Review

Als eine kleine B-Perle darf „Retroactive“ wahrhaftig bezeichnet werden, da die Mischung aus Timetravel und Roadthriller hier überraschend gut funktioniert und inszeniert ist, so dass Louis Morneaus („Bats“, „Hitcher II“) kleines Meistwerk ein gewisser Kultstatus nicht abzusprechen ist.

Wir befinden uns irgendwo in Texas auf einem endlosen Highway, der trostloser kaum sein könnte. Ausgerechnet hier fabriziert Polizeipsychologin Karen (Kylie Travis) vor Übermüdung fast einen Unfall und lässt sich von einem eigenartigen Pärchen mitnehmen – nicht ahnend das Frank (James Belushi) ordentlich Dreck am Stecken hat und sie bald in den größten Schlamassel geraten wird. Nicht nur, dass es bald Tote gibt, ganz in der Nähe flüchtet sie auch noch auf ein Gelände, wo ein zurückgezogener Wissenschaftler Zeitexperimente durchführt und sie zurück in die Vergangenheit reisen lässt, wo sie nun erneut die Chance bekommt, dem wahnsinnigen Treiben Franks ein Ende zu bereiten.

Großartig hinterfragen sollte man die Prämisse besonders hinsichtlich der Zeitmaschine, ihrer Entstehung und dem Verbrauch von Computerchips sicher nicht, sondern sich einfach Morneaus toller Inszenierung hingeben. Das Skript hat zwar gerade mal die Substanz einer „Outer Limit“ – Folge, aber das macht Morneau mit reichlich Action wieder wett. Ob Verfolgungsjagden, explodierende Autos, Schießereien – man kann sich an der spektakulären, mit vielen Stunts und Pyrotechnik versehen, Inszenierung kaum satt sehen.

Der Witz dabei ist, dass Karen bei all ihren Bemühungen die Katastrophe zu verhindern bei erneuten Versuchen die Lage nur verschlimmert, so dass es noch mehr Tote und Zerstörung gibt, bis Frank irgendwann dahinter kommt, warum sein vermeintliches Opfer so viel von ihm weiß. Das Ausbügeln von Fehlern führt nur zu neuen Problemen. Gerade so, als würde sich der Verlauf der Zeit nur negativ beeinflussen lassen.

James Belushi, der sich nun schon seit etlichen Jahren mit Rollen der B-Klasse abgeben muss, hat zwar Übergewicht, gibt den durchgeknallten Killer aber mit sehr viel Hingabe. Während M. Emmet Walsh als Tankstellenbesitzer fast nur eine nette Dreingabe ist, kann Kylie Travis als ambitionierte Retterin überzeugen. Die fehlende Überraschung nach ihrer ersten Reise ist ein Mangel des Drehbuchs und sollten keinesfalls ihr zugeschoben werden.

Je länger die Zeit voran schreitet, desto besser kommt „Retroactive“ in Fahrt. Die Action wird besser und nimmt an Häufigkeit zu, wird durch eine tolle Kameraarbeit und Zeitlupenaufnahmen unterstützt. Der Gewaltfaktor bleibt auf einem natürlichen Level und so gibt es bis auf semiblutige Shootouts auch keine unappetitlichen Szenen. Die Tricksereien um die Zeitmaschine sind zwar eher simpler Natur, doch legt Morneau doch eindeutig mehr Wert auf das Geschehen auf dem Highway.

Stetig wird die Spannungsschraube angezogen, nimmt die Handlung, trotz verzweifelter Versuche Karens, einen immer tragischeren Verlauf, in den schließlich auch völlig Unbeteiligte tödlich verwickelt werden und Frank schließlich hinter das Geheimnis der Zeitmaschine kommt. Als die Chose dann das Finale ansteuert und des Rätsels Lösung doch so einfach erscheint, fragt man sich letztlich: Warum nicht gleich so?

Fazit:
Louis Morneau schuf hier ein ziemlich beeindruckendes Kleinod, das man im B-Sektor nicht alle Tage findet. Die actionreiche, spannende Inszenierung ist weit über Genredurchschnitt, die Schauspieler gut und das Skript erfrischend anders. Ein echter Geheimtipp!

Details
Ähnliche Filme