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Was Regisseur Danis Tanovic mit dem, unter anderem mit der Goldenen Palme von Cannes, dem Golden Globe und dem Oscar, ausgezeichneten „No Man’s Land“ schuf, grenzt in seiner Aberwitzigkeit schon an einem Geniestreich. Der satirisch verpackte Antikriegsfilm macht die Sinnlosigkeit des Bürgerkriegs im ehemaligen Jugoslawien nur zu deutlich.

Der zusammen mit ein paar Kameraden als Frontverstärkung abgestellte Bosnier Ciki (Branko Djuric) wird auf dem Weg zu seiner Einheit vom Nebel überrascht und beschließt den nächsten Morgen abzuwarten. Als sie bemerken, dass sie sich inmitten des Schussfelds einer kroatischen Stellung aufhalten, ist es bereits zu spät. Die Gegner eröffnen das Feuer und nur Ciki gelingt angeschossen die Flucht in einen Schützengraben zwischen den Fronten.

Parallel dazu wird der frisch in den Militärdienst eingegliederte serbische Soldat Nino (Rene Bitorajac) zusammen mit einem alten Fronthasen auf Erkundung geschickt. Als die über Ciki stolpern und er den älteren Kämpfer tötet beziehungsweise Nino verletzt, finden sich die beiden in einer aberwitzigen Situation wieder: Zu ihren Füßen der auf einer Mine liegende und zunächst für tot gehaltene Bosnier Cera (Filip Sovagovic) und rings um sie herum vermintes Feindesland. Weder die eine noch die andere Seite weiß nun zu wem sie gehören und schießt mit ihrer Artillerie deswegen ins Blaue. Zu allem Überfluss mischt sich auch noch ein UN-Unteroffizier, der nicht länger tatenlos zusehen will, und eine listige TV-Reporterin in die verzwickte Situation ein.

Das ist die Prämisse und Danis Tanovic holt mit viel Gespür für Sarkasmus und Unmöglichkeit das Maximale aus ihr heraus. Die beiden Männer liefern sich im Graben eifrig Wortgefechte, haben jedoch keine stichhaltigen Argumente parat und beschränken sich deswegen auf die schlichte Schuldzuschiebung. Da wechselt zwischendurch auch mal das Zepter (eine Ak-74), vor Sarkasmus triefende Kommentare fliegen durch die Luft und leichte Annäherungen, die in Gemeinsamkeiten ausarten, festgestellt. Die beiden wissen nämlich gar nicht warum sie sich bekämpfen.

Die satirische Hiebe des kompetent inszenierten und tadellos von unbekannten Darstellern gespielten Dramas sitzt. Mit dem nötigen Fingerspitzengefühl schafft Tanovic hier eine Gradwanderung, nie weder zu albern wird, noch ihren anklagenden Ursprung vergisst. Schließlich wird sogar die gesamte Pressemeute auf die Situation aufmerksam, erpresst sich inmitten der feindlichen Linien ihren Weg und zeichnet alles auf. Um die Tatenlosigkeit der UN-Einheiten nicht zu deutlich werden zu lassen, fliegt sogar der Kommandeur schließlich per Hubschrauber ein, um die Medien für sich zu manipulieren und anzulügen.

Zudem hält „No Man’s Land“ Unmengen von Seitenhieben parat, die sich zum Großteil auf die untätige UN-Organisation (man beachte die Assistentin des Kommandeurs) oder die sensationslüsternen Medien abzielt. Die wertneutrale Darstellung beider Seiten ist Tanovic zudem hoch anzurechnen, vertritt der Film damit doch keine Partei.

Mit Sicherheit kann man sich aufgrund aberwitziger Situationen und Dialoge ein Lächeln nicht immer verkneifen, der aber stets immer wieder durchdringende, markerschütternde Realismus und das böse Ende holen das Publikum allerdings umgehend auf den Boden der Tatsachen zurück.


Fazit:
Intelligente Satire über einen Krieg bei dem niemand so recht wusste, warum er eigentlich geführt werden muss. Mit der nötigen Prise Sarkasmus, einer aberwitzigen Situation und tadellosen Darstellern ist „No Man’s Land“ eine überraschend gelungene Abrechnung mit dem Krieg.

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