Revenge
Sympathy For The Devil
(I-On New Media)
Rache ist ein dem Menschen ureigener Instinkt, der sich auf Grund seiner tiefemotionalen Art auch in der Kunst wie ein roter Faden durch die Geschichte zieht. Gerade aus filmischer Sicht ist es ein zwiespältiges Terrain, welches große Klassiker aber auch übelsten Schmuh hervorgebracht hat, bei dieser Thematik immer intensiv beäugt von den überaus wachsamen Tugendwächtern und ihren zugehörigen Institutionen.
Hier vorliegend haben wir einen neueren Beitrag namens Revenge – Sympathy For The Devil, welcher von dem chinesischen Regisseur Wong Ching-po (Fu Bo, Jiang Hu), der seinen Beitrag (man merkt dem Film die Nähe des in der selben Produktion erstellten Dream Home deutlich an) ziemlich detailliert und drastisch gestaltete, und dementsprechend zu Recht das unter Gorehounds auch als Qualitätssiegel empfundene CAT-III verpasst bekam. Doch anders als bei den CAT-III - Klassikern wie zum Beispiel Ebola Syndrom setzt der Regisseur hier nicht nur auf überzogene Gewaltexzesse, sondern erzeugt eine durchgehend düstere, unterkühlte und sehr unangenehme Stimmung, die in Verbindung mit der Geschichte und ihren Grausamkeiten zu der Freigabe führte.
Die Geschichte spielt in Hong Kong, wo ein Serienmörder Polizisten und ihre schwangeren Frauen jagt. Die Taten sind besonders grausam, denn den schwangeren Frauen wird der Fötus durch den Täter entnommen. Bald jedoch geht der ermittelnden Polizei ein erster Verdächtiger ins Netz, der wortkarge junge Mann Chan Kit (Juno Mak). Dieser hat eine traumatische Vergangenheit, die dem Zuschauer in Rückblenden Stück für Stück gezeigt wird.
Revenge – Sympathy For The Devil ist ein unterkühlt erzählter Film, der relativ emotionslos seine Geschichte vorbringt. Trotz der Gräueltaten wird man Zeuge einer Liebesgeschichte, die sich im Originaltitel auch niederschlägt, denn dieser lautet eigentlich Revenge: A Love Story. Visuell über jeden Zweifel erhaben, schwankt der Film zwischenzeitlich und hapert an seiner finalen Charakterentwicklung. Dies tut dem positiven Gesamteindruck allerdings keinen Abbruch, denn der Film befindet sich trotz einiger kleinerer inhaltlicher Schwächen weit über dem Durschnitt ähnlicher Genrebeiträge.
Die Blu-ray aus dem Hause I-On New Media bringt den Film und seine hypnotische Stimmung in Bild und Ton hervorragend zur Geltung. Im Bonussektor befindet sich lediglich eine Programmshow, aber das größte Manko ist die unglaubliche Beschneidung dieser vorliegenden Fassung. Weit über zehn Minuten mussten weichen, bevor man den Film hier veröffentlichen konnte. So bleibt zu hoffen, dass es in absehbarer Zeit über eine Unterlizenz trotzdem eine deutschsprachige ungeschnittene Version geben wird, denn auch wenn der hier vorliegende Film trotz der Kürzungen immer noch sehr unangenehm ist, hat man als Filmfreund doch nur einen Torso des ehemaligen Materials vorliegen.
Revenge – Sympathy For The Devil ist ein düsterer, beeindruckend gefilmter Rachefilm, basierend auf einer Idee des Hauptdarstellers und Sängers Juno Mak, der vorgibt, seine Thematik moralisch zu durchleuchten, jedoch trotzdem relativ unreflektiert auf seine Schauwerte setzt. Dem intelligenten Genrefreund ist dies jedoch egal, denn eine eigene Meinung zu dieser Thematik hat man mit oder ohne diesen Film, und so heißt es, sich ganz der stimmungsvollen, bitterbösen Atmosphäre hinzugeben, und sich einen Film anzuschauen, den es mit solch einer visuellen Wucht nur selten zu sehen gibt.
Christian Funke-Smolka