Review

Van Damme bei der Légion Étrangère. Klassischer Abenteuer-/ Legionärsfilm, der auch außerhalb der Action funktioniert.

Die späteren Van Damme-Filme sind nicht immer das Gelbe vom Ei (auch Gülle-Action zum Abgewöhnen wie "Derailed" ist darunter), aber dieser angenehm altmodisch anmutende Legionärsfilm aus dem Jahr 1998 ist definitiv sehenswert; ich würde ihn sogar unter den fünf besten Filmen des Belgiers (der hier auch als Co-Autor und Co-Produzent fungierte) einordnen.

"Der Legionär" ist eine nicht außergewöhnliche, aber mehr als solide inszenierte, in den Dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts angesiedelte Geschichte um einen Boxer und Lebemann in Marseille, der sich mit einem schmierigen Mafiaboss anlegt und auf der Flucht vor dessen Häschern in ein Rekrutierungsbüro der Legion flüchtet, dort unterschreibt - und sich bald darauf in Marokko, getrennt von seiner Geliebten, in der harten Realität der französischen Fremdenreligion zu behaupten hat: Gewaltmärsche durch schönste Wüstensonne, Steine und kollabierte Kameraden schleppen, Feuergefechte, Kloppereien mit fiesen Mit-Legionären und als Gipfel des Ganzen nur fünf Minuten Zeit für Rasieren und großes Morgengeschäft...

Wie jeder erraten kann, spielt Van Damme nicht den öligen Mafiabox (den gibt Jim Carter!), sondern den wackeren (aber nicht unsensiblen) Boxer und Legionär. Ihm zur Seite steht eine kleine, recht feine Riege von Charakterdarstellern; herausragend besonders Steven Berkoff (Clockwork Orange, Barry Lyndon, Rambo II), als gestrenger aber auch selbstaufopfernder Drill-Seargant, und Nicholas Farrell als einer von Van Dammes Kameraden/ leicht snobistischer britischer Intellektueller.
Der Belgier hat in "JCVD" bewiesen, dass er auch für das Charakterfach taugt, hier sind seine schauspielerischen Leistungen nicht umwerfend, aber völlig in Ordnung, er wirkt in seiner Rolle sympathisch und glaubwürdig; die Regie (Regisseur Mac Donald) weiß zudem, wo van Dammes Stärken und Schwächen liegen, die Inszenierung passt sich diesen Vorgaben gekonnt an.

Nicht nur die Besetzung überzeugt, auch als Ausstattungsfilm besticht "Der Legionär": Wie die Légion Étrangère da stoisch durch geschäftige arabische Märkte trottet, in diesen Momenten ist der Film besonders stark und man bildet sich ein, alles sei unbedingt authentisch.

In Sachen Action: Solide! Gut in Szene gesetzte und einigermaßen realistisch erscheinende Feuergefechte, ein paar ordentliche Faustkämpfe (Van Damme wird wenig Beineinsatz abverlangt) - und im Finale kracht es an allen Ecken und Enden. In Sachen Gewalt ist der Film übrigens recht zurückhaltend, es gibt keine allzu expliziten Szenen (gestorben wird ungeachtetdessen und erwartungsgemäß reichlich).

Unterm Strich ist dies einer der wenigen Filme des ehemaligen europäischen Karate-Mittelgewichts-Champions, die vor allem auch AUßERHALB der Action funktionieren, die Charaktere glaubt man zwar allesamt schon anderswo gesehen zu haben, aber sie haben etwas mehr Tiefe als genreüblich. Und der Film zeigt recht glaubwürdige Bilder einer auch heute noch real existierenden  Welt, in die ein Normalsterblicher kaum gelangt. Beim Schauen hatte ich des Öfteren Ernst Jüngers Fremdenlegionärserzählung "Afrikanische Spiele", aber natürlich auch "Lawrence von Arabien" vor Augen.

Ein gutes Macho-Abenteuer unter afrikanischer Sonne, bei dem sich auch einige Zwischentöne bemerkbar machen, wenn etwa ein Legionär feststellt, dass die todbringenden Berber letztlich nur ihr Land von Eindringlingen befreien wollen...

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