters hinzu, welche sich binnen weniger Sekunden als Unsympathen etablieren.
Was die Sache bei alledem noch ein wenig am Laufen hält, sind die Atmosphäre der isolierten Grundsituation und ein paar Mutproben unter den Rüpeln, doch der eigentliche Tunichtgut lässt recht lange auf sich warten.

Als schließlich die ersten Opfer zu vermelden sind, wird das Tempo ein wenig gesteigert, die Gruppe streitet sich über diverse Herangehensmöglichkeiten, während zwei ein falsches Spiel aus Rache betreiben. Leider sind etwaige Taten entweder nur aus der Distanz oder gar nicht zu sehen und auch sonst bieten sich Bereich der Gewaltszenen nur ein Messer im Bauch, eine ausgeweidete Leiche und ein Hammer im Auge, was zumindest ordentlich in Szene gesetzt ist.

Ansonsten nimmt ein Zwischenstopp der Reisenden ein wenig vom späteren Twist vorweg, ausgerechnet die weniger attraktive Frau zieht im Whirlpool blank, es gibt einen völlig unnötigen Flashback zu einer Partynacht und am Ende müssen sich die letzten Überlebenden gegen den Bösewicht behaupten.
Tempo und Suspensegehalt des Showdowns gehen in Ordnung, doch den unnötig langen Vorlauf kann das kaum vergessen machen.

„Cannibal Rising“ bietet einen Slasher in atmosphärischer Umgebung mit gerade so tauglichen Mimen und unspektakulären Ableben (sofern überhaupt zu sehen). Er gibt früh Hinweise auf einen möglichen Twist, die finalen Minuten werden jedoch einigermaßen kurzweilig, wenn auch eher überraschungsarm vorgetragen.
Gänzlich zufrieden kann der Genrefreund mit dem Gesamtergebnis jedoch nicht sein, denn das was das Genre eigentlich auszeichnet, bleibt über weite Teile der Fantasie des Betrachters überlassen.
4,5 von 10

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