Kino-Remakes erfolgreicher TV-Serien erfreuen sich seit Mitte der Neunziger einer großen Beliebtheit – zumindest unter den Produzenten. „The Saint“ fußt weitestgehend auf der gleichnamigen TV-Serie, die sich von 1962 bis 1969 in England großer Beliebtheit erfreute, hierzulande aber kaum bekannt ist. Leider vermochte Regisseur Phillip Noyce („Dead Calm“, „Patriot Games“) aus dem, zugegeben sehr schwachen, Skript von Jonathan Hensleigh („Die Hard: With a Vengeance“, „The Punisher“) nur einen uninspirierten, abgeschmackten Actionthriller frei jeglichen Charmes, den die Serie auszeichnete, zu machen.
Das größte Problem ist die Hauptfigur selbst, denn der Film gewährt gar keinen Zugang zu ihr, sondern setzt voraus, dass sie bekannt ist. Außer einem traumatischen Aufenthalt in einem Waisenheim, in dem er seine Fähigkeiten entdeckte, wird gar nichts über den Meisterdieb bekannt. Erschwerend hinzu gesellt sich, dass ein fehlbesetzter Val Kilmer, der mit traumwandlerischer Sicherheit von Flop zu Flop stolperte („The Island of Dr. Moreau“, „The Ghost and the Darkness“, „Red Planet“), hier auch noch eine der schwächsten Leistungen seiner Karriere ablieferte und mitunter nicht nur zu arrogant, sondern auch noch unfreiwillig komisch rüberkommt.
Simon Templar (Kilmer) ist eine wertneutrale Figur, über die man sich weder ein positives, noch ein negatives Bild machen kann. So ähnlich geht es dem ganzen Film. Er ist nicht richtig schlecht, aber so schrecklich einfallslos und bieder inszeniert. Noyce gelingt es ja nicht mal während seiner Einbrüche für Nervenkitzel sorgen – auch nicht als er ertappt wird.
Als Knockout entpuppt sich dann aber erst der klischeebehaftete Plot. Mütterchen Russland steht vor der Revolution, weil die Regierung die Heizölversorgung nicht sicher stellen kann und die Menschen erfrieren. Ein machtgieriger Industrieller erkennt die Gunst der Stunde und beauftragt Templar einer jungen Wissenschaftlerin namens Emma Russell (Elisabeth Shue, „Leaving Las Vegas“, „Hollow Man“) aus England ihre Aufzeichnungen zu einer alternativen Energiequelle zu entwenden. Doch der verliebt sich in sie...
Ziellos klopft „The Saint“ diverse Genres ab, ohne sich letztlich auf eins konzentrieren zu wollen. Der Film ist viel, nur nichts richtig. Ewig Zeit lässt sich Noyce für die sich anbahnende Romanze, lässt Templar in diverse Rollen schlüpfen und stapelt russische Klischees. Sein Problem, eine Beziehung einzugehen, wird dabei kaum noch thematisiert. Dafür nervt Hensleighs Skript mit einer sich anbahnenden Revolution und einem Paar, das während ihrer Dauerflucht durch Moskau bald auf eine Untergrundorganisation trifft.
Action ist rar gesät und zudem schwach inszeniert, mitunter wird versucht den Film als Agentenparodie zu verkaufen, schwenkt dann aber wieder, um Ernsthaftigkeit bemüht, auf seinen philosophische Gedichte vor sich hin quasselnden Titelgeber. „The Saint“ wirkt dabei ständig wie eine lieblos dahingeklatschte Auftragsarbeit. Ganz emotionslos trottet der Film zum Finale auf dem „Roten Platz“, wo Templar dann Russland rettet und seine große Liebe findet. Ganz toll.
Fazit:
Unglaubwürdiger Schwachsinn der teuren Sorte. „The Saint“ ist eine einfallslose Schlaftablette, bei der niemand in Form gewesen ist. Val Kilmer sieht man seine Unlust an und Noyce fehlte wohl (vielleicht wegen des Drehbuchs) auch die Motivation. Überflüssiger Kino-Aufguss einer stilvollen, britischen TV-Serie, die gar keine Modernisierung gebraucht hätte. Weder Fisch noch Fleisch, selten so gelangweilt...