Review

Höchst beeindruckend gefilmter, erneut, aber diesmal bewusster im vermeintlichen Exploitation-Flair angesiedelter und dort die wahren Bestimmungen von Drama und Thrill findender Nachfolger von Dream Home; zumindest was die Produktionsreihe der ausführenden 852 Films [hk], wenn auch nicht die inhaltliche Übereinstimmung oder die Resonanz angeht. Die noch junge und auf überschaubaren, allerdings jeweils seine Aufmerksamkeit findenden Output zurückblicken könnende Talenteschmiede hat mit "Revenge" A Love Story, wie der Alias des Film sinnigerweise heißt, eine erneut nach außen hin durchaus mit mancherlei derben Grausamkeiten gespickte Erzählung aufgeworfen. Die sich diesmal aber nicht auf eine Aneinanderreihung derer und der vermeintlichen Botschaft dahinter, sondern auf eine in die Seele hineingelegte Zweideutigkeit bestimmter Ereignisse und dem Postulat dadurch hervorgerufener Konflikte verlässt. Rache ja, "Rache" auch, wenn auch sicherlich nicht Anti - Rache, wie einst als geplant intendiert, und ebenso Liebesgeschichte, wenn auch nur kurz unter einem glücklichen Stern:

Nach den brutalen Morden an den Polizisten Ting Wai-kwan [ Lam Ling-yuen ] und Lao Gwai [ Wong Shee-tong ] sowie dessen hochschwangeren Frauen verhaften die aufgescheuchten Kollegen um Jeff [ Chin Siu-ho ] und Kwok-wah [ Tony Ho ] bei einer Kontrollsperre den auffällig flüchtenden Chan Kit [ Juno Mak ], und unterziehen ihn auf Station den gewalttätigen Verhörmethoden. Als durch Chans Freundin Cheung Wing [ Aoi Sora ] währenddessen eine weitere Tat begangen und Chan so zwecks Mangels an Beweisen freigelassen wird, entspinnt sich eine Welle der Gewalt, die bereits sechs Monate zuvor durch den mittlerweile vom Dienst designierten To Hok-seun [ Anthony Lau Wing ] ihren verhängnisvollen Anfang genommen hat.

Wie auch beim produktionstechnischen Vorgänger, der im Nachhinein und bei Anblick der hiesigen Beschaffenheit unverdient die ganze Beachtung der Öffentlichkeit gefunden hat, wird sowohl in der Handlung als auch ihrer Handhabung und der Hintergehung darin der nicht unbedingt versteckte, gleichwohl nicht ausdrückliche Hinweis auf früheres Category III Terrain gegeben. Sind schon die Themen von Gewaltsamkeit, Unnachsichtigkeit, der tatsächlichen und/oder angenommenen Willkür von außen, der übermenschlichen Zähigkeit vieler Beteiligter und die rigorose Kompromisslosigkeit in der Darstellung gegeben, so ist besonders auch die Aufarbeitung in verschiedenen Zeitebenen und unterschiedliche Reihenfolge von Ergebnis und Ursache vorhanden. Erst das Quasi - Ende, der Ausbruch in Schärfe und Vehemenz, dann die Vorgeschichte, die Kausalität. Erst die Dekoration, das Handwerkszeug par excellence. Dann der Putz.

Dabei zeigt das Drehbuch von Jill Leung und Wong Ching-po, der mit Fu Bo (2003) ein anerkanntes, aber auch weitgehend unbekanntes Debüt, mit Jiang Hu (2004) einen intelligenten Blockbuster, mit Mob Sister (2005) ein hochgradig besetztes Scheitern desgleichen und aufgrund dessen danach den vorübergehenden Gang in die Versenkung vorgelegt hat, eine Art Kalender der Geschichte auf. Unterteilt in Kapiteln, die mit teils blumigen, sicherlich pompösen, aber dabei auch schlagend einwirkenden Sätzen wie "The Devil's Grave Raider's Breath", "Before the blood flows, Do not believe the giver of eternal life" oder "They saw the moment when God and the Devil shook hands" als Überschrift und ankündigende Apokalypse formuliert sind, wird das Ereignis aus verschiedenen Augenblicken und so auch Blickwinkeln und mit verschiedenen Ebenen und Enden erzählt. Dabei fungiert man als Übersetzer und Kommentator der jeweiligen Ära und ihrer Episode. Teils mit Affekten aufgeladen, ist die Aufmachung auf jeden Fall eminent, da einflussreich angeflammt und unvergesslich fortbrennend. Teils still aus der Distanz leidend.

Die Inszenierung im Niemandsland der New Territories selber ist weniger emotionell als vielmehr expressiv im visuell kristallklaren Ausdruck, wenig Worte, bis auf Gewalt und Schmerz auch wenig Gefühlsregungen, ein im Grunde einfacher Ablauf mit nur begrenztem Kleinod und ebenso eingeschränkten Freiheitsraum. Das Leben des Paares nicht nur sinnbidllich ein Gefängnis, durch Pech und Umstände und Un- bzw. Böswillen Anderer niemals mit der Chance auf Glück, sondern immer mit entweder Bevormundung und Bedrängnis von außen oder gleich dem Gewahrsam der Gesellschaft. Ein Leben hinter Gittern, was durch den Aufenthalt in der Erziehungsanstalt, dem Gefängnis und gerade dem entscheidenden Zwischenakt im Polizeirevier zu Tage getragen wird. Ein nächtliches Dasein, vermehrt der Farbe entzogen und auch in minderer Lebhaftigkeit, aber besonderer Schattierung dessen gehalten. Oft verzögert sich der Moment zum beinahe lyrischen, umso beängstigenden Stillstand, sei es bei der Flucht von Chan Kit vor der Polizeisperre, sei es bei der Verfolgung und dem Durchbruch des Wagens von Jeff in die Lüfte und ins freie Feld. Gerade der andersartigen, teilweise auch zähen Dramaturgie zugute kommend weißt die Regie mit den Mitteln starker visueller Einflüsse aufzutrumpfen, zeitlupenhaft eingefangene Totalen, Anfälle verschiedener Harmonien, technisch herausragend reproduziert; eine in den langsamen Rausch gefangen nehmende Menge aus wirksamen Vibrationen und sensual glühender Sätze.

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